Shrimps werden von weit her importiert – und sind im Falle von Monokulturen oft auch auf Antibiotika angewiesen, um nicht krank zu werden. Doch genau das will das Winterthurer Start-up Lucky Shrimp nun anders machen.
«Biofloc» heisst die neue Technologie, die das Unternehmen anwendet. Einfach erklärt entsteht damit im Zuchtbecken ein eigenes Mikrobiom, worin nebst den Shrimps auch andere Organismen, etwa Zooplankton, leben. Im Gegensatz zu Monokulturen soll das verhindern, dass die Tiere Antibiotika benötigen.
«Wenn ein Krankheitserreger da rein käme, hätte er es extrem schwierig, sich durchzusetzen», sagt Andreas Zaugg, einer der beiden Co-Gründer. Der grossen Biodiversität im Zuchtbecken sei Dank.
Auch nachhaltiges Futter
Ausserdem verwendet Lucky Shrimps nach eigenen Angaben das erste rein pflanzlich basierte Futter für die Shrimps. Das sei nicht nur fürs Tierwohl besser, das bekämpfe auch die Überfischung, da herkömmliche Futtermittel oft aus Fischmehl und Fischöl bestünden.
Wir haben eigentlich keinen Wasserverbrauch.
Und genau diese breit nachhaltigere Zucht soll der Schlüssel zum Erfolg sein, hoffen die beiden Unternehmer. Denn: Lokale und umweltschonendere Shrimp-Zuchten in der Schweiz gibt es bereits. Ein Beispiel nebst Bauernhöfen ist Swiss Shrimp im Kanton Aargau. Dieses Unternehmen betreibt zwar eine deutlich grössere Zucht als die Winterthurer. Aber: Erst vor kurzem ist das Unternehmen in eine finanzielle Schieflage geraten und wurde dank frischem Kapital vor dem Konkurs bewahrt.
Das Shrimp-Zucht-Business in der Schweiz ist also nicht einfach. Doch die beiden Winterthurer Unternehmer Alexander Dubsky und Andreas Zaugg bleiben optimistisch und sind überzeugt von ihrer Methode. «Wir haben eigentlich keinen Wasserverbrauch», sagt Zaugg. Sie könnten das Wasser ein Jahr lang rezyklieren. Dadurch seien sie auch energieeffizient. Und gegenüber Wildfang oder Zuchten hätten sie auch den Vorteil, dass sie weder Beifang generierten noch Mangrovenwälder zerstörten.
Pionierarbeit in Winterthur
Und tatsächlich leisten sie Pionierarbeit: Noch nie ist hierzulande in dieser Dimension die «Biofloc»-Methode angewandt worden. Das Ziel der Unternehmer ist, rund 20 Tonnen Shrimps pro Jahr zu produzieren. Dafür haben sie mehrere Millionen investiert und sich eingemietet auf zwei Stöcken in einer Industriehalle in Winterthur. Dort stehen sieben lange Zuchtbecken, Kühlräume und Verarbeitungsmaschinen. Kapitalgeber sind primär eine Hauptinvestorin und eine Bank.
Geld verdient hat das Start-up bis jetzt noch keines. Ganz einfach dürfte das zwar nicht werden, sind die Winterthurer Shrimps doch rund fünfmal teurer als Importshrimps. Kopfzerbrechen bereitet das Andreas Zaugg aber keines.
Er ist zuversichtlich, dass gerade die gehobene Gastronomie bereit ist, für das Produkt den deutlich höheren Preis zu bezahlen. So zähle beispielsweise Heiko Nieder, Chefkoch im Fünfsternehotel Dolder Grand in Zürich, zu den Kunden.
Auch kritische Töne
Doch trotz der grossen Pläne bleibt das Jungunternehmen nicht verschont von Kritik. So kritisiert etwa die Organisation Fair Fish, dass den Shrimps beim Töten unnötige Schmerzen zugefügt würden.
Getötet werden die Tiere in einem Eiswasserbad durch einen Kälteschock. «Es dauert etwa zehn Sekunden, bis wir sehen, dass der Tod eingeleitet wird», führt Co-Gründer Alexander Dubsky aus. Sie seien überzeugt, dass dies die beste aller Methoden sei.