Neue Studie zu Tabakkonsum Verkaufsverbot von Zigis hält Jugendliche nicht vom Rauchen ab

Aufwändig und kaum Wirkung: Jugendliche umgehen Verbote, indem sie die Glimmstängel einfach im Freundeskreis beziehen.

Wer keine Zigaretten kaufen kann, fängt nicht an zu rauchen - so die Überlegung hinter Verkaufsverboten von Zigaretten an Jugendliche. Eine neue, breit angelegte Studie der Universität Basel zeigt nun jedoch: Die Abgabeverbote halten junge Menschen kaum vom Rauchen ab.

Jugendliche bekommen die Zigaretten wohl einfach von älteren Freunden.
Autor: Alois Stutzer Mit-Autor und Ökonomieprofessor an der Universität Basel

«Die Erklärung ist simpel. Es ist viel zu einfach, das Verkaufsverbot zu umgehen», sagt der Basler Ökonomieprofessor Alois Stutzer, der die Studie mitgeleitet hat. «Jugendliche kaufen zwar weniger Zigaretten am Kiosk. Aber sie bekommen sie dann einfach von älteren Freunden.»

Die Studie: 80'000 Jugendliche befragt

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Zwei junge Frauen, eine raucht.
Legende: Studie zeigt: Verkaufsverbot von Zigis führt kaum zu weniger Tabakkonsum. Colourbox

Für die Studie wurden schweizweit über 80'000 Jugendliche unter 21 Jahren zu ihrem Zigarettenkonsum und ihren Einstellungen zum Rauchen befragt.

Seit dem Jahr 2006 führten die meisten Kantone gestaffelt Abgabeverbote von Zigaretten an unter 16- oder unter 18-Jährige ein. Demnach hätten die Verkaufsverbote das Rauchen von Jugendlichen nicht statistisch signifikant reduziert, berichten die Forscher im Fachmagazin «Journal of Economic Behavior & Organization».

Durchgeführt haben die Studie Ökonomen um Armando Meier sowie Alois Stutzer von den Universitäten Basel und Lausanne zwischen den Jahren 2001 und 2016.

Die Studie geht auch der Frage nach, wie Jugendliche zum Rauchen stehen. Die Ergebnisse zeigen, dass Qualmen seit dem Abgabeverbot zwar an «Coolness» verloren habe. Trotzdem griffen die Jugendlichen deswegen nicht weniger zu Zigaretten.

Zwar weniger cool, aber nicht weniger abschreckend

Weiter zeigt die Studie, dass die Jugendlichen Rauchen nicht als gesundheitsschädlicher einschätzten, nachdem das Verbot umgesetzt wurde. «Diese Risikoeinschätzung bleibt unverändert», sagt Wissenschaftler Alois Stutzer von der Universität Basel.

So viel raucht die Schweizer Jugend

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In der Schweiz raucht gut ein Viertel der Bevölkerung ab 15 Jahren.

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind es 32 Prozent. Die Mehrheit greift vor dem 18. Altersjahr zum ersten Glimmstängel.

Bei den 15-jährigen Jugendlichen zeigt sich laut einer Studie aus dem Jahr 2018 ein Rückgang.

Die Forscher zeigen demnach: Ein Verkaufsverbot bringt Aufwand, aber nicht die gewünschten Effekte. «Man sollte sich daher bewusst sein, dass Abgabeverbote - zumindest, wenn sie nicht mit polizeistaatlichen Massnahmen umgesetzt werden - kaum dazu führen, dass weniger geraucht wird», sagt Alois Stutzer.

Auch Frauen greifen zur Zigi

Beim Rauchverhalten zeigen die Daten keinen statistisch erkennbaren Unterschied zwischen jungen Frauen und Männern. Weiter zeigt die Untersuchung, dass ein Verkaufsverbot für Jugendliche auch nicht dazu führt, dass sie im Erwachsenenalter weniger rauchen.

Regional Diagonal: Das Magazin, 10.07.2021, 12:03 Uhr ; 

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