Milliardengeschäft für Pharma Schweizer Zulieferer profitieren vom Boom mit Fett-weg-Spritzen

Firmen wie Corden Pharma, Ypsomed oder Bachem sind beteiligt am Erfolg mit Abnehmmitteln und bauen ihre Produktion aus.

Der Name Corden Pharma ist wohl nur wenigen ein Begriff. Doch das Basler Pharmaunternehmen ist dick drin im Geschäft mit Abnehmmitteln – ein stark wachsendes Milliardengeschäft.

Corden Pharma stellt den Wirkstoff GLP-1 her und beliefert Firmen, die Abnehmmittel entwickeln. 3000 Angestellte beschäftigt das Unternehmen derzeit weltweit. Dank des Booms sollen noch weitere dazukommen – auch in der Schweiz.

Forscherinnen im Labor
Legende: Labor der Corden Pharma in der Region Basel. Corden will in der Schweiz über 200 neue Stellen schaffen und plant ein neues Werk. SRF

«Wir planen, in unseren Standorten in den USA und in der Schweiz 900 Millionen Franken zu investieren. 400 Stellen werden geschaffen, um die Nachfrage nach den neuen Medikamenten zu befriedigen», sagt Michael Quirmbach, Konzernchef von Corden Pharma. Über 200 neue Stellen soll es allein in der Schweiz geben, unter anderem in einem neuen Werk, das noch gebaut wird.

Bachem, Ypsomed oder Skan profitieren

Ein anderes Beispiel: Bachem mit Sitz in Bubendorf. Das Baselbieter Unternehmen hat soeben ein neues Gebäude gebaut – ebenfalls für die GLP-1-Produktion – und plant ein neues Werk in Sisseln AG. Auch hier werden Hunderte Jobs geschaffen.

Dick im Geschäft ist auch die Solothurner Ypsomed. Sie produziert Injektionspens für die dänische Novo Nordisk, welche Fett-weg-Spritzen verkauft.

Oder die Allschwiler Firma Skan: Der Baselbieter Zulieferer stellt sogenannte Isolatoren her, die in der Produktion eingesetzt werden, um Medikamente steril umfüllen zu können – in diesem Fall eben die Fett-weg-Spritzen.

Schinecker
Legende: Roche-CEO Thomas Schinecker sieht Potenzial: «Bis 2035 ist zirka die Hälfte der weltweiten Population übergewichtig.» Keystone/Georgios Kefalas

Vom Boom profitieren will nun auch der Basler Pharmakonzern Roche. Der Pharmariese hat im Dezember für 2.7 Milliarden Dollar eine US-Firma mit drei Wirkstoffen gekauft. Die Hoffnung bei Roche ist gross: «Wenn man die Daten anschaut, dann sieht man, dass diese Medikamente klar besser sind als jene, die momentan in der Entwicklung oder bei Patienten sind», erklärt Konzernchef Thomas Schinecker. Er sieht in Abnehm-Medikamenten wie viele Analysten ein riesiges Potenzial: «Bis 2035 ist zirka die Hälfte der weltweiten Population übergewichtig.»

130-Milliarden-Dollar-Geschäft

Allerdings ist Roche mit diesen Wirkstoffen noch weit von einer Zulassung entfernt und Analysten zweifeln, dass der Basler Pharmakonzern erfolgreich sein wird. Denn die Konkurrenz ist riesig, und andere Firmen sind schon deutlich weiter. Schweizer Zulieferer wie Corden Pharma oder Bachem hingegen dürften lange vom Jahrhundertgeschäft profitieren – und somit auch die Schweizer Wirtschaft.

«Wir gehen davon aus, dass dieser Boom für die nächsten zehn bis 15 Jahre anhält. Analysten rechnen damit, dass dieser Markt bis 2030 130 Milliarden Dollar schwer sein wird und damit einer der grössten Pharma-Märkte weltweit», sagt Corden-Chef Michael Quirmbach.

Tagesschau 25.7.2024 19:30 Uhr ; 

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