Erfolgreiche Landung Wieso China Gestein von der Rückseite des Mondes sammelt

China wagt mit seiner Mondmission ein Novum: Erstmals sollen Gesteinsproben von der Rückseite des Himmelskörpers zur Erde zurückgebracht werden. Ein Experte zum Ziel und zur Chance der Mission.

Das ist passiert: China hat seine Sonde «Chang'e 6» auf der Rückseite des Mondes gelandet und Gesteinsproben von der Mondoberfläche gesammelt. Laut offiziellen Angaben hat die Sonde am frühen Dienstagmorgen die Rückreise zur Erde angetreten. Das Unterfangen gilt als Meilenstein in Chinas Raumfahrtprogramm und im weltweiten Wettlauf von Mondmissionen. «Die Mission ist mit vielen technischen Innovationen, hohen Risiken und grossen Schwierigkeiten verbunden», teilte die chinesische Raumfahrtbehörde China National Space Administration (CNSA) mit.

Komplexes Unterfangen: Die Rückseite des Mondes ist immer von der Erde abgewandt und mit tiefen und dunklen Kratern übersät. «Man kann nicht direkt mit dem Raumfahrzeug kommunizieren», sagt der Raumfahrtexperte und freie Wissenschaftsjournalist Karl Urban. Es sei darum ein Relaissatellit nötig, der die Daten von der Erde zum Mond überträgt und umgekehrt. Gelingt China die Mission, wäre es das erste Mal, dass Gesteinsmaterial von der Rückseite des Mondes auf die Erde gebracht würde. «Es ist ein relativ komplexes Unterfangen, das dort zu machen und insofern eine grosse Leistung.»

Wofür die Gesteinsproben? Das chinesische Landefahrzeug soll mithilfe eines Roboterarms zwei Kilogramm Gesteins- und Bodenproben einsammeln. «Die Mondrückseite ist deshalb interessant, weil sie noch nie beprobt wurde», sagt Urban. Von diesem Gestein erhofft man sich neues Wissen zur Entstehung des Mondes, der Erde und auch über die frühe Geschichte des Sonnensystems. Eine grosse Frage sei etwa der Vulkanismus auf dem Himmelskörper. «Es gibt Anzeichen dafür, dass die Kruste, also diese äusserste feste Schicht des Mondes auf der Rückseite anders ist als auf der Vorderseite», erklärt der Experte.

Suche nach Wasser: Bei der Landestelle von «Chang'e 6» handelt es sich um das Südpol-Aitken-Becken, dem grössten und ältesten Einschlagkrater des Mondes. Dieser hat laut Angaben des Wissenschaftsmagazins «Science» einen Durchmesser von 2500 Kilometern und ist bis zu acht Kilometer tief. «Diese Südpolregion ist deshalb interessant, weil es dort auch Krater gibt, in denen Wassereis vermutet wird», sagt Urban. Das wäre relevant für den allfälligen Bau von Mondbasen in der Zukunft – neben China hegen etwa auch die USA diese Ambition. Vor Ort vorhandenes Wasser würde solche Missionen vereinfachen respektive günstiger machen, weil es nicht von der Erde auf den Mond transportiert werden müsste.

Erfolg der Mission wahrscheinlich: Die chinesische Raumsonde wird Ende Juni wieder auf der Erde erwartet. Experte Urban rechnet der Mission gute Chancen aus. Chinas Raumfahrttechnik sei sehr solide und habe die Ziele in den letzten Jahren sehr erfolgreich erreicht. So handelt es sich um die bereits sechste Mondmission der Chinesen seit 2007. Zuletzt hatte «Chang'e 5» 2020 Proben von der Vorderseite des Mondes zur Untersuchung zur Erde gebracht. Dies gelang zuvor nur den USA und der Sowjetunion – und das ist schon über 48 Jahre her. Zudem hatte China zuvor 2019 mit «Chang'e 4» erstmals einen Rover auf der Rückseite des Mondes gelandet und dort das Terrain erkundet.

Wettlauf zum Mond

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China investiert seit Jahren Milliardensummen in sein ambitioniertes Raumfahrtprogramm und möchte auch auf diesem Gebiet zu den USA aufschliessen. Bis 2030 will China eine bemannte Mission zum Mond schicken. Auch die USA beabsichtigen, über 50 Jahre nach ihren Apollo-Missionen zwischen 1969 und 1972, erneut mit Astronauten auf den Mond zurückzukehren. Nach mehreren Verschiebungen ist die geplante bemannte Mondlandung des Artemis-Programms der Nasa nun für Herbst 2026 vorgesehen. Eine weitere Mondlandung soll 2028 erfolgen. 

SRF 4 News, 03.06.2024, 16:45 Uhr ; 

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