RNA-Technik von Moderna «Solch ein Impfstoff wäre rasch in grösseren Mengen herstellbar»

Moderna setzt bei seiner Impfstoffentwicklung gegen das Coronavirus auf die relativ neue RNA-Technik. Was es mit dieser auf sich hat, weiss SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Was ist neu an der Impfstoffforschung von Moderna?

Daniel Theis: Die sogenannte RNA-Methode ist eine spezielle Technik, bei der die Forscher die genetische Information des Virus nutzen. Bei uns heisst der genetische «Bauplan» DNA, bei Coronaviren ist es ein sehr ähnliches Molekül, die RNA.

RNA lässt sich relativ leicht im Labor herstellen.

Die Idee des Ansatzes von Moderna ist, dass der Impfstoff Teile dieser Viren-RNA enthält. Der menschliche Körper baut sich aus diesen Teilen dann selber ein bestimmtes Bruchstück des Coronavirus zusammen. Auf diese Virenteile reagiert unser Immunsystem mit der Produktion von Antikörpern. Damit wäre es dann darauf vorbereitet, falls wir mit dem richtigen Coronavirus infiziert würden. Ein grosser Vorteil dieser Impftechnik: RNA lässt sich relativ leicht im Labor herstellen.

Kann deshalb von diesem Impfstoff auch mehr und in kürzerer Zeit hergestellt werden?

Ja, ein solcher Impfstoff wäre rasch in grösseren Mengen und günstig herstellbar. Deshalb gilt die RNA-Technik seit Jahren als grosser Hoffnungsträger. Dagegen ist etwa die Produktion von Grippe-Impfstoff, der in Hühnereiern gezüchtet wird, viel aufwendiger und teurer. Allerdings ist dies eine bewährte Technik, von der man weiss, dass sie funktioniert. Die neue RNA-Technik hingegen ist den Beweis, dass sie funktioniert, bisher schuldig geblieben. Noch gibt es keinen einzigen zugelassenen solchen Impfstoff.

Der Impfstoff wird derzeit an Hunderten oder sogar Tausenden Menschen getestet.

Wo steht Moderna derzeit bei der Entwicklung ihres Impfstoffs?

Moderna befindet sich in der Phase 3 der Impfstoffentwicklung. Das heisst, er wird derzeit an Hunderten oder sogar Tausenden Menschen getestet. Damit will man sehen, ob er funktioniert. Falls sich zeigt, dass der Impfstoff sicher ist, und dass die Menschen zu einem möglichst hohen Prozentsatz geschützt sind, dann hat man eine gute Basis.

Moderne – eine junge Biotechfirma

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Gegründet wurde das US-Biotechunternehmen Moderna 2011, seit 2018 ist es an der Börse. Moderna hat bisher noch keine Medikamente oder Impfungen fertig entwickelt und verkauft. Für seine Forschungen sammelt es aber sehr viel Geld ein. So hat die US-Regierung fast eine Milliarde Dollar in die Impfstoffsuche von Moderna investiert. Die Investoren glauben denn auch an den Durchbruch der RNA-Technik – diese hat auch den Namen des Unternehmens geprägt. (thel)

Ist die Corona-Impfstoffentwicklung von Moderna auf RNA-Basis am weitesten fortgeschritten?

Das lässt sich nicht so genau sagen, denn die verschiedenen Firmen lassen sich bei ihrer Forschung für einen Impfstoff nicht in die Karten blicken. Es geht dabei auch darum, sich wirtschaftlich zu positionieren. Für die Firmen geht es auch um den eigenen Aktienkurs. Doch Moderna gehört sicher zu jener Handvoll Firmen, die bei der Coronavirus-Impfstoffentwicklung jetzt vorne dabei sind.

Das Gespräch führte Daniel Hofer.

Rendez-vous, 7.8.2020, 12.30 Uhr ; 

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