Schwieriges Contact Tracing Die Corona-Quelle finden – eine Knacknuss

Contact Tracing funktioniert je nach Kanton unterschiedlich gut. Am exaktesten lassen sich die Infektionsketten bei Corona im Baselbiet nachverfolgen. Am meisten Mühe bekundet laut einer Umfrage von SRF Genf.

Es sei nicht möglich, Kontakte, von unter 15 Minuten zu identifizieren, schreibt der Kanton Genf in der von «10vor10» lancierten Umfrage zu Contact Tracing. Ähnlich tönt es aus den Gesundheitsdepartementen der Kantone Luzern und Jura.

In 50 Prozent der Fälle konnten Bern, Zürich, Schaffhausen und Nidwalden nicht mehr zurückverfolgen, wo sich jemand angesteckt hatte.

Im Aargau und in Graubünden war der Ursprung in 40 Prozent nicht mehr eruierbar. Das Wallis meldet diesbezüglich eine Quote von 35 Prozent, Zug von 30 Prozent. Im Tessin erinnern sich 35 Prozent nicht mehr daran, mit wem sie Kontakt hatten der Covid-19 hatte. Laut Tessin lässt sich die Ansteckung dann auch nicht mehr nachvollziehen.

«Musterknaben» Baselland

Hohe Trefferquoten erzielte dafür der Kanton Baselland: Nur gerade in 4 Prozent der untersuchten Corona-Fälle konnte die Ansteckungskette nicht mehr rekonstruiert werden.

Aus wissenschaftlicher Sicht seien schlechten Werte zwar besorgniserregend, erklärt Marcel Tanner, Epidemiologe an der Universität Basel. «Am besten wäre, wenn wir alle Krankheitsfälle zu 100 Prozent aufklären könnten. Aber das kriegen wir nie hin», so der Experte, der jedoch überzeugt ist, dass sich dieser Anteil markant erhöhen lässt.

Derzeit lockert der Bund die Massnahmen, und so füllen sich in Restaurants, Clubs und öffentlichen Verkehrsmitteln die Plätze wieder. Maskentragen ist nicht Pflicht, mitunter fallen die Abstandsregeln, etwa an Demonstrationen. Für die Kantone wird es somit nicht leichter, die Infektionsketten zu identifizieren.

Dennoch glaubt Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor von Basel-Stadt und Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, gewappnet zu sein. «Ein Ausbau des ˂Contact Tracing˃ ist möglich. Wir sind vorbereitet. Inwieweit wir die Quote erhöhen können, werden wir sehen.»

Persönliches Erinnerungsvermögen ist zentral

Die Sorge vor einer zweiten Corona-Welle bleibt, auch wenn die Fallzahlen in der Schweiz derzeit auf tiefem Niveau stagnieren.

Damit es so bleibt, müssten Tracer zuverlässige Informationen von positiv getesteten Personen erhalten, erläutert Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheits- und Fürsorgedirektion. Oft könnten sich die Betroffenen gar nicht mehr an Einzelheiten erinnern. «Stellen Sie sich vor: Die Leute waren in der Schule, an einer grösseren Veranstaltung oder im öffentlichen Verkehr. Dann wird es schwierig, die Infektionskette zurückzuverfolgen.»

10vor10, 25.6.20

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