Atom-Endlager Nördlich Lägern Nagra-Chef: «Die Geologie hat gesprochen»

Nördlich Lägern ist laut Matthias Braun der sicherste Ort für ein Tiefenlager: Hier eignet sich die Geologie am besten.

Wohin mit dem Atommüll? Das steht nun fest: Er soll dereinst in der Region Nördlich Lägern vergraben werden. Das 123 Quadratkilometer grosse Gebiet nördlich der Stadt Zürich umfasst 15 Gemeinden – drei davon liegen im Kanton Aargau.

Gegenüber Radio SRF begründet Nagra-Chef Matthias Braun die Standortwahl wie folgt: «In Nördlich Lägern haben wir den besten Standort für ein Tiefenlager gefunden, mit den grössten Sicherheitsreserven. Erfreulich ist, dass wir einen eindeutigen geologischen Entscheid haben. Die Geologie hat gesprochen.»

Kartenausschnitt Nordschweiz mit Nördlich Lägern
Legende: Der Standortvorschlag der Nagra in der Region Nördlich Lägern. Nagra

Doch hat die lokale Bevölkerung eine direkte Möglichkeit, mitzubestimmen? Braun erklärt, man habe sehr viel mit der betroffenen lokalen Bevölkerung zusammengearbeitet. So seien zum Beispiel die Standorte der Oberflächenanlagen zusammen mit den Kantonen und den Regionalkonferenzen bestimmt worden.

«Es wird eventuell nach einem Bundesratsentscheid und einem Beschluss des Parlaments ein Referendum möglich werden. Vorher gibt es auch noch eine Vernehmlassung, in der sich jeder Bürger vernehmen lassen kann», sagt Nagra-Chef Braun.

Die Geologie in Nördlich Lägern

Box aufklappen Box zuklappen

Die wichtigsten natürlichen Barrieren bei einem geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle sind stabile und dichte Gesteinsschichten. Sie sollen verhindern, dass Radioaktivität aus dem Tiefenlager austreten kann.

Nach Angaben des Kantons Zürich liegt im Zürcher Unterland mit dem Opalinuston ein Gestein für das Tiefenlager vor, das praktisch wasserundurchlässig ist und sich selbst abdichtet, wenn es mit Wasser in Kontakt kommt. Geologen hätten zudem die Langzeitstabilität der Gesteinsschicht als günstig beurteilt, heisst es weiter. Gemäss Erkenntnissen der Nagra aus den Tiefbohrungen sei der Opalinuston sehr dicht.

Über die Gründe für diese Standortwahl und über das weitere Vorgehen werden das Bundesamt für Energie, die Nagra, die betroffenen Kantone und das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) am Montagmorgen in Bern informieren.

Ablehnung und Akzeptanz

In der Region Nördlich Lägern hat sich in der Vergangenheit Widerstand gegen ein atomares Endlager formiert. Allen voran die Präsidentin des Vereins «Nördlich Lägern ohne Tiefenlager», Astrid Andermatt, im aargauischen Lengnau.

Sie ist enttäuscht vom Entscheid, aber gibt sich kämpferisch: «Verständnis habe ich natürlich nicht. Wenn man das seriös anschaut, weiss man, dass noch so viele technische Fragen offen sind, die nicht gelöst sind, auch geologische.»

Für das atomare Endlager steht das Gebiet in der Gemeinde Stadel (ZH) im Fokus. Gemeindepräsident Dieter Schaltegger sagt, er sei nicht überrascht. Es sei eigentlich schon immer klar gewesen, dass der Standort Nördlich Lägern in Stadel Haberstal der sicherste ist und hier eine gute Geologie bestehe.

Kritiker des Atomendlagers hätten bereits moniert, dass Nördlich Lägern ein politischer Entscheid sei, sagt SRF-Korrespondent Simon Hutmacher: «Der Widerstand sei hier kleiner als in den anderen beiden Regionen und deshalb habe sich die Nagra für den einfacheren Weg entschieden.»

Tagesschau, 10.09.2002, 19:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel