«Sitz, mach Platz!» Die Rückkehr der Hundekurse

Nachdem mehrere Kantone vermehrt Hundebisse registrieren, führen einige obligatorische Hundekurse ein. Diese hatte der Bund vor acht Jahren abgeschafft.

Bis Dezember 2016 war klar: Wer einen Hund anschafft, muss in den Hundekurs. Das Tier muss nämlich auch dann gehorchen, wenn viel los ist. Einen Jogger anfallen oder einer Radfahrerin hinterherrennen, darf es nicht.

Eine Frau macht ein Selfie mit einem Berner Sennenhund
Legende: Hund und Menschen pflegen seit Jahrhunderten eine enge Beziehung. Keystone/Cyril Zingaro

Dann wurde das Hundekurs-Obligatorium in der Schweiz abgeschafft. Etwas, was einigen Kantonen nicht passt. Basel-Stadt will die obligatorischen Kurse jetzt wieder einführen. Dies, weil die Anzahl Hundebisse im Kanton gestiegen ist. In den vergangenen Jahren verzeichnete man in Basel einen Anstieg der Hundebisse. Es sei «festzustellen, dass sich im Kanton Basel-Stadt die Anzahl Hundebissverletzungen bei Menschen in den letzten fünf Jahren von 44 auf 84 erhöht hat», heisst es in der entsprechenden Grossratsvorlage vom März 2024.

Junger Mann ist zusammen mit einem schwarzer Hund im Wasser. Man sieht kleine Fontänen des Brunnens auf dem Messeplatz.
Legende: Hund und Halter kühlen sich im Brunnen beim Basler Messeplatz ab. Keystone/Georgios Kefalas

Um Bisse möglichst zu verhindern, müssen jene, die sich einen Hund anschaffen, bald wieder einen Hundekurs besuchen. Innerhalb eines Jahres müsse der Nachweis einer praktischen Ausbildung erbracht werden, sagt der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger. Die Details der Kurse seien noch nicht bestimmt. Er strebe eine möglichst einfache und pragmatische Regelung an, so Engelberger weiter.

Bei der Ausarbeitung der Details kann sich Basel an anderen Kantonen orientieren. Obligatorische Hundekurse sind nämlich nicht nur am Rheinknie Thema. 2023 war Luzern der erste Kanton in der Zentralschweiz, der obligatorische Hundekurse wieder einführte. In Luzern müssen Hundebesitzerinnen und Hundehalter seither das nationale Hundehalter-Brevet (NHB) machen.

Was der Hund können muss

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Wer das Nationale Hundehalter-Brevet (NHB) machen will, wird zusammen mit dem Hund geprüft. Unter anderem Luzern verlangt dieses Brevet von jenen, die einen Hund halten wollen.

Geprüft wird:

  • Aussteigen aus dem Auto, Verlassen eines Raumes.
  • Maulkorb, Verbinden einer Pfote.
  • An der Leine laufen, anhalten, sitzen, warten.
  • Spielen: Kooperativität, Selbstbeherrschung, Beruhigungsphase.
  • Abrufen des Hundes bei Begegnung mit Jogger oder Radfahrerin.
  • Körperpflege: Zähne, Ohren etc. untersuchen lassen, Chip-Kontrolle.
  • Kreuzen von Passantinnen und Passanten mit Kinderwagen.
  • Abrufen unter Ablenkung.
  • Restaurantbesuch.
  • Begegnung mit fremden Hunden.
  • Strasse überqueren.
  • Gesamteindruck Mensch-Hund-Beziehung, Handling.

Obligatorisch sind Hundekurse mittlerweile auch in Zürich und den meisten Westschweizer Kantonen. Allerdings gilt nicht in jedem Kanton für jede Hundeart dieselbe Kurspflicht. In einigen Kantonen müssen zum Beispiel nur jene Menschen einen Kurs besuchen, die zum ersten Mal einen Hund halten.

Wie in Basel denkt auch die Regierung im Kanton Schwyz über die erneute Einführung einer Hundekurspflicht nach. Das wurde klar, als im März die weiterhin bestehende Leinenpflicht für Hunde diskutiert wurde. Schwyz kehrt also möglicherweise ebenfalls zur Kurspflicht zurück.

Welche Auswirkungen obligatorische Hundekurse haben, ist allerdings nicht klar messbar. Der Kanton Zürich verzeichnet nämlich wie Basel eine steigende Anzahl an Hundebissen. Und das, obwohl in Zürich Hundekurse seit Juli 2022 wieder Pflicht sind.

Regionaljournal Basel, 5.6.2024, 17:30 Uhr ; 

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