prio.swiss Was bringt ein neuer Krankenkassenverband, Herr Gutzwiller?

Die zwei bisher zerstrittenen Krankenkassenverbände Santésuisse und Curafutura schliessen sich zusammen. Nun ist bekannt geworden, wie der neue Verband heisst: prio.swiss. Er vertritt über 90 Prozent der Prämienzahlerinnen und -zahler der Schweiz. In einer ersten Phase wird der neue Verband von alt FDP-Ständerat Felix Gutzwiller präsidiert. Dieser sagt, was damit besser wird.

Felix Gutzwiller

Präventivmediziner und Politiker

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Von 1983 bis 1988 leitete Felix Gutzwiller das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Lausanne und ab 1988 das gleiche Institut an der Universität Zürich. Von 1996 bis 2000 war er Vorsitzender der Arbeitsgruppe Drogenpolitik der Bundesparteien. Von 2007 bis 2015 vertrat er den Kanton Zürich im Ständerat. Davor sass er acht Jahre lang im Nationalrat.

SRF News: Was bringt der neue Verband den Prämienzahlenden?

Felix Gutzwiller: Zwei Stimmen für die gleiche Branche machen in der Diskussion um die Zukunft des Gesundheitswesens keinen Sinn. Das heisst, die Prämienzahlenden können nun erwarten, dass bei wichtigen gesundheitspolitischen Anliegen eine Stimme auftritt und die Interessen der Versicherten vertritt. Das wird sich auch bezüglich der Prämien in irgendeiner Form ausdrücken.

Der Ver­band Schweizer Krankenversicherer: prio.swiss

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Der Name stehe «für die Priorität des Verbandes, sich gemeinsam für ein qualitativ hochstehendes und nachhaltig finanzierbares Gesundheitswesen für die Schweiz einzusetzen», heisst es in der Mitteilung des neuen Verbands. Der Name soll daher Programm sein.

Heisst das, dass die Prämien sinken?

Das wäre sehr optimistisch. Ich glaube, das Ziel sollte sein, dass im Gesundheitswesen die Kosten und damit die Prämien nicht überproportional wachsen, sondern ungefähr im Gleichklang mit der Volkswirtschaft. Wachstum wird es immer geben, denn wir haben eine hohe Innovationsrate im Gesundheitswesen. Diese Innovationen wollen wir alle – als Patientinnen und Patienten – und das hat Kostenfolgen.

Der neue Verband wird sich auf die obligatorische Krankenpflegeversicherung konzentrieren.

Wie will der neue Verband die unterschiedlichen Interessen der bisherigen zwei Verbände zusammenbringen?

Erstens wird sich der neue Verband um die OKP, also die obligatorische Krankenpflegeversicherung, kümmern, nicht um die privaten Zusatzversicherungen. Zudem wird er sich auf die politischen Rahmenbedingungen konzentrieren, Grundlagen zu den wichtigen Themen des Gesundheitswesens ausarbeiten. Das sind alle Themen der Gesundheitspolitik, auch die Tarifstrukturen und die künftige Versorgung. Schliesslich sind auch Themen wie Daten und Standardisierung wichtig, wenn wir an die digitale Revolution im Gesundheitswesen denken.

Wie wollen Sie die Anliegen der Prämienzahlenden – und nicht nur die der Krankenkassen – in der Politik vertreten?

Die Krankenversicherer verstehen sich anwaltschaftlich für die Prämienzahlenden und von daher ist es wichtig, dass sie eine starke Stimme haben. Das Gesundheitswesen wird von verschiedensten Interessengruppen mit geformt. Es ist wichtig, dass die Prämienzahlenden eine klare Stimme in Bern in der Politik haben. Das ist das Hauptziel: keine widersprüchlichen Signale. Es gibt bereits Themen, bei denen die Versicherer gleicher Meinung sind, wenn wir etwa an die einheitliche Finanzierung denken. Die EFAS-Thematik kommt demnächst zur Abstimmung.

Die Krankenkassen werden das letzte Wort im Vorstand des neuen Verbandes haben.

Sie sind in der ersten Phase der Übergangspräsident des gemeinsamen Verbandes. Werden Sie die Krankenkassen stärker an die Kandare nehmen?

Das wiederum geht etwas zu weit. Die Krankenversicherer sind die Mitglieder und diejenigen, die diesen Verband alimentieren, organisieren und finanzieren. Das heisst, sie werden auch das letzte Wort im Vorstand des neuen Verbandes haben. Aber sicher wird der neue Verband versuchen, in den erwähnten Themen eine gewisse Führungsrolle zu übernehmen und die Aktivitäten zu bündeln. Er wird dazu auf das Know-how und die Erfahrungen der verschiedenen Versicherer zurückgreifen. Das wird das Ziel sein, aber das kann nur partnerschaftlich entwickelt werden.

Das Gespräch führte Susanne Stöckl.

SRF 4 News ; 

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