Wirbelsturm im Süden der USA Hurrikan «Milton» trifft an Floridas Westküste auf Land

Der Sturm gehört zu den Hurrikans mit den höchsten je gemessenen Geschwindigkeiten. Ein Überblick.

Worum geht es? Hurrikan «Milton» hat die Westküste Floridas erreicht. Der Sturm traf mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu 193 Kilometern pro Stunde auf Land, wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte. Erst vor wenigen Tagen hatte der leicht schwächere Hurrikan «Helene» in der Region für schwere Schäden und zahlreiche Todesopfer gesorgt.

Wie heftig ist der Sturm? Kurz bevor «Milton» auf die Küste traf, war er von der höchsten Kategorie 5 zunächst auf die Stufe 4 und schliesslich auf 3 herabgestuft worden. Angesichts der schieren Grösse des Sturms blieben die Warnungen jedoch unverändert dringlich. Laut SRF-Meteorologe Simon Eschle ist «Milton» ein aussergewöhnlicher Hurrikan. «Er gehört zu den Hurrikans mit den höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten. Zudem hatten erst vier Hurrikans einen tieferen Druck.» Grundsätzlich gilt: je tiefer der Druck, desto intensiver der Hurrikan. Bereits vor der Ankunft des Hurrikans wüteten in Teilen Floridas Tornados.

Wie entsteht ein Hurrikan? Ein Grund für die Intensität von «Milton» ist die Wärme im Golf von Mexiko. Sie dient sozusagen als Treibstoff für den Hurrikan. Ein tropischer Wirbelsturm entsteht, wenn Luft über der Meeresoberfläche aufsteigt, abkühlt und wieder nach unten fällt. Dadurch bildet sich ein vertikaler Wirbel.

«Durch den Klimawandel werden die Meere in Zukunft immer wärmer», erklärt SRF-Meteorologe Simon Eschle. «Man geht davon aus, dass Hurrikans in Zukunft intensiver werden.»

Wie ist die Lage in Florida? In den Küstengebieten wurden Millionen Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. Laut lokalen Behörden und der US-Regierung geht um «Leben und Tod». Auch Mobilheime, Pflegeheime und Einrichtungen für betreutes Wohnen mussten zwangsevakuiert werden. Derzeit sind laut der Übersichtsplattform «poweroutage» über eine Million Haushalte im Bundesstaat ohne Strom. «Milton» soll nun von der Golfküste Floridas aus über den Bundesstaat hinweg in Richtung Atlantik ziehen. Es wird auch jenseits der Küsten mit schweren Zerstörungen gerechnet.

Weshalb sehen einige Bewohnerinnen und Bewohner von einer Evakuierung ab? «Es gibt natürlich Leute, die das unterschätzen, auch weil sie selbst noch nie einen wirklich starken Wirbelsturm erlebt haben», so der ehemalige SRF-Korrespondent in Miami, Matthias Kündig. Auch gäbe es natürlich finanzielle Hürden, wenn es darum geht, eine Ersatzbleibe zu mieten. Und schliesslich seien nach einem Wirbelsturm meist die Strassen versperrt, was beispielsweise den Zugang der Sicherheitskräfte wie der Polizei einschränkt. Das bedeutet: «Viele, gerade Eigenheimbesitzer, haben schlicht Angst, das eigene Haus zu verlassen, weil sie befürchten, dass es dann geplündert wird.»

«Milton» befeuert Verbreitung von Falschnachrichten

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Vor der Ankunft von Hurrikan «Milton» florieren in den betroffenen Gebieten Gerüchte, die die Hilfsmassnahmen behindern. Dies befeuert die politische Diskussion um den Umgang mit Falschnachrichten und Verschwörungstheorien.

Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass Naturkatastrophen Gerüchte befeuerten, zitierten US-Medien die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell. Mit dem aktuellen Ausmass habe sie aber nicht gerechnet: «Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe.»

Menschen in den betroffenen Gebieten würden durch kursierende Gerüchte davon abgehalten, Hilfe zu suchen. Deshalb hat die Behörde eine Website eingerichtet, auf der Falschnachrichten widerlegt werden – zum Beispiel die Behauptung, die Katastrophenschutzbehörde verhindere in Florida Evakuierungen. «Das ist ein schädliches Gerücht, das Leben in Gefahr bringen kann», hiess es auf der Seite, «wenn Sie zur Evakuierung aufgefordert werden, tun Sie das sofort.»

Was hat der Sturm mit der ISS-Mission der «Crew 8» zu tun? Wegen des Hurrikans muss die «Crew 8» einige Tage länger als geplant im All bleiben. Die Nasa-Astronauten Matthew Dominick, Michael Barratt und Jeanette Epps sowie der Kosmonaut Alexander Grebenkin hatten eigentlich schon am Montag von der Internationalen Raumstation ISS abdocken sollen.

Weil ihre Kapsel aber vor Florida im Meer landen soll, sei die Rückkehr nun erst einmal auf Sonntag verschoben worden, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Derweil veröffentlichte Astronaut Dominick ein Video, das den Hurrikan Milton von der Raumstation ISS aus zeigt.

SRF 4 News, 10.10.2024, 04:00 Uhr ; 

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