Abruptes Ende des Gipfels Kleine Schritte statt grosse Worte

Trump und Kim kehren mit leeren Händen zurück. Statt Personenkult braucht es nun diplomatisches Geschick.

Es wirkte schon fast, als versuche Donald Trump etwas schön zu reden, wo es nichts mehr schön zu reden gibt. Nahezu händeringend betonte er in einer erstaunlich langen Medienkonferenz, dass der Prozess weitergehe und man als Freunde auseinandergegangen sei.

Wie berichtet Nordkorea über das Scheitern?

Doch das Resultat des Treffens in Hanoi kann ihn nicht zufriedenstellen. Statt mit wehenden Fahnen, muss der amerikanische Präsident nun gesenkten Hauptes nach Washington zurückkehren, wo ihn im Moment noch anderes Ungemach erwartet. Im Unterschied zu Kim Jong-un kann er nicht kontrollieren, was die Journalisten über das Treffen berichten.

Und genau dies wird interessant sein: Wie berichten Nordkoreas Staatsmedien über das Scheitern des Zusammentreffens? Das werden wir wohl frühestens morgen erfahren. Normalerweise braucht der Propaganda-Apparat rund einen Tag, um auf ein aktuelles Ereignis zu reagieren.

Kim kann Treffen als Erfolg verbuchen

Realistisch gesehen ist der Gipfel auch aus nordkoreanischer Sicht gescheitert. Denn die Sanktionen bleiben erhalten und der wirtschaftliche Druck nimmt weiter zu. Im Unterschied zu Donald Trump kann Kim Jong-un das Treffen aber zu Hause trotzdem als Erfolg verbuchen. Einmal mehr wurde er vor den Augen der ganzen Welt als grosser Staatsmann empfangen und nicht mehr als irrer Despot verachtet.

Wenn man trotz der ernüchternden Bilanz etwas Positives sagen will, kann man Donald Trump sicher in einem Punkt recht geben: Kein Deal ist immer noch besser als ein schlechter Deal. In anderen Worten heisst das: Wenn Kim Jong-un sich weiterhin an die Abmachung hält und nicht wieder plötzlich mit Testraketen antwortet, kann der Weg zu einem Frieden weitergehen.

Statt grosser Worten und Versprechen, wird dieser Weg aber wohl aus kleinen Schritten bestehen. Es muss künftig mehr um politische Inhalte, als um politische Köpfe gehen. Solange der Zug von Kim Jong-un und der Streit über das Essen auf den Tellern wichtiger ist als die Verhandlungen selber, scheint eine Lösung des Konfliktes noch weit entfernt.

Pascal Nufer

China- und Ostasien-Korrespondent, SRF

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Pascal Nufer ist China- und Ostasien-Korrespondent von SRF. Davor war er unter anderem Redaktor der «Tagesschau» und freier Südostasien-Korrespondent für Medien wie SRF, RTL, ORF, «Sonntagsblick» oder die «NZZ».

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