Hohe Schulden Spital Wetzikon: Sanierungsplan löst bei Gläubigern Skepsis aus

  • Heute Freitag hat das Spital Wetzikon seinen Sanierungsplan vorgestellt, um sich aus der finanziellen Schieflage zu befreien.
  • Dieser Plan fusst auf drei Säulen: Der Neubau soll nicht fertiggestellt werden, die Gläubiger sollen auf zwei Drittel aller Schulden verzichten und die Eigentümergemeinden sollen frisches Geld einschiessen.
  • Diese Pläne stossen bei einem Teil der Gläubiger jedoch auf grosse Skepsis.

Es ist ein enormer Betrag, um den es geht: 170 Millionen Franken. So viel Geld hat das Spital Wetzikon vor rund zehn Jahren aufgenommen, um seinen Neubau zu finanzieren. Dieser Neubau sollte das Spital modern und wettbewerbsfähig machen.

Keine Hilfe vom Staat

Die Vereinbarung war, dass das Spital diese Anleihe im Juni 2024 den Geldgebern zurückzahlt. Doch das Spital konnte das Geld nicht zurückzahlen. Bereits zuvor war die finanzielle Schieflage publik geworden und das Spital suchte Auswege. Im April teilte der Kanton Zürich mit, dass er das Spital nicht retten würde, auch wenn es sonst schliessen müsse.

Seit Ende April befand sich das Regionalspital Wetzikon in Nachlassstundung. Nachlassstundung bedeutet, dass ein Unternehmen für einen gewissen Zeitraum nicht betrieben werden kann. Das Bezirksgericht Hinwil hatte diese für eine Dauer von vier Monaten bewilligt und somit dem Spital mehr Zeit gegeben, um eine Lösung zu finden. Die Schulden des Spitals insgesamt: rund 285 Millionen Franken.

In dieser Phase der Nachlassstundung hatten die Spitalverantwortlichen also Zeit, Sanierungspläne zu schmieden – ohne Gefahr zu laufen, betrieben zu werden. Der Präsentation des geschmiedeten Sanierungsplans am heutigen Freitag warteten denn auch viele gespannt entgegen.

Nahaufnahme Eingangsschild des Spitals Wetzikon
Legende: Das Spital Wetzikon konnte die Anleihe-Gläubiger mit ihrem Sanierungsplan nicht überzeugen. Keystone / Christian Beutler

Und dieser Plan sieht folgendermassen aus: Das Sparprogramm, das seit Anfang Jahr läuft und etwa das Personal betrifft, geht weiter. Zusätzlich wollen die Spitalverantwortlichen einen Schuldenschnitt, und zwar soll sich die Nachlassdividende auf 30 bis 35 Prozent belaufen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Gläubiger auf 65 bis 70 Prozent ihrer Forderungen verzichten müssten.

Ausserdem will das Spital sein Eigenkapital erhöhen, und zwar dadurch, dass die Aktionärsgemeinden neues Geld einschiessen. Dem Spital schwebt ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag vor. Schliesslich soll der Neubau vorerst nicht fertiggestellt werden.

Skepsis bei den Gläubigern

Bei einem Teil der Anleihe-Gläubiger stossen diese Pläne auf grosse Skepsis: Diese Gläubigergruppe beantragte, die Laufzeit der fälligen Anleihe um drei Jahre zu verlängern. Im Gegenzug soll die Verzinsung der Anleihe von ursprünglich 1.875 Prozent pro Jahr schrittweise auf 4.875 Prozent erhöht werden.

Die notwendige Zweidrittelsmehrheit des gesamten Kapitals für diese Verlängerung der Laufzeit wurde indessen knapp verpasst. Es seien fast 80 Prozent des Kapitals der Anleihe an der Versammlung am heutigen Freitag in Wetzikon vertreten gewesen, wie die Gläubigergruppe am Nachmittag mitteilte.

Spital Wetzikon
Legende: Ein Bild aus besseren Zeiten? Hier eine Aufnahme des Spitals Wetzikon Ende der 90er-Jahre. Keystone / Roger Doelly

Wie es nun konkret und im Detail weitergeht, ist noch offen. Voraussichtlich nächstes Jahr wird es eine weitere Versammlung geben. Dann dürften die Vertragsbedingungen konkreter werden – ob und wie viel Geld die Eigentümergemeinden einschiessen, ob und auf wie viel Geld die Gläubiger verzichten. Der Spitalbetrieb läuft indes weiter – die Baustelle für den Neubau steht aber weiterhin still.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 25.10.2024, 12:03 Uhr ; 

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