Südlibanon Angriffe auf UNO-Soldaten: das Wichtigste zu den Blauhelmen

In den vergangenen Tagen wurden Soldaten der Unifil in Südlibanon verletzt. Hier erfahren Sie mehr zu den Blauhelmen.

Was ist Unifil? Unifil (United Nations Interim Force In Lebanon) ist die bewaffnete Friedenstruppe der UNO in Libanon. Derzeit sind rund 10'000 Friedenssoldaten aus rund 50 Ländern in Südlibanon im Einsatz. Die Blauhelmsoldaten sollen die UNO-Resolution 1701 aus dem Jahr 2006 durchsetzen. Demnach dürften keine Milizen in Südlibanon geduldet werden und dort keine Waffenstationierungen erfolgen. 

Drei UNO-Soldaten blicken auf Landschaft mit Bergen.
Legende: Soldaten der UNO-Friedensmission beim Bewachen der israelischen Stadt Misgav Am. (9.10.2023) Keystone / WAEL HAMZEH

Der Ursprung der Unifil: Die Blauhelm-Truppe wurde 1978 ins Leben gerufen, mit dem Ziel, den Abzug der israelischen Truppen zu überwachen. Zuvor war Israel in Südlibanon einmarschiert und hatte das Gebiet besetzt. 1982 marschierte Israel erneut ein und zog sich nach einem langen Konflikt im Jahr 2000 wieder zurück. Da es zu diesem Zeitpunkt keine vereinbarte Grenze gab, legten die Vereinten Nationen eine Grenze zwischen Libanon und Israel fest, die sogenannte Blaue Linie. Diese wird von der Unifil überwacht.

Soldat inspiziert UNO-Fahrzeugreihe.
Legende: Ein französischer Soldat der UNO-Friedenstruppe bereitet sich am 16.9.2006 im Hafen von Beirut darauf vor, in den Süden zu ziehen, um die Unifil-Truppen zu ergänzen. Keystone / PETROS KARADJIAS

Die Aufgaben der Blauhelme seit 2006: Nach dem einmonatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 erweiterten die Vereinten Nationen den Auftrag der Unifil. Sie erlaubten den Einsatz von Friedenstruppen entlang der israelischen Grenze, um die Beendigung der Feindseligkeiten zu überwachen und eine Pufferzone für den Schutz der Bevölkerung zu schaffen.

Beziehung zwischen Israel und den Vereinten Nationen: Israel beschuldigt die Vereinten Nationen seit Langem, voreingenommen gegen das Land zu sein. Die Beziehung zwischen Israel und den Vereinten Nationen hat sich in letzter Zeit weiter verschlechtert. Anfang Oktober erklärte der israelische Aussenminister Israel Katz den Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, zur Persona non grata in Israel.

Warum wurden die UNO-Soldaten verletzt? Die israelischen Streitkräfte kämpfen in Südlibanon gegen die Terrormiliz Hisbollah. Dabei sind die UNO-Blauhelme – aus israelischer Sicht – im Weg, erklärt Fredy Gsteiger, SRF-Korrespondent für internationale Beziehungen . Zudem verschanzen sich Hisbollah-Kämpfer zum Teil in der Nähe von Unifil-Standorten. Deshalb haben die Israelis inzwischen mehrfach Unifil-Soldaten und -Infrastruktur angegriffen, sagt Gsteiger. Angriffe auf UNO-Blauhelmtruppen sind völkerrechtswidrig.

Kollateralschaden oder gezielte Angriffe: Israel sagt, dass es sich bei den Angriffen auf Unifil-Soldaten um Kollateralschäden handelt. Laut Gsteiger erachten viele die Angriffe jedoch als gezielt, um die Unifil-Truppen zum Abzug zu bewegen. Am Sonntag nach den Angriffen forderte Israels Premierminister Benjamin Netanjahu denn auch den sofortigen Abzug der UNO-Truppen aus Südlibanon.

Internationale Reaktion auf Angriffe: Israel missachtet das Völkerrecht in manchen Fällen – so wie auch Terrormilizen wie die Hamas oder die Hisbollah. Israel wird deshalb auch international scharf kritisiert. Zahlreiche Länder haben Sanktionen gegen Israel verhängt, etwa indem sie Israel keine Waffen liefern oder das Land diplomatisch nicht anerkennen. Für weltweit verbindliche UNO-Sanktionen gegen Israel bräuchte es einen Beschluss des UNO-Sicherheitsrats, erklärt Gsteiger. Ein solcher kam bisher nicht zustande, weil nicht zuletzt die USA als Vetomacht Sanktionen gegen Israel ablehnen.

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Tagesschau, 14.10.2024, 12:45 Uhr ; 

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