US-Wahlkampf in Pennsylvania Latinos könnten umkämpften Swing State entscheiden

2016 hat Trump in Pennsylvania gewonnen, 2020 Biden – mit nur rund 80'000 Stimmen Vorsprung. Die rund 615'000 stimmberechtigten Hispanics stehen darum im Fokus.

In Allentown, der drittgrössten Stadt in Pennsylvania, machen Latinas und Latinos über die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner aus – 54 Prozent. Die meisten von ihnen stammen aus Puerto Rico und sind wahlberechtigt, so auch Victor Martinez. Er ist Moderator einer Radio-Morgenshow und Inhaber des grössten Lokalradios, des spanischsprachigen Senders «La Mega».

Martinez sagt: «Ich bin als Unabhängiger registriert und habe in der Vergangenheit für Kandidaten beider Parteien gestimmt.» Er schaue jeweils, wer die besseren Ideen habe und sich mehr für «seine» Leute einsetze.

Sorge um Lebenshaltungskosten

Die grösste Sorge der lateinamerikanischen Gemeinschaft seien die Lebenshaltungskosten. Doch Victor Martinez findet, dass sich viele die Rechnung zu einfach machten, wenn sie sagen, mit Donald Trump als Präsident sei das Leben billiger gewesen. Das möge zwar stimmen, doch: «Das heisst nicht, wenn Trump gewählt wird, dass wir wieder in die Zeit vor Corona zurückkehren.»

Victor Martinez will für Kamala Harris stimmen. Auch wegen der Art und Weise, wie Donald Trump über Migrantinnen und Migranten spricht: «Wenn jemand Latinos angreift, nehmen wir das persönlich. Wenn Trump gegen Einwanderer hetzt, sie als Vergewaltiger, Verrückte und Kriminelle bezeichnet, dann sind wir beleidigt, weil er alle in den gleichen Topf wirft.»

In Allentown seien spanischsprechende Menschen willkommen, sagt Victor Martinez. Denn nicht zuletzt Menschen aus Puerto Rico hätten dazu beigetragen, dass der Ort nicht zu einer Geisterstadt wurde, als 2003 eines der grössten Stahlwerke der Welt im benachbarten Bethlehem für immer schloss. «Die Puerto Ricaner blieben und es kamen stets weitere Hispanics, die in dieser Gegend eine grosse Chance sahen. Nun sind wir es, die in all den Lagerhäusern arbeiten und die Stadt beleben.»

Wirtschaftswachstum dank Gesundheitssektor und Regierungshilfen

Der erste Latino-Stadtpräsident von Allentown, der Demokrat Matt Tuerk, pflichtet ihm bei. Er arbeitete zuvor für die Wirtschaftsförderung der Stadt und ist überzeugt, dass die Stadt nicht zuletzt auch dank neuen Jobmöglichkeiten im Gesundheitswesen und dank Fördergeldern der jetzigen Regierung wachsen konnte. «Ich bin sicher, Vizepräsidentin Kamala Harris wird den jetzigen Kurs der Regierung weiterverfolgen, wenn sie Präsidentin wird.»

Matt Tuerk ist zuversichtlich, dass Harris gewinnt. Der Wahlkreis Lehigh County, in dem Allentown liegt, sei in der Vergangenheit immer wieder ein sogenanntes Bellwether County gewesen: ein Bezirk, in dem die Wahl gleich ausgeht wie auf nationaler Ebene. «Ich habe mit vielen registrierten Republikanerinnen und Republikanern und Unabhängigen gesprochen, die mir gesagt haben, dass sie für Harris stimmen werden, weil sie an Anstand und Integrität glaubten.»

Gemäss Umfragen hat Trump jedoch Boden gut gemacht bei Latinos im Vergleich zu vor vier Jahren. Die Latinas und Latinos in Allentown und Pennsylvania könnten den Unterschied ausmachen in diesem wichtigen und umkämpften Bundesstaat. Der Wahlausgang hängt auch davon ab, welches Lager besser mobilisieren kann.

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Echo der Zeit, 18.10.2024, 18:00 Uhr

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