Der Kanton Baselland will sein Polizeikorps um 116 Angestellte aufstocken. Ob alle diese Polizistinnen und Polizisten gefunden werden, scheint allerdings ungewiss. In vielen Kantonen fehlen nämlich Polizeikräfte.
Alleine im Nachbarkanton Basel-Stadt sind es in etwa so viele, wie Baselland neu anstellen will. Obwohl die Stadt händeringend nach Polizistinnen und Polizisten sucht, konnten die Stellen nicht besetzt werden.
Keine Angestellten anderer Korps abwerben
Von Mutmassungen, wonach bereits jetzt viele Basler ins Baselbiet wechseln, will die Baselbieter Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer nichts wissen. Wechsel gebe es zwar, sagt sie. Allerdings in beide Richtungen.
Dass Polizeien in anderen Kantonen suchen, sei sowieso nicht Usus, so die Kantonspolizei St. Gallen: «Es ist nicht üblich, dass sich die Korps Polizistinnen und Polizisten gegenseitig abspenstig machen.» Ähnlich die Antwort aus Zürich: «Die Kantonspolizei Zürich wirbt nicht Polizistinnen und Polizisten anderer Polizeikorps ab.»
Nicht abwerben, aber öffentlich ausschreiben
Allerdings schreiben seit einigen Jahren viele Polizeikorps offene Stellen aus. Das sei zwar kein Abwerben, heisst es bei der Basler Kantonspolizei. Aber ein neues Phänomen: Früher seien offene Stellen nicht ausgeschrieben, sondern mit selbst ausgebildeten Polizeikräften bestückt worden.
In welche Korps die Polizistinnen und Polizisten wechseln, die Basel den Rücken kehren, wisse man nicht, sagt Adrian Plachesi, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt.
Aus Sicht der Angestellten eröffnet der notorische Unterbestand vieler Korps Möglichkeiten: Unzufriedene Polizistinnen und Polizisten finden einfacher einen neuen Job.
Das jüngste Beispiel kommt aus dem Aargau. Da leidet die Regionalpolizei unteres Fricktal unter einem akuten Unterbestand. Die Hälfte der Leute, die die Polizei verliessen, hätten nach Baselland gewechselt, sagt Walter Jucker, der in der Stadt Rheinfelden für die Sicherheit verantwortlich ist. «Die Knappheit in Polizeikorps führt dazu, dass es auch auf finanzieller Ebene lukrativere Angebote gibt.»
Frauen gegen den Mangel
Rezepte, wie Kantone den Unterbestand beheben wollen, gibt es einige. In St. Gallen will man mehr Frauen einstellen. Da könne die neue Kommandantin Barbara Reifler als Vorbild dienen, hofft man. Auch eine neue Schule soll das Problem entschärfen. «Bis diese Mitarbeitenden dann aber ins Korps aufgenommen werden können, absolvieren sie vorerst die zweijährige Polizeiausbildung.»
In Baselland will man auch auf Interessierte ohne Schweizer Pass setzen. Der Landrat will, dass eine Aufenthaltsbewilligung genügt. Diese Regelung gilt im Nachbarkanton Basel-Stadt schon lange. Trotzdem kämpft die Stadt mit Personalmangel bei der Polizei.
Im Stadtkanton überlegt man sich deswegen gar, die Suche aufs Ausland auszudehnen. Im Blick hat man dabei das nahe Deutschland. Bisher habe man nicht aktiv in Deutschland gesucht, sagt Adrian Plachesi. Man sei daran, rechtliche Fragen zu klären.
Laut Polizeigesetz müssen Angestellte der Kantonspolizei die «nötige Beziehungsnähe zum baselstädtischen Gemeinwesen» haben. Ob das auch Leute erfüllen können, die auf der andern Seite der Grenze wohnen, sei eine der Fragen, die derzeit abgeklärt würden, sagt Plachesi.