Jahrestag Hamas-Angriff Trauer und mahnende Worte am Gedenkanlass in Berner Synagoge

Am Gedenkanlass wurde auch der gestiegene Antisemitismus nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober thematisiert.

Mehr als 200 Menschen haben sich am Sonntagabend in der Berner Synagoge versammelt, um der Opfer des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023 in Israel zu gedenken. Der Terroranschlag habe tiefe Spuren in der israelischen Gesellschaft und in der jüdischen Gemeinschaft weltweit hinterlassen, hiess es am Anlass.

Für die Menschen in Israel sei seither das Leben auf den Kopf gestellt, sagte Ralph Friedländer, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Auch für die Juden und Jüdinnen in der Schweiz habe sich das Leben grundlegend verändert.

Mann mit weissem Gebetsschal spricht in Synagoge.
Legende: Rabbiner Jehoschua Ahrens mit Gebetsschal Tallit spricht an der Gedenkveranstaltung in der Synagoge in Bern. SRF / Philipp Schrämmli

Sie seien mit einer noch nie erlebten Welle des Antisemitismus konfrontiert. Auch die Darstellung Israels in vielen Medien habe zu dieser Situation beigetragen. Schlimm seien die Sympathiekundgebungen für die Täter und die fehlende Bereitschaft, die Terroranschläge zu verurteilen, sagte Friedländer. 

«Keine Rechtfertigung»

Der Antisemitismus nehme weltweit zu, wenn der Nahe Osten in Flammen aufgehe, sagte Staatssekretär Alexandre Fasel als Vertreter des Bundesrats. Für die Gewalttaten, Aggressionen und Beleidigungen, denen auch Schweizer Juden ausgesetzt seien, gebe es keine Rechtfertigung. 

Die Schweiz werde ihre Bemühungen für eine friedliche Zukunft im Nahen Osten fortsetzen, versicherte Fasel. Es brauche einen politischen Prozess für eine Zwei-Staaten-Lösung als Grundlage für Frieden.

«Kampf um Zukunft und Existenz»

Der 7. Oktober sei schon ein Jahr her, «aber wir erleben diesen Alptraum jeden Tag aufs Neue», sagte Israels Botschafterin Ifat Reshef. Die israelische Gesellschaft sei immer noch daran, sich zu erholen, müsse aber gleichzeitig um ihre Zukunft und die Existenz ihres Landes kämpfen. Reshef kritisierte scharfe all jene, die «die Extremisten beschwichtigen und das Recht Israels auf Selbstverteidigung ignorieren». 

Versammlung auf dem Platz der Nationen in Genf

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Fast 500 Personen haben sich am Sonntagabend auch in Genf versammelt, um die Freilassung der 101 Geiseln zu fordern, die immer noch von der Hamas festgehalten werden. Mehrere Redner prangerten den Anstieg des Antisemitismus an, der darauf folgte.

Sie hätte «niemals gedacht», dass sie ein Jahr später noch hier sein würde, sagte Nurit Braun im Namen des Kollektivs 7 – Schweiz. Auf dem Platz der Nationen in Genf waren Fotos der 101 Geiseln ausgestellt. Dazu Fotos von etwa 370 jungen Menschen, die beim Musikfestival Nova vor einem Jahr getötet worden waren.

Am Montag, dem Jahrestag des Angriffs, folgen weitere Kundgebungen in Schweizer Städten – unter anderem in Zürich.

Die Angehörige einer verschleppten jungen Frau berichtete von den Qualen, der die Familie jeden Tag von Neuem ausgesetzt sei. Die Welt kümmere sich oft mehr um die Entführer als um die Geiseln, kritisierte die Frau. Für sie gebe es keinen anderen Weg, als die Hoffnung zu bewahren. 

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Die Veranstaltung findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Rund um die Synagoge im Berner Monbijou blieb es während des Anlasses ruhig, wie Keystone-SDA berichtete.

Glückskette sammelt für Zivilbevölkerung im Nahen Osten

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Familien mit Habseligkeiten auf einem LKW
Legende: Im Süden Libanons sind Tausende Menschen auf der Flucht Keystone / WAEL HAMZEH

Wegen der Eskalation des Nahostkonflikts in Libanon und der sich täglich verschlechternden Lage der Zivilbevölkerung in Gaza verstärkt die Glückskette ihre Hilfe für die Betroffenen der humanitären Krise im Nahen Osten und ruft erneut dringend zu Spenden auf. 

Die Glückskette unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Diese Partnerorganisationen garantieren die Überwachung der Hilfeleistungen und sie garantieren dafür, dass die Hilfe die Not leidenden Menschen erreicht. Hier können Sie spenden.

Tagesschau, 6.10.2024, 19:30 Uhr ; 

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