Schaulustige an Zelten
Legende: An der Zeltstadt für Flüchtlinge in Dresden kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Keystone

International Dresden: Gewalt bei Anti-Asyl-Demo

Gewaltsame Proteste gegen ein Flüchtlingslager haben im sächsischen Dresden mehrere Verletzte gefordert. Um die wachsende Zahl von Migranten abzuwehren, will Tschechiens Präsident auch die Armee einsetzen. Unterdessen wächst Ungarns Bollwerk gegen Flüchtlinge an der Grenze zu Serbien.

Bei einer Demonstration der rechtsgerichteten NPD gegen Asylbewerber in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden ist es zu gewalttätigen Ausschreitungen mit Verletzten gekommen.

Rechtsextreme griffen am Freitagabend Gegendemonstranten an. Knallkörper explodierten, es flogen Wurfgeschosse. Drei Menschen wurden verletzt, darunter eine junge Frau, die stark blutend von Sanitätern versorgt werden musste. Etwa 200 Asylgegner standen 350 Gegendemonstranten gegenüber. Polizisten gingen dazwischen.

Rote-Kreuz-Mitarbeiter behindert

In der sächsischen Landeshauptstadt wurden am Abend etwa 500 Flüchtlinge aus Syrien erwartet. Insgesamt sollen an diesem Wochenende 800 Asylbewerber kommen, wie die Landesdirektion Sachsen bekanntgab.

Um sie unterbringen zu können, wurde eine Zeltstadt errichtet. Betreiber des Lagers ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK). Mitarbeiter der Hilfsorganisation waren am Donnerstagabend von Schaulustigen daran gehindert worden, Vorbereitungen für das Lager zu treffen.

Zelte und Lastwagen
Legende: Hunderte Menschen, insbesondere aus Syrien, sollen in Dresdens Zelten untergebracht werden. Keystone

Tschechiens Armee zur Gefahrenabwehr

Derweil hat der tschechische Präsident Milos Zeman als Massnahme gegen Flüchtlingswellen den Einsatz der Armee zur Grenzsicherung vorgeschlagen. Die Abwehr von Gefahren sei schliesslich die Aufgabe einer jeden Armee, sagte Zeman dem Nachrichtenportal «Parlamentni listy».

Er sprach sich zudem gegen eine freiwillige Aufnahme von Flüchtlingen aus, zu der sich die Mitte-Links-Regierung in Prag zuletzt bereiterklärt hatte. Zeman warnte zudem vor IS-Kämpfern unter den Migranten. Gegen die Terrormiliz Islamischer Staat würde er notfalls «das Gewehr in die Hand nehmen und in den Kampf ziehen». Als Präsident hat der 70-Jährige allerdings weitgehend repräsentative Aufgaben.

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Ungarns Grenzzaun bis November fertig

Die ungarische Regierung treibt derzeit ungeachtet internationaler Kritik den Bau eines 175 Kilometer langen Zauns an der Grenze zu Serbien voran, um Flüchtlinge an der Einreise zu hindern. Spätestens November werde der vier Meter hohe Zaun fertiggestellt sein, sagte der Fraktionsvorsitzende der regierenden Fidesz-Partei, Antal Rogan, der Zeitung «Magyar Hirlap».

Die Zahl der Flüchtlinge, die über Ungarn nach Westeuropa zu gelangen versuchten, könne in diesem Jahr auf 200'000 bis 300'000 steigen. Daher sei es besonders gerechtfertigt, den Zaun hochzuziehen. «Darüber kann man streiten, aber mir persönlich fällt keine bessere Lösung ein.» Wenn Flüchtlinge es bis in das Schengen-Land geschafft haben, können sie ohne Grenzkontrollen in andere Länder der Schengen-Zone ausreisen.

2015 bereits über 80'000 Flüchtlinge

Sowohl Serbien als auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen haben das Projekt kritisiert. Ungarn hat in diesem Jahr bislang schon über 80'000 Flüchtlinge registriert, doppelt so viele wie im gesamten vorigen Jahr. Viele kommen aus Kriegsgebieten wie Syrien, Afghanistan und Irak.

Die Unterkünfte in Ungarn sind überfüllt. Vergangenen Monat setzte die Polizei Tränengas ein, als Hunderte Bewohner eines Flüchtlingslagers aufeinander losgingen.

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