Autobahn A9 im Wallis Bald freie Fahrt durchs Oberwallis? Nicht ganz

Die Ausgangslage: Der Bau der Autobahn im Oberwallis klemmt und stockt seit Jahrzehnten. Am Dienstag hat der Kanton Wallis nun gute Nachrichten verkündet. Der zuständige Staatsrat Franz Ruppen spricht gar von einem «Meilenstein in der Geschichte des Oberwalliser Autobahnbaus»: Ab dem Herbst 2025 können Autos, Camions und Motorräder zwischen Brig und Gampel durchgehend auf der A9 fahren, sie müssen nicht mehr auf die Kantonsstrasse ausweichen. Konkret: Die Umfahrung Visp soll nächsten Sommer ganz für den Verkehr freigegeben werden, bislang ist das nur in Teilen der Fall. Ein paar Monate später soll auch der Abschnitt zwischen Visp und Raron eröffnet werden.

Der Hintergrund: Es sind die wohl «längsten» 30 Kilometer der Schweiz: das Teilstück der Autobahn A9 im Oberwallis. Denn obwohl seit Jahrzehnten zwischen Brig und Siders geplant und gebaut wird, ist die Autobahn im Oberwallis noch immer nicht durchgehend realisiert und befahrbar. Es hapert: Skandale, Pannen und juristische Streitigkeiten verzögern den Bau und den Anschluss ans Nationalstrassennetz immer wieder. Wann die Autobahn im Oberwallis durchgehend befahrbar sein wird, das ist derzeit unklar.

Die Schwierigkeiten: Der Bau der Autobahn im Oberwallis gilt als kompliziert. «Es kommen hier viele Faktoren zusammen», sagt Valentina Kumpusch, Vizedirektorin des Bundesamts für Strassen Astra. Zum Beispiel die Topografie: «Aufgrund der Verhältnisse sind viele Kunstbauten wie gedeckte Abschnitte oder Tunnel nötig. Auch, weil man möglichst viele Dörfer und Gemeinden umfahren will. Das erhöht die Komplexität in puncto Technik, Verfahren und Baudauer.» Im Unterwallis zum Beispiel, wo die A9 bereits seit 20 Jahren fertig gebaut ist, sei dies anders: «Dort haben wir weitgehend eine offene Strecke.»

Blick ins Rhonetal: Autobahn von Gampel Richtung Raron
Legende: Fehlende 50 Zentimeter: Ein Teil der Strecke zwischen Raron und Gampel war zunächst zu wenig breit. Die Episode ist eine von vielen Baupannen in der Geschichte des Oberwalliser Autobahnbaus. Keystone/Anthony Anex

Die Sorgenkinder: Ein Sorgenkind der A9 ist der Riedbergtunnel. Das gut 500 Meter lange Bauwerk bereitet den Behörden seit Jahrzehnten Kopfzerbrechen. Grund: Der Hang oberhalb des Tunnels rutscht. Obwohl die Kosten auf mittlerweile rund 200 Millionen Franken angestiegen sind – beim Spatenstich vor zwanzig Jahren rechneten die Behörden mit 50 Millionen Franken –, hält die Regierung am Riedbergtunnel fest. «Es gibt kein Zurück mehr», stellt Staatsrat Franz Ruppen klar. Erst vor ein paar Wochen hat die Kantonsregierung entschieden, einen Entwässerungsstollen zu bauen, um den Hang zu stabilisieren. Kostenpunkt: 25 Millionen Franken.

Der Pfynwald: Ein weiteres Sorgenkind ist der Abschnitt durch den Pfynwald zwischen Siders und Leuk. Eigentlich war alles bereit. Aber weil der Bau verzögert wurde, lief die Projektbewilligung aus. Der Kanton war gezwungen, das Plangenehmigungsverfahren nochmals zu starten. «Wir haben dadurch viel Zeit verloren», sagt Staatsrat Franz Ruppen. Nun stockt es aber wieder. Eine Naturschutzorganisation hat Einsprache erhoben. Sie wehrt sich gegen eine Fussgängerpasserelle, welche als Kompensationsmassnahme Teil des Projekts ist. Seit zehn Jahren warte man nun auf eine Projektbewilligung, seit zwei Jahren sei der Fall beim Bundesgericht hängig, so Franz Ruppen. «Wir warten sehnlichst auf den Entscheid, damit wir die Plangenehmigung erhalten, sei es mit oder ohne Passerelle.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 22.10.2024, 17:31 Uhr ; 

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