Die Tessiner Polizei hat kürzlich 19 Jugendliche verhaftet, weil sie in Selbstjustiz Jagd auf mutmasslich pädophile Männer gemacht haben. Sie haben sich mit den Männern verabredet und sie dann «bestraft», wie die Jugendlichen sagen. Nun stehen sie selbst vor Gericht. In den Sozialen Medien jedoch stossen die Jugendlichen auf viel Verständnis.
Einer der Tessiner Jugendlichen sagte zudem, dass sie versucht hätten, die Polizei auf einen potenziellen Pädophilen aufmerksam zu machen, aber «leider hat die Polizei nichts unternommen».
Sehen Sie sich die Reportage des Tessiner Fernsehens RSI über die Reaktionen der Tessiner auf den Fall der jungen Pädophilenjäger an.
Selbstjustiz wird breit kritisiert
Neben Tessiner Justizbehörden und Kinderschutzorganisationen wird das Vorgehen der Tessiner Jugendlichen auch von offiziellen, ehrenamtlichen Jägern von Pädokriminellen kritisiert. Diese empfehlen bei derartigen Ermittlungen, alle Informationen an die Polizei weiterzuleiten. So wie es beispielsweise das französischsprachige «Team Moore» macht, das eng mit der Polizei kooperiert.
Sehen Sie sich das Interview auf RTS mit zwei Mitgliedern des «Teams Moore» an, einer Französin und einer Westschweizerin.
Wachsende Nachfrage nach Minderjährigenschutz
In ganz Europa nehmen solche Verfolgungen von Pädokriminellen zu, ob legal oder illegal. Das zeigt, dass es eine wachsende Nachfrage nach dem Schutz von Minderjährigen vor Pädokriminalität gibt.
Dieses Verlangen wurde vom Parlament aufgegriffen. Im September wurden sechs Motionen eingereicht, unter anderem von Nationalrätinnen und Nationalräten der SP, FDP, Mitte, GLP, EVP und Grünen. Sie fordern, dass der Bundesrat gesetzliche Grundlagen und einen Massnahmenplan vorschlägt, um Landeskirchen, Schulen und Vereine, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zur Anwendung von Schutzstrategien und Durchführung von Kontrollen verpflichten.
Zusammenfassung über die Schutzmassnahmen, die das Parlament gegen sexuellen Missbrauch in Jugendorganisationen ergreifen will.
Prävention auch bei Pädophilen
Ein anderer Weg ist der der individuellen Therapie von Pädophilen. Damit soll erreicht werden, dass sie ihre Neigung nie in eine kriminelle Tat umsetzen. Fanny de Tribolet, die Leiterin der Fachstelle zur Prävention von Pädosexualität im Kanton Zürich, hat damit gute Erfahrungen gemacht, wie sie im Interview mit Radio SRF sagt.
Interview mit Fanny de Tribolet, Psychologin und Psychotherapeutin, Leiterin der Fachstelle zur Prävention von Pädosexualität im Kanton Zürich, mit Radio SRF.
Interview mit einem rätoromanischen Pädophilen
Das rätoromanische Fernsehen RTR konnte einen jungen Pädophilen interviewen. Er berichtet über seine Triebe und welche Strategien er anwendet, um nie in die Pädokriminalität abzurutschen.
Sehen Sie sich das Interview mit dem jungen Pädophilen aus Graubünden an.
