Erneuerung der Luftwaffe Gute Karten für US-Kampfjets

Die Schweiz und die USA stehen sich politisch so nahe wie schon lange nicht mehr. Nach dem Besuch von Bundespräsident Ueli Maurer im Weissen Haus sind die Chancen für den Kauf neuer Kampfjets aus US-Produktion möglicherweise gestiegen.

Der Botschafter als Chef-Verkäufer. Edward McMullen, US-Vertreter in der Schweiz, rührte heute auf dem Militärflugplatz Payerne höchstpersönlich die Werbetrommel für ein Flugzeug aus amerikanischer Produktion. «Für uns ist das Verhältnis zur Schweiz sehr wichtig», betonte der US-Botschafter heute erneut, «Die Tests hier in Payerne von gleich zwei US-Kampfjettypen sind ein weiteres Beispiel dafür, wie eng unsere Beziehungen sind».

Kampfjets für Freihandel?

Seit sich die Schweiz und die USA in den letzten Wochen so nahegekommen sind, gehen viele Beobachter davon aus, dass die US-Kampfflugzeuge viel bessere Karten haben als noch vor wenigen Monaten. Denn der Bundesrat wird nach dem technischen Auswahlverfahren einen vor allem politischen Entscheid fällen, mit welchem Land er das Sechs-Milliarden-Franken-Geschäft machen will.

Steht der Kampfjet-Deal auch im Zusammenhang mit den Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und den USA? Die offiziellen Vertreter verneinen energisch. «Die Diskussionen zwischen Handel und Verteidigung sind nicht verbunden», sagt US-Botschafter Edward McMullen. «Der Handel zwischen unseren beiden Ländern nimmt seit Jahrzehnten zu. In die Auswahl eines Kampfjets wollen wir uns nicht einmischen.»

Umstrittenes Flugzeug

Der Tarnkappen-Jet F-35 des Herstellers Lockheed Martin, der heute in Payerne getestet wurde, polarisiert. Er sei für Angriffe entwickelt worden und viel zu teuer, sagen die Kritiker. Die Befürworter sprechen von einer Hightech-Investition in eine lange Zukunft. Tarnkappen-Eigenschaften brauche die Schweiz eigentlich nicht, sagt Aviatik-Experte Hansjörg Bürgi. Aber das sei halt dabei bei einem Kampfjet der allerneusten Generation.

Es geht auch darum, dass man die Betriebskosten über die nächsten 30 Jahre erhebt. Der F-35 ist wesentlich teurer als andere Jets, die auch in der US-Navy fliegen.
Autor: Hansjörg Bürgi Aviatik-Experte

«Der Anschaffungspreis der F-35 ist sehr attraktiv mit rund 90 Millionen», das sei aber nur die halbe Wahrheit. «Es geht auch darum, dass man die Betriebskosten über die nächsten 30 Jahre erhebt. Der F-35 ist wesentlich teurer als andere Jets, die auch in der US-Navy fliegen.»

Inneramerikanischer Konkurrenzkampf

Günstiger im Betrieb, aber älter in der Technik sei die amerikanische Super Hornet, die vor einem Monat ebenfalls in Payerne getestet wurden. Die amerikanischen Hersteller konkurrenzieren sich also gegenseitig in der Schweiz.

Welcher Jet gekauft werden soll und ob es einer aus US-Produktion sein soll – das will der Bundesrat erst nach der Volksabstimmung im nächsten Jahr entscheiden.

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