International Trotz Feuerpause: Kämpfe in Aleppo gehen weiter

Wochenlang waren hunderttausende Menschen in der belagerten Stadt von der Aussenwelt abgeschnitten. Nun hat Russland eine tägliche Feuerpause angekündigt, damit Zivilisten mit Hilfsgütern versorgt werden können. Doch trotz Feuerpause schlagen in den Rebellengebieten offenbar weiter Granaten ein.

Die russische Armee hat für die syrische Stadt Aleppo eine tägliche dreistündige Feuerpause angekündigt. In der Zeit sollen die Zivilisten mit Hilfsgütern versorgt werden. Ab Donnerstag würden jeweils von 10 bis 13 Uhr Ortszeit alle Kämpfe, Artillerie- oder Luftangriffe eingestellt, sagte ein Vertreter des russischen Generalstabs in Moskau.

Russland unterstützt die syrischen Regierungstruppen. Das Verteidigungsministerium sprach von «humanitären Zeitfenstern». Während der Feuerpause werde es weder Angriffe aus der Luft noch mit Artillerie geben, hiess es weiter.

Doch offenbar wird die angekündigte Waffenruhe nicht eingehalten: Mehrere Male nach deren Start schlugen Granaten in den Rebellengebieten Aleppos ein, wie die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigt.

Freier Zugang als Gesprächsvoraussetzung

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UNO und EU geht die angekündigte Feuerpause nicht weit genug. Sie hatten gefordert, die Kampfhandlungen für 48 Stunden einzustellen, um humanitäre Hilfe leisten zu können. Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in Aleppo, das als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg gilt. Neben einem Mangel an medizinischer Versorgung gibt es seit Tagen kein fliessendes Wasser in der Stadt.

Die USA und Frankreich haben die Fortsetzung der Gespräche für eine Beilegung des Syrien-Konflikts an den freien Zugang für Hilfsorganisationen nach Aleppo geknüpft.

Lebensmittel für Aleppo

Ende Juli war es Regierungstruppen gelungen, nach jahrelangen Kämpfen den Belagerungsring um die noch von Rebellen gehaltenen Stadtteile zu schliessen. Am Samstag kämpfte ein islamistisch geführtes Rebellenbündnis von Südwesten kommend einen neuen Korridor frei, der aber weiter unter Beschuss liegt.

Heute hatten zum ersten Mal seit Wochen Transporter mit Nahrungsmitteln die Rebellengebiete im Osten der syrischen Metropole erreicht. Der verhältnismässig kleine Transport habe vor allem aus frischem Gemüse bestanden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Fünf Tote nach Luftangriffen

Aktivisten aus der Stadt berichten, dass die Wege in die Rebellengebiete immer wieder unter Beschuss durch Artillerie und Luftangriffe des syrischen Regimes und ihrer Verbündeten stehen. Am Dienstag hatte die syrische Regierung vermeldet, dass sie die Belagerung, die zuvor von islamistisch geführten Aufständischen gebrochen worden war, wieder hergestellt hätte.

Unterdessen gingen die Angriffe auf die umkämpfte Metropole Aleppo weiter. Nach Angaben von Aktivisten wurde ein medizinisches Ausbildungszentrum bei Aleppo durch einen Luftangriff getroffen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens fünf Toten.

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