International Absturz im Sinai: Indizien deuten auf IS-Bombe hin

Der britische Aussenminister Philip Hammond bestätigt die «hohe Wahrscheinlichkeit», dass eine Bombe des IS den Absturz des russischen Jets auf der Sinai-Halbinsel verursacht hat. Anders tönt es in Russland.

Das Wichtigste in Kürze

  • Hinter dem Absturz steckt nach Überzeugung der Briten der Islamische Staat (IS)
  • Dem IS soll es gelungen sein, eine Bombe an Bord zu schmuggeln
  • Skeptisch bleibt Russland: Nur eine offizielle Untersuchung könne Klarheit bringen
  • SRF-Korrespondent Franzen glaubt nicht, dass der Absturz Putins Syrien-Politik beeinflusst
  • Diverse Airlines streichen ihre Flüge nach Scharm el-Scheich

Grossbritannien hält es für wahrscheinlich, dass die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) für den Absturz des russischen Passagierflugzeugs auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel verantwortlich ist. Es bestehe eine «hohe Wahrscheinlichkeit», dass der IS das Flugzeug zum Absturz gebracht habe, sagte Aussenminister Philip Hammond. Dieses Urteil stütze sich auf Erkenntnisse der Geheimdienste.

Hammond hatte am Mittwochabend nach einer Sitzung des britischen Sicherheitskabinetts erklärt, es gebe Grund zur Annahme, dass der Absturz durch eine Bombe an Bord verursacht wurde.

Auch europäische und amerikanische Sicherheitsexperten sagten der Nachrichtenagentur Reuters, die vorhandenen Spuren deuteten darauf hin, dass der IS eine Bombe an Bord der Maschine geschmuggelt habe.

Keine Bestätigung aus Russland

Bei dem Absturz des Passagierflugzeuges kurz nach dem Start vom Urlaubsort Scharm el-Scheich am Roten Meer waren alle 224 Menschen an Bord getötet worden.

Den Verdacht der Behörden in London bestätigte Russland bisher nicht. Putins Pressesprecher Dimitri Peskov sagte, dass jegliche Theorien zur Absturzursache reine Spekulation seien und nur eine offizielle Untersuchung Beweise liefern kann, was an Bord des Airbus geschehen ist.

Kreml glaubt Informationen aus London nicht

Gemäss SRF-Korrespondent Christof Franzen gab man sich in Moskau erbost darüber, dass die Briten bei der Untersuchung und Ursachenforschung vorgeprescht seien. Aus dem Kreml war immer zu hören, man müsse die offiziellen Untersuchungen abwarten. «Man hat das das Gefühl, dass die russische Regierung irgendwie ein Interesse daran hat, das eigene Volk über die Ursache noch lange im Ungewissen zu lassen.»

Einen Einfluss auf die russische Syrien-Intervention sieht Franzen nicht. «Zumindest ist ein Rückzieher Moskaus aus Syrien nicht zu erwarten», so der Moskauer Korrespondent. Denn die Möglichkeit, dass dieses Unglück einen Zusammenhang zur Militäraktion habe, werde in der Öffentlichkeit kaum diskutiert und somit sei auch nicht mit öffentlichem Druck zu rechnen.

SRF-Nahost-Korrespondent Pascal Weber meint wiederum, dass für Ägypten wirtschaftlich vieles auf dem Spiel steht.«Der Tourismus ist für Ägypten die zweitgrösste Deviseneinnahmen-Quelle. Mehr als drei Millionen Menschen arbeiten direkt in der Tourismus-Industrie.»

Auch die ägyptische Regierung weist die britischen und amerikanischen Vermutungen über eine Bombe als Ursache des Absturzes zurück. Die Ermittler hätten dafür bisher keinerlei Belege gefunden, sagte der Minister für zivile Luftfahrt.

Meistgelesene Artikel