Das Kind ist geschaukelt Neo-Väter sollen zwei Wochen frei bekommen

  • Frischgebackene Papas sollen zwei Wochen Vaterschaftsurlaub erhalten. Dies entschied der Nationalrat nach einer eintägigen Monsterdebatte mit 58 Rednerinnen und Rednern.
  • Die grosse Kammer bevorzugte mit 129 zu 62 Stimmen den indirekten Gegenvorschlag des Ständerats zur Vaterschafts-Initiative.
  • Die Volksinitiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» für vier Wochen Auszeit empfahl die grosse Kammer mit 120 zu 67 Stimmen zur Ablehnung.

«Die Initiative mit vier Wochen Vaterschaftsurlaub ist bereits der Kompromiss», machte Adrian Wüthrich (SP/BE) deutlich. Es sei der Mittelweg zwischen der heutigen Nulllösung und einem ausgebauten Elternzeitmodell: «Väter wollen heute nicht mehr nur Erziehungsassistenten und -praktikanten sein, sondern miterziehen.»

Die Schweiz sei noch das einzige Land in Europa, dass weder einen Vaterschaftsurlaub noch Elternzeitmodelle kenne, so Wüthrich. Alles sei moderat finanzier- und organisierbar, analog der Absenzen durch Militärdienst.

Die Nulllösung

Nadja Pieren (SVP/BE) warb für die Ablehnung eines Vaterschaftsurlaubs in all seinen Varianten. Ein staatlich finanzierter Vaterschaftsurlaub sei zwar zwar auf den ersten Blick «nett», doch stelle er viele Beteiligte vor grosse Herausforderungen und würge von der Wirtschaft bereits gelebte Initiativen ab: «Folgen sind weniger Lohn für alle Arbeitnehmenden, mehr Staatsausgaben und ein grosser Bürokratieberg für Arbeitgeber, was im schlimmsten Fall Arbeitsplätze gefährdet.»

Vor allem Betriebe mit wenig Mitarbeitern seien betroffen, das für so kurze Zeit keine Ersatzmitarbeiter eingestellt werden könnten, warnte Pieren. Zu den direkten Kosten für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub von 225 Millionen kämen organisatorische Folgekosten der Unternehmen von einer Milliarde Franken.

Das System mit der Elternzeit

Ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub sei vertretbar, erklärte Christian Wasserfallen (FDP/BE) im Namen seiner Fraktion. Zu gleichen Kosten wäre nach seinen Worten aber auch das eigene Konzept mit 16 Wochen Elternzeit gewesen. Mit der freien Aufteilung von je acht Wochen für Frau und Mann, wobei bei Uneinigkeit die Frau 14 und der Mann zwei Wochen erhalten hätten. Leider sei mit der Absage des Parlaments an dieses Elternzeitsystem eine grosse Chance verpasst worden.

Der Kompromiss

Die Volksinitiative habe mit dem heutigen Tag ihren Dienst getan, erklärte Martin Candinas (CVP/GR). So nahe am Ziel für einen Vaterschaftsurlaub sei die Schweiz noch nie gewesen. Nun dürften keine Risiken mehr eingegangen werden. Der indirekte Gegenvorschlag sei mehrheitsfähig und mit zwei Wochen KMU-freundlich gestaltet.

Alle anderen Lösungen führen laut Candinas zu einem politischen Stillstand: «Ein Verzicht à la SVP ignoriert die Bedürfnisse der Familie. Eine Scheinlösung à la FDP mit Elternurlaub ist inkompatibel mit dem internationalen ILO-Übereinkommen über den Mutterschutz und damit nicht ehrlich. Und vier Wochen à la SP sind für die Wirtschaft nicht tragbar.»

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