Boostern gegen Omikron Berger: «Mit Impfen allein halten wir die Welle nicht in Schach»

Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen Ekif, erklärt im Interview mit SRF, dass die Wartefrist zwischen Zweit- und Drittimpfung in den nächsten Tagen definitiv von sechs auf vier Monate verkürzt werde, so wie es der Bundesrat am Freitag bereits angekündigt hatte. Und: Die Empfehlung werde eine Priorisierung enthalten. Dennoch wird laut dem Ekif-Chef die Omikron-Welle die Schweiz mit Wucht erfassen.

Christoph Berger

Kinderarzt und Infektiologe

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Christoph Berger ist Kinderarzt und Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Er ist zudem Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).

SRF News: Wann wird die Eidgenössische Kommission für Impffragen welche Empfehlung abgeben?

Christoph Berger: Diese Empfehlung kommt in den nächsten Tagen. Es geht darum, dass man das Minimalintervall für die Boosterimpfung von sechs auf vier Monate verkürzt. Die Empfehlung wird für alle ab 16 Jahren sein, die sich boostern lassen können.

Die Anzahl Termine für Boosterimpfungen werden massiv erhöht.

Am wichtigsten ist es jedoch, dass sich die über 65-Jährigen boostern, denn diese Gruppe ist am meisten gefährdet – entsprechend wird die Empfehlung diese Priorisierung enthalten.

Die Nachfrage nach der Boosterimpfung wird aufgrund der neuen Empfehlung enorm sein. Können sich alle innert der nächsten Wochen impfen lassen, die das wollen?

Die Anzahl Termine für Boosterimpfungen werden massiv erhöht. Es wird aber nicht möglich sein, alle am selben Tag zu impfen. Deshalb braucht es sicher Geduld.

Mit Impfen allein halten wir diese bevorstehende Welle nicht in Schach.

Reicht die Booster-Offensive, um die neue Virusvariante Omikron in Schach zu halten?

Wir haben sehr hohe Impfkapazitäten, wir haben genug Impfstoff. Aber ich kann Ihnen sagen: Mit Impfen allein halten wir diese bevorstehende Welle nicht in Schach. Das braucht wesentlich mehr, auch die bekannten und unangenehmen Regeln: Abstand halten, Homeoffice, 2G, 2G Plus. Wir hoffen, es reicht so. 

Sie glauben, dass Omikron die Schweiz mit voller Wucht treffen wird?

Das ist fast nicht zu verhindern.

Sie hielten lange an der Frist von sechs Monaten für eine Boosterimpfung fest. Jetzt wird sie verkürzt. Kommt dieser Schritt nicht zu spät?

Es ist sehr schwierig zu sagen, welche Welle wie schnell kommt und mit welcher Variante.

Wir haben rückblickend richtig entschieden, dass zuerst die über 65-Jährigen eine Boosterimpfung erhalten.

Wir haben rückblickend richtig entschieden, dass zuerst die über 65-Jährigen eine Boosterimpfung erhalten. Die Auffrischimpfung für die über 65-Jährigen ist auch aus heutiger Sicht wichtiger als für die unter 65-Jährigen, denn die über 65-Jährigen sind mehr gefährdet, schwer zu erkranken. Die unter 65-Jährigen sind das bis heute nicht.

Sie haben also alles richtig gemacht?

Retrospektiv, ohne Omikron, hätte man etwas schneller boostern können. Aber grundsätzlich waren die Schritte und das Tempo richtig. Und: Grundsätzlich haben wir ja jetzt den Gipfel dieser aktuellen Welle erreicht, die Zahlen stabilisieren sich. 

Das Gespräch führte Christof Schneider.

10vor10, 20.12.2021, 21.50 Uhr ; 

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