US-Wahlen «Clinton hatte den besseren Abend»

Im ersten TV-Duell vor den US-Präsidentschaftswahlen hätten beide Kandidaten ihre Anhänger zu überzeugen vermocht, meint SRF-Korrespondentin Priscilla Imboden. Entscheidend sei jedoch, wer bei den noch Unentschlossenen mehr punkten konnte. Diesbezüglich sieht sie Hillary Clinton als Siegerin.

SRF News: Wer von den beiden Kandidaten hat den besseren Eindruck gemacht?

Priscilla Imboden

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Priscilla Imboden

Priscilla Imboden ist schweizerisch-amerikanische Doppelbürgerin und war vier Jahre lang als USA-Korrespondentin für SRF tätig, bevor sie zur Bundeshausredaktion von Radio SRF stiess. Davor arbeitete sie bereits während acht Jahren in der Wirtschaftsredaktion von Radio SRF in Bern.

Priscilla Imboden: Hillary Clinton war ruhiger, sie wirkte gelassen und kompetent und liess sich nicht provozieren. Donald Trump dagegen wirkte wütend, fiel dem Moderator immer wieder ins Wort, ging auf jede Provokation Clintons ein und griff sie an. Beide Kandidaten haben damit ihr eigenes Publikum gut bedient. Die zentrale Frage ist jedoch, wer die unentschiedenen Wähler besser überzeugen konnte. Und diesbezüglich hatte Clinton wohl den besseren Abend. Es ist ihr gelungen, Trump als aufbrausenden Schwindler darzustellen.

Wie ist ihr das gelungen?

Sie lächelte und griff an. Gnadenlos drängte sie Donald Trump in die Enge, kritisierte ihn wegen seinen Bankrotten und seiner Weigerung, die Steuererklärung zu veröffentlichen. Und sie bezeichnete seine jahrelange Behauptung, Barack Obama sei kein US-amerikanischer Staatsbürger als rassistisch. Gleichzeitig gelang es ihr, aufzuzeigen, dass Trump keine Rezepte hat, beispielsweise zur Bekämpfung des sogenannten Islamischen Staates.

Hat sie damit ihr Ziel erreicht, weitere moderate Wähler von sich zu überzeugen?

Das bleibt fraglich, trotz des besseren Auftritts in der Debatte. Auch Hillary Clinton ist mehrheitlich unbeliebt, die Wähler vertrauen ihr nicht. Das versuchte sich Trump zu Nutze zu machen, indem er sie als Teil des Establishments darstellte, die die Probleme des Landes mitverschulde. Das hat Wirkung in einem Wahljahr, das von enormem Misstrauen gegenüber den Institutionen geprägt ist. Auch dass sich Trump als erfahrener Geschäftsmann und Führerfigur präsentierte, kommt – zumindest bei seinen Unterstützern – immer gut an.

Dennoch bezeichnen Sie Trumps Auftritt als wenig präsidial.

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Trump versuchte sich zunächst zurückzuhalten, dann reagierte er aber schnell erbost und teilweise mit langwierigen Gegenangriffen. Er zuckte bei jeder Attacke auf und widersprach häufig seinen eigenen Zitaten, die Clinton genüsslich präsentierte. Souverän war das nicht. Erst recht nicht, weil Clintons Strategie, ihn zu ärgern, schon im Vorfeld bekannt war. Sogar der konservative TV-Sender Fox News gab ihm schlechte Noten für seinen Auftritt.

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