Fehlende Polizeikräfte Baselland sucht händeringend nach Polizei-Personal

Viele Polizeikorps suchen erfolglos nach Polizistinnen und Polizisten, um die Unterbestände in ihren Korps aufzufüllen. Trotz des schweizweiten Mangels will die Baselbieter Polizei nun mehr Leute anstellen.

Der Kanton Baselland will sein Polizeikorps um 116 Angestellte aufstocken. Ob alle diese Polizistinnen und Polizisten gefunden werden, scheint allerdings ungewiss. In vielen Kantonen fehlen nämlich Polizeikräfte.

Eine Polizistin und ein Polizist von hinten, unscharf. Zwischen ihnen sieht man ein Polizeiauto.
Legende: Der Kanton Baselland will das Korps aufstocken. Ob er dafür genügend Polizistinnen und Polizisten findet, ist unklar: Viele Kantone klagen über einen Unterbestand in ihren Polizeikorps. Keystone/Georgios Kefalas

Alleine im Nachbarkanton Basel-Stadt sind es in etwa so viele, wie Baselland neu anstellen will. Obwohl die Stadt händeringend nach Polizistinnen und Polizisten sucht, konnten die Stellen nicht besetzt werden.

Keine Angestellten anderer Korps abwerben

Von Mutmassungen, wonach bereits jetzt viele Basler ins Baselbiet wechseln, will die Baselbieter Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer nichts wissen. Wechsel gebe es zwar, sagt sie. Allerdings in beide Richtungen.

Hunderte Polizistinnen und Polizisten gesucht

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  • BS: Prominentestes Beispiel ist die Kantonspolizei Basel-Stadt. Ihr fehlen rund 120 Polizistinnen und Polizisten. Um zu verstehen, weshalb viele Basler Polizeiangestellte kündigen, liess der damalige Kommandant die Polizei im vergangenen Jahr extern untersuchen. Dabei kam heraus, dass die Stimmung in vielerlei Hinsicht schlecht sei. Mittlerweile hat die zuständige Regierungsrätin ihren Kommandanten freigestellt. Der Unterbestand besteht aber weiterhin.
  • SG: In St. Gallen fehlen rund 30 Mitarbeitende, die meisten davon bei der Regionalpolizei.
  • BE: Die Kantonspolizei Bern meldet einen Unterbestand von 78 Stellen. Allerdings will die Polizei mehr Leute anstellen. «Im 2024 ist es unser Ziel, insgesamt zwischen 140 und 150 Polizistinnen und Polizisten sowie Sicherheitsassistentinnen und Sicherheitsassistenten zu rekrutieren», schreibt Jessica Friedli, Sprecherin der Berner Polizei.
  • BL: Auf der Suche nach mehr als 100 Polizeiangestellten ist auch Baselland. Dies nicht aufgrund eines Unterbestandes, sondern weil der Kanton das Korps aufstocken will.
  • ZH: Besser ist die Situation in Zürich. Die Kantonspolizei Zürich erfüllt den Sollbestand.

Dass Polizeien in anderen Kantonen suchen, sei sowieso nicht Usus, so die Kantonspolizei St. Gallen: «Es ist nicht üblich, dass sich die Korps Polizistinnen und Polizisten gegenseitig abspenstig machen.» Ähnlich die Antwort aus Zürich: «Die Kantonspolizei Zürich wirbt nicht Polizistinnen und Polizisten anderer Polizeikorps ab.»

Nicht abwerben, aber öffentlich ausschreiben

Allerdings schreiben seit einigen Jahren viele Polizeikorps offene Stellen aus. Das sei zwar kein Abwerben, heisst es bei der Basler Kantonspolizei. Aber ein neues Phänomen: Früher seien offene Stellen nicht ausgeschrieben, sondern mit selbst ausgebildeten Polizeikräften bestückt worden.

In welche Korps die Polizistinnen und Polizisten wechseln, die Basel den Rücken kehren, wisse man nicht, sagt Adrian Plachesi, Sprecher der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Aus Sicht der Angestellten eröffnet der notorische Unterbestand vieler Korps Möglichkeiten: Unzufriedene Polizistinnen und Polizisten finden einfacher einen neuen Job.

Das jüngste Beispiel kommt aus dem Aargau. Da leidet die Regionalpolizei unteres Fricktal unter einem akuten Unterbestand. Die Hälfte der Leute, die die Polizei verliessen, hätten nach Baselland gewechselt, sagt Walter Jucker, der in der Stadt Rheinfelden für die Sicherheit verantwortlich ist. «Die Knappheit in Polizeikorps führt dazu, dass es auch auf finanzieller Ebene lukrativere Angebote gibt.»

Frauen gegen den Mangel

Rezepte, wie Kantone den Unterbestand beheben wollen, gibt es einige. In St. Gallen will man mehr Frauen einstellen. Da könne die neue Kommandantin Barbara Reifler als Vorbild dienen, hofft man. Auch eine neue Schule soll das Problem entschärfen. «Bis diese Mitarbeitenden dann aber ins Korps aufgenommen werden können, absolvieren sie vorerst die zweijährige Polizeiausbildung.»

In Baselland will man auch auf Interessierte ohne Schweizer Pass setzen. Der Landrat will, dass eine Aufenthaltsbewilligung genügt. Diese Regelung gilt im Nachbarkanton Basel-Stadt schon lange. Trotzdem kämpft die Stadt mit Personalmangel bei der Polizei.

Zwei Polizisten führen einen mann ab. Man sieht die drei von hinten.
Legende: Deutsche dürfen eventuell in Zukunft auch Leute in Basel abführen: Die Kantonspolizei prüft derzeit, ob sie Polizeiangehörige aus dem grenznahen Deutschland im Basler Korps anstellen darf. KEYSTONE/DPA/Marijan Murat

Im Stadtkanton überlegt man sich deswegen gar, die Suche aufs Ausland auszudehnen. Im Blick hat man dabei das nahe Deutschland. Bisher habe man nicht aktiv in Deutschland gesucht, sagt Adrian Plachesi. Man sei daran, rechtliche Fragen zu klären.

Laut Polizeigesetz müssen Angestellte der Kantonspolizei die «nötige Beziehungsnähe zum baselstädtischen Gemeinwesen» haben. Ob das auch Leute erfüllen können, die auf der andern Seite der Grenze wohnen, sei eine der Fragen, die derzeit abgeklärt würden, sagt Plachesi.

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Regionaljournal Basel, 17.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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