Nicht nur wegen Corona Die «Plauderhotline» gegen die Einsamkeit

Ein Berner Projekt bietet einsamen Menschen Unterstützung – ein gefragter Dienst.

Die Idee für eine Hotline für ältere Menschen ist bei Eve Bino schon vor langer Zeit gereift. Die Physiotherapeutin erlebte in ihrem Berufsalltag immer wieder Menschen, welche einsam waren. Menschen, welche kaum soziale Kontakte hatten, ausser eben unter anderem den Besuch bei der Physiotherapeutin. «Das beschäftigte mich – und ich wollte etwas tun», sagt die Bernerin.

Porträt
Legende: Die Bernerin Eve Bino hat mit ihrer Nachbarin den Verein Silbernetz und das dazugehörige Gesprächsangebot «malreden» aufgebaut. Thomas Pressmann/SRF

Das Konzept von «Malreden» des Vereins Silbernetz richtet sich explizit an ältere Menschen, also Leute über 60. «Die Möglichkeiten, sich auszutauschen, nehmen im Alter ab.» Die Co-Geschäftsleiterin betont aber, dass auch jüngere Menschen vermehrt von Einsamkeit betroffen sind. Sie schliesst es deshalb nicht aus, dereinst ein Angebot für Jüngere zu machen.

Nicht das einzige Angebot

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Frau an einem Telefon
Legende: Keystone


Seit rund 60 Jahren bietet die Dargebotene Hand via der Telefonnummer 143 einen ähnlichen Service an, dazu kommen vermehrt auch Online-Dialoge. «Malreden» will sich davon abgrenzen: «Wir sind nur zum Plaudern da – und nicht für Notfälle oder grosse psychische Probleme», sagt Eve Bino.


Das neue Angebot aus Bern sei aber durchaus eine Konkurrenz – vor allem auf dem Spendenmarkt, sagt Geschäftsführerin Sabine Basler von der Dargebotenen Hand. Das Bedürfnis nach Austausch und Gesprächen sei aber sehr wohl vorhanden. Das zeigen Zahlen, welche die Dargebotene Hand erhebt. «Gerade im Zuge der Pandemie ist der Bedarf gestiegen – ein weiterer Player sinnvoll», so Sabine Angst.

Die Idee, eine «Plauderhotline» einzurichten, wie die Co-Initiantin es nennt, kam ihr schon vor Corona. Im April vor einem Jahr konnte nach einer gewissen Vorbereitungszeit gestartet werden. Rund 250 Gespräche finden monatlich statt – Tendenz steigend. Ab März ist das Telefon via 0800 890 890 länger im Betrieb, vom Morgen bis am Abend. Zudem gibt es auch sogenannten «Tandems»: wöchentliche Gespräche, wo sich Leute mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer austauschen können.

Einsamkeit nicht nur wegen Corona

Corona hat der Idee, etwas gegen Einsamkeit zu tun, Vorschub geleistet. «Das öffentliche Interesse am Thema ist dank Corona grösser geworden – das hilft uns», sagt Eve Bino und spricht unter anderem das Suchen nach Spenden und die Unterstützung durch verschiedene Institutionen an. Einsamkeit habe es aber schon vor Corona gegeben und werde auch künftig Thema sein. «Das ist ein gesellschaftliches Problem», so die 46-Jährige.

Kopfhörer
Legende: Rund 40 Personen machen ehrenamtlich mit – sie führen hauptsächlich Gespräche am Telefon. Thomas Pressmann/SRF

Rund 40 Personen sind für «Malreden» im Einsatz. Bis jetzt haben sich mehr Leute gemeldet als nötig. «Das Thema Einsamkeit berührt die Leute, welche sich engagieren wollen», vermutet Eve Bino, «und es ist auch für unsere Freiwilligen eine schöne Möglichkeit, sich auszutauschen.»

Hier finden Sie Hilfe in der Coronazeit

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Corona beschäftigt uns alle. Unten finden Sie eine Liste mit Hotlines und Ratgebern rund um Corona.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 23.02.2022, 17:30 Uhr ; 

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