International «Putin trickst in letzter Zeit sehr viel»

Was ist dran an Putins Versprechen nach dem Gespräch mit Burkhalter? Korrespondent Christoph Wanner analysiert.

Noch begraben die Menschen in Slawjansk ihre Toten, noch ist kein einziger russischer Soldat von der Grenze zur Ukraine abgezogen. Und doch, es ist das erste Mal, dass sich Putin direkt an die Separatisten wendet. Und die Separatisten? Die Reaktion von diesen sei sehr unterschiedlich, sagt SRF-Korrespondent Christoph Wanner. Er befindet sich zurzeit in Donezk.

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«Der Chef der Wahlkommission der Donezker Volksrepublik sagt etwa, dass man das Referendum auf jeden Fall durchführen wolle», berichtet Wanner. Die pro-russischen Kräfte wollen in den Gebieten Donezk und Luhansk per Abstimmung klären lassen, ob sich das Volk in der Ostukraine von Kiew abspalten möchte. Sie wollen eigene Volksrepubliken. Das Referendum ist für Sonntag geplant.

Auch in Slawjansk sind die pro-russischen Separatisten laut Wanner nicht zu einer Umkehr bereit. «Die Pressesprecherin des Milizenchefs in Slawjansk hat gesagt: Wir warten ab und sehen, ob es tatsächlich zu einem Dialog mit Kiew kommen kann.»

Russland unter Druck

Vor allem in Slawiansk sehe man jetzt, ob das nur Lippenbekenntnisse von Putin seien, oder ob Putin nur versuche, sein Land aus der internationalen Schusslinie zu nehmen, so Wanner. Denn: «Die Kritik aus dem Westen setzt Russland extrem unter wirtschaftlichen Druck.»

Es gibt eine enorme Kapitalflucht, 70 Milliarden US-Dollar sind es allein im ersten Quartal. Das ist so viel wie im ganzen letzten Jahr Kapital aus Russland abgezogen wurde. «Es könnte daher sein, dass Putin jetzt zu den Separatisten sagt: Haltet euch zurück, verschiebt euer Referendum», vermutet Wanner. Damit wolle Putin zeigen, dass er gar keinen so grossen Einfluss auf die pro-russischen Aktivisten habe, wenn die Separatisten dann doch ihr Referendum durchführten.

«Man muss bei Putin sehr stark aufpassen. Er trickst in letzter Zeit sehr viel und hat die internationale Staatengemeinschaft in den letzten Monaten immer wieder am Nasenring durch die Manege gezogen», so Wanner. Das habe ja das Beispiel Krim auch gezeigt. «Da hat er ja auch mit dieser Annexion die internationale Staatengemeinschaft regelrecht vorgeführt.»

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