Corona-Variante Verbreitung und Gefährlichkeit: Das weiss man über Omikron

Die neue Variante bedeutet neue Unsicherheiten. Die aktuellen Erkenntnisse in 5 Fragen und 5 Antworten.

Wie schnell verbreitet sich Omikron? «In Dänemark und England, wo sehr genau auf die Varianten geschaut wird, ist deutlich zu sehen, wie schnell Omikron zunimmt», sagt Katrin Zöfel, SRF-Wissenschaftsredaktorin. Mit einer Verdoppelung alle zwei bis vier Tage sei Omikron schneller als alle Varianten bisher.

Basierend auf diesen Erkenntnissen kann man in der Schweiz ebenfalls mit einer schnellen Verbreitung rechnen. Auch wenn die Situation in jedem Land anders ist – gleich ist, dass Omikron in all diesen Ländern auf eine Situation trifft, in der Delta dominiert.

Wie verbreitet ist Omikron in der Schweiz? Gemäss dem BAG ist der Anteil der verschiedenen Virusvarianten im Rahmen des nationalen SARS-⁠CoV-⁠2-Überwachungsprogramms vorübergehend nicht repräsentativ. «Derzeit wird spezifisch nach der Omikron-⁠Variante gesucht», heisst es auf der Webseite . Dadurch kann es zu einer Überschätzung des Anteils der Omikron-⁠Variante kommen. Die Science Task Force geht aber davon aus, dass Omikron Anfang 2022 das Infektionsgeschehen der Schweiz bestimmen wird .

Wieso könnte Omikron gefährlicher sein?

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Omikron vereint eine ungewöhnlich hohe Zahl von Mutationen. Viele davon kommen in anderen Varianten vor und sind bekannt dafür, dass sie das Virus ansteckender machen können oder ihm helfen, das Immunsystem zu unterlaufen. Wie sich Omikron tatsächlich verhält, zeigen Laborexperimente und Beobachtungen nun aber erst Stück für Stück.

Führt Omikron zu schwereren Verläufen als andere Varianten? Das ist noch unklar. Es braucht Zeit, bis man das bei einer neuen Variante abschätzen kann. Wenn Omikron aber ansteckender ist, und darauf deutet einiges hin, würden mit steigenden Fallzahlen auch mehr schwere Fälle einhergehen, auch wenn die Variante für sich genommen, nicht zu schwereren Fällen führt.

Dazu hat die kanadische Biologin Malgorzata Gasperowicz eine Grafik erstellt. Darauf zu sehen ist, wie Todesfälle auch bei milderen, aber infektiöseren Varianten stark ansteigen. Es könnte deutlich mehr Todesfälle geben als bei Varianten, die weniger infektiös sind, dafür aber schwerere Verläufe auslösen.

Ist der Immunschutz noch gegeben? Gemäss Katrin Zöfel zeichnet sich ab, dass Omikron den Immunschutz relativ stark aushebelt. «Eine Impfung, die bis jetzt mit zwei Dosen als vollständig galt, gibt nur noch einen deutlich geringeren Schutz.» Labordaten liegen hier inzwischen zu verschiedenen Impfstoffen vor. Nach einem Booster steigt der Schutz gemäss Labordaten zu Antikörpern im Blut dann wieder deutlich an.

Tanja Stadler, Präsidentin der Science Task Force sagte diese Woche, dass es deshalb sinnvoll sei, die Boosterimpfung schnell auszurollen, sodass sie wirkt, bevor die Menschen mit Omikron in Berührung gekommen sind.

Auch in den USA geht man davon aus, dass der Booster hilft. Der Immunologe Anthony Fauci forderte die Menschen wiederholt auf, sich erneut impfen zu lassen. «Unsere Auffrischungsimpfungen funktionieren schliesslich auch gegen Omikron», sagte er. Für den deutschen Bundesminister für Gesundheit, Karl Lauterbach, ist deshalb klar: «Die Strategie, mit Boosterimpfungen eine massive Omikron-Welle zu brechen, zwingt sich auf», wie er auf Twitter schreibt:

Wie wirkt sich Omikron auf Kinder aus? Anfang Dezember hatte das südafrikanische Gesundheitsministerium gemeldet, dass in Südafrika die Zahl der Spital-Einlieferungen von Kindern unter fünf Jahren steige. Aber schon damals hiess es, die Daten würden noch keine wissenschaftlich fundierten Schlüsse zulassen.

Studie: Pfizer/Biontech bietet 70%-Schutz

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Ein 70-prozentiger Schutz bedeutet hier, dass von einer Gruppe doppelt mit Pfizer/Biontech geimpften Personen 70 Prozent weniger in ein Spital eintreten mussten, als von einer gleich grossen Gruppe Ungeimpfter.


Können die Studienergebnisse aus Südafrika auf die Schweiz übertragen werden? Die Studienergebnisse zu den Krankheitsverläufen aus Südafrika auf die Schweiz zu übertragen, sei schwierig, sagt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel. «Die Schweiz hat eine andere Bevölkerungsstruktur – also mehr ältere Menschen als Südafrika – und die Bevölkerung in Südafrika hat eine relativ hohe Immunität vor allem durch natürliche Infektion.»

Die in obiger Box erwähnte südafrikanische Studie von Discovery Health zeigt dagegen, dass das Risiko, dass Kinder positiv getestet werden, deutlich geringer sei als bei Erwachsenen. Auch das Risiko einer Spitaleinweisung sei weiterhin sehr niedrig. Die Datenlage ist also zu unklar, um Schlüsse auf die Situation für Kinder in der Schweiz zu ziehen.

SRF 1, Tagesschau, 15.12.2021, 19:30 Uhr

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