Humanitäre Hilfe der Schweiz Zelte für den Winter auf den griechischen Inseln

Die Situation für Flüchtlinge in Griechenland verschlechtert sich. Die DEZA schickt nun 600 Zelte für 3000 Menschen und 500 alte Armeebetten auf die griechischen Inseln.

Die humanitäre Hilfe der DEZA ist selten innerhalb von Europa aktiv. Doch die Situation in Griechenland, wo geflüchtete Menschen ausharren, sorgt nun dafür, dass die DEZA aktiv wird. In diesen Tagen werden Lastwagen in Bern beladen, welche 600 Familienzelte mit dazugehörigen Winterkits nach Athen bringen. Dort werden sie der griechischen Armee übergeben. Diese wird die Zelte nach Lesbos bringen.

Die Lieferung kostet 670'000 Franken. Bereits letzte Woche versandte die DEZA 500 alte Armeebetten, die in verschiedenen Flüchtlingscamps in Griechenland verteilt werden sollen.

Zu wenig Platz für Flüchtlinge

Der stellvertretende Chef der humanitären Hilfe der DEZA Silvio Flückiger sagt: «Die Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln sind total überfüllt. In Lesbos zum Beispiel leben gegenwärtig 14'000 Menschen. Platz hat es in den Flüchtlingslagern für 3500.»

Und tatsächlich ist die Lage so prekär wie schon lange nicht mehr. Das Flüchtlingscamp in Moria ist kaum gewachsen, doch es stranden immer mehr Menschen auf den griechischen Inseln. Im September kamen 10'551 Flüchtlingen an – so viele wie noch nie seit dem Abschluss des EU-Türkei-Deals, der genau das verhindern wollte.

Es gehen weniger Asylentscheide ein, als Menschen ankommen. Von den Inseln dürfen die Menschen lange nicht aufs Festland weiter. Sie sitzen über Monate und zum Teil sogar Jahre fest.

Grauen vor dem nächsten Winter

Angesichts der prekären Situation vor dem Wintereinbruch leistet die Schweiz nun also humanitäre Hilfe. Bei den Helferinnen und Helfern auf Lesbos wird die Nachricht der Lieferung positiv aufgenommen.

Die Schweizer NGO «Better Days» hat schon fünf Winter auf Lesbos erlebt und verfolgt, wie nun in einem weiteren Jahr die Vorbereitungen auf den Winter stocken. Die Präsidentin Elena Moustaka sagt: «Uns graut es vor dem nächsten Winter im überfüllten Moria-Camp. Besonders erschrocken sind wir aber auch von der Unwilligkeit europäischer Länder, etwas an der Situation zu ändern und sich an Versprechen zu halten, menschenwürdige Verhältnisse für Tausende von Menschen zu garantieren.»

Forderung nach europäischem Verteilschlüssel

Auch Amnesty International begrüsst das Engagement der DEZA. Diese Lieferung sei aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Laut der Leiterin der Kommunikationsabteilung Alexandra Karle brauche es vor allem politische Lösungen: «Uns geht es ja vor allem darum, die Menschen von den Inseln wegzubekommen. Da sind Familien mit Kindern, schwangere Frauen, Alte, Kranke, Menschen, die Folter erlitten haben.»

Amnesty International fordert, dass sich die Schweiz an einem europäischen Verteilschlüssel beteiligt, damit die Flüchtlinge nicht weiter in dieser Situation ausharren müssen.

Auch bei der DEZA ist klar, dass humanitäre Hilfe allein nicht reicht. Silvio Flückiger von der DEZA sagt: «Die Schweiz leistet hier Nothilfe, weil die Situation vor Ort nicht gut ist. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, ist aber sicherlich die Politik gefragt.»

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