Corona-Risiko Bergbahnen sind unterschiedlich kulant

Skiabos zum Voraus kaufen birgt während der Pandemie Risiken. Denn die Bergbahnen kommen den Kunden nicht überall entgegen.

Mit vollmundigen Versprechen wie einer «Geld-zurück-Garantie» oder «Pandemie-Absicherung» locken die Skigebiete ihre Gäste im Corona-Jahr. Doch was sind diese Versprechen der Bergbahnen wirklich wert? Wie kulant sind die Bergbahnbetreiber bei einer behördlichen Schliessung in dieser Skisaison? «Kassensturz» hat bei zehn grossen Skigebieten nachgefragt.

Fast alle der befragten Skigebiete verkaufen ihre Tickets mit einer sogenannten «Pandemie-Absicherung». Doch: Diese gilt in der Regel nur, wenn das ganze Skigebiet geschlossen wird. Die Umfrage zeigt: Die Betriebe erstatten das Geld nicht immer zurück und wenn, dann oft in Form von Gutscheinen.

Nur Gutschein für Lockdown in Zermatt

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Lange im Voraus hatten R. und U. Wicki ihre Sechstages-Tickets für ihre Ferien im März in Zermatt (VS) gekauft. Nach drei Skitagen machte das Skigebiet wegen des Lockdowns zu. An der Kasse hiess es auf Nachfrage, dass das Geld auf die Kreditkarte zurückerstattet werde. Doch R. und U. Wicki erhalten nur Gutscheine, für die nächste Saison befristet und nicht übertragbar. Doch: Als Risikopatienten möchten sie während der Pandemie nicht mit vielen anderen Gästen in eine Bergbahn gepfercht werden. Der Gutschein würde also verfallen. Nach Intervention des «Kassensturz» sind die Zermatter Bergbahnen bereit, den Gutschein zu verlängern. Das Geld erstatten sie aber nicht zurück.

Die Zermatter Bergbahnen schreiben «Kassensturz»:

«Das Kassenpersonal wurde sofort informiert, dass Rückerstattungen gewährt werden. Wie diese jedoch abgewickelt werden, mussten wir erst definieren. Dass die Tickets anhand eines Gutscheins rückerstattet wurden, ist eine Kulanzlösung unsererseits.»

Mehr Gutscheine statt Bargeld

Bei Saison- und Jahresabos erfolgt die anteilsmässige Rückerstattung im Falle einer Schliessung meist mit Gutscheinen. Geld zurück gibt es nur in Adelboden-Lenk (BE) und in der Silvretta Arena Samnaun (GR).

Alle Skigebiete haben einen recht hohen Anteil an Stammkunden und die sind sehr zufrieden mit diesen Gutscheinen.
Autor: Berno Stoffel Direktor Seilbahnen Schweiz

Auch bei den Mehrtageskarten gibt es oft nur Gutscheine. Bei den Titlis-Bergbahnen gibt es diesen erst ab einer Schliessung von mindestens zwei Wochen. Und: Wer im Voraus Aktionstickets oder Tickets nicht im Webshop kauft, geht im Falle einer Schliessung in einzelnen Gebieten gar leer aus.

Berno Stoffel, Direktor Seilbahnen Schweiz, verteidigt diese Gutscheinpraxis: «Alle Skigebiete haben einen recht hohen Anteil an Stammkunden und die sind sehr zufrieden mit diesen Gutscheinen.» Diese Praxis helfe zudem die Liquidität der Bergbahnen aufrechtzuerhalten. Doch für viele Kunden handelt es sich um viel Geld, dass sie nicht liquide haben.

Für Sie zusammengestellt:

Kaum Extras bei Schutzmassnahmen

Auch bei den Schutzmassnahmen betreiben die meisten Bergbahnen keinen Extra-Aufwand. Man hält sich vor allem an die Massnahmen des Basis-Konzepts des Seilbahnen-Dachverbandes: eigenverantwortliche Maskenpflicht auf allen Bahnen, im Anstehbereich drinnen wie draussen, Abstand und Desinfektion.

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Erfreulich: In Davos Klosters (GR), Adelboden-Lenk (BE) und Silvretta Arena Samnaun (GR) sind Kaltverneblungsgeräte zur Desinfektion der Transportanlagen im Einsatz. Und auch in Titlis Engelberg (OW) werden einige zusätzliche Massnahmen getroffen, wie auch eine Transportbeschränkung in der Rotair-Bahn.

Eine generelle Kapazitätsbeschränkung für das ganze Skigebiet und auch in Seilbahnen zieht aber keines der befragten Skigebiete in Betracht. Auch Berno Stoffel vom Seilbahnen-Dachverband hält dies nicht für nötig: «Die Schutzkonzepte werden – wenn nötig – laufend angepasst.»

Kassensturz, 1.12.2020, 21.05 Uhr

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