Polizei mahnt zur Vorsicht Mit der Zeitumstellung steigt das Risiko für Wildunfälle

Tausende Rehe und Füchse sterben jedes Jahr auf Schweizer Strassen. Die Polizei will mit einer neuen Kampagne reagieren.

Jede Stunde wird im Schnitt ein Reh totgefahren. Das zeigen die aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Umwelt. Insgesamt finden jedes Jahr gegen 20'000 Wildtiere auf Schweizer Strassen den Tod.

Auch die Zahlen der Kantone zeigen ein tragisches Bild: So etwa wurden alleine im Kanton Baselland zwischen April 2023 und März 2024 insgesamt fast 700 Unfälle mit Wildtieren registriert, im Kanton Fribourg waren es rund doppelt so viele.

Auch im Kanton Schaffhausen kommt es praktisch jeden Tag zu einem Wildunfall, 335 Vorfälle wurden im letzten Jahr gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte aber noch um einiges höher liegen. Deshalb lancieren die Schaffhauser Behörden nun eine neue Kampagne.

Sommerzeit endet

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In der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2024 werden die Uhren um eine Stunde auf die Normalzeit MEZ zurückgestellt. Die Sommerzeit endet. Die Menschen bekommen eine Stunde geschenkt.

Mehr Wildunfälle nach Zeitumstellung

Der Start der Kampagne sei bewusst auf den Herbst gelegt worden, sagt Patrick Wasem von der Schaffhauser Fischerei- und Jagdverwaltung. «Die Zeitumstellung bringt nämlich ein verändertes Verkehrsaufkommen mit sich.»

Strasse mit Schild für Wildunfall, grünes Feld im Hintergrund.
Legende: Im Herbst geschehen viele Wildunfälle. Die Polizei will Autofahrerinnen deshalb mit Plakaten sensibilisieren. SRF/Roger Steinemann

Der Stossverkehr verlagert sich in die Dämmerungszeit, also in die Zeit, in der Wildtiere aktiv sind und beispielsweise nach Futter suchen. Und damit steigt das Risiko erheblich, dass Rehe, Füchse oder Dachse beim Queren der Strasse angefahren werden.

Tempo reduzieren, um Unfälle zu vermeiden

In Schaffhausen hat die Jagd- und Fischereiverwaltung deshalb zusammen mit der Polizei eine Plakatkampagne lanciert, die Verkehrsteilnehmer auf die Gefahr von Wildtieren sensibilisieren soll. Dies aus mehreren Gründen.

Einerseits ist ein solcher Unfall eine Gefahr für die Automobilisten. Bei einem Wildunfall kann man sich schwer verletzten. Und auch an den Fahrzeugen entsteht grosser Schaden. So meldet etwa der Versicherer Axa, dass er im letzten Jahr 11.5 Millionen Franken für Wildtierunfälle aufgewendet habe. Jeder Schadenfall kostete durchschnittlich 3500 Franken.

Andererseits wollen die Behörden auch den Tierschutz erhöhen. Die Polizei rät deshalb, insbesondere morgens, abends und nachts grösste Vorsicht walten zu lassen. Autofahrer seien angehalten, das Tempo zu reduzieren – insbesondere bei Warntafeln und an unübersichtlichen Stellen wie im Wald, aber auch in Wohngebieten.

Wichtig sei zudem, den Strassenrand im Auge zu behalten. Und wenn sich Tiere in Strassennähe aufhalten, sollten Motorradfahrerinnen sofort das Tempo drosseln sowie Scheinwerfer und Abblendlicht reduzieren.

Kommt es trotz aller Vorsicht zum Unfall, sind Automobilisten gesetzlich dazu verpflichtet, den Tierunfall unverzüglich zu melden. Tun sie das nicht, kann dies strafbar sein und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

So verhalten Sie sich bei einem Wildunfall richtig:

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  1. Anhalten und Warnblinker einschalten.
  2. Unfallstelle sichern (Pannendreieck, Warnleuchte) und Eigensicherung beachten. Ist das Tier geflohen, Unfallstelle markieren.
  3. Polizei über die Notrufnummer 117 benachrichtigen. Diese bietet den zuständigen Jäger auf, der sich um das tote Tier kümmert oder das verletzt geflüchtete Tier nachsucht.
  4. Sich einem Wildtier auf keinen Fall nähern! Die Nähe von Menschen verängstigt es. Verletzungen können durch Flucht- oder Verteidigungsversuche verschlimmert werden.
  5. Eintreffen der Polizei und Jäger abwarten. Der Jäger stellt das für die Versicherung notwendige Unfallprotokoll aus und erlöst schwer verletzte Wildtiere. Ein verletztes Wildtier darf nicht durch einen Tierarzt behandelt werden.

Zudem besteht die Gefahr, dass angefahrene Tiere verletzt flüchten und in der Folge qualvoll verenden. Ist dies der Fall, würden sich betroffene Verkehrsteilnehmende der fahrlässigen Tierquälerei schuldig machen.

Kampagnenstart in den nächsten Tagen, aber nicht überall

Im Kanton Schaffhausen werden die Plakate an neuralgischen Punkten platziert, dies bereits in den nächsten Tagen. Auf die Gefahr von Wildtieren hinweisen wird die Kampagne bis Mitte November.

Aber: Nicht alle Kantone planen, auf die Gefahr von Wildtieren hinzuweisen. Wie es etwa bei der Zürcher Jagd- und Fischereiverwaltung heisst, sei in diesem Jahr keine spezielle Kampagne angedacht. Vorsichtiges Fahren lohne sich jedoch allemal.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 23.10.24, 17:30 Uhr ; 

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