Wälder im Kanton Jura Corona verschärft das Borkenkäfer-Problem

Borkenkäfer sind im Kanton Jura zunehmend ein Problem. Die Corona-Pandemie hat die Situation nun noch verschlimmert.

Die Situation sei alarmierend, sagen die jurassischen Behörden: Geschätzte rund 50'000 Kubikmeter Nadelwald seien vom Borkenkäfer befallen. Nun müssen die Bäume schnell gefällt und entfernt werden – als einzige hilfreiche Massnahme. Doch das Volumen ist so gross wie noch nie und entspricht der Holzmenge, die sonst in einem ganzen Jahr gefällt wird.

Verantwortlich für den Unterhalt der Wälder sind die Besitzer, meist die Gemeinden. Neu kommt dazu, dass diese ein grosses Geldproblem haben. Denn bisher finanzierten sie Baumrodungen mehrheitlich mit dem Verkauf des Holzes an Sägereien, doch wegen der Corona-Pandemie standen die meisten Sägewerke während zweier Monaten still. Und auch jetzt kommen sie nur langsam auf Touren.

Stapel mit geschlagenen Holzstämmen
Legende: Abnehmer für Holz sind zurzeit schwer zu finden. Keystone

Jura-Landschaften bedroht

Die Waldbesitzer finden deshalb kaum Abnehmer für das Holz. Patrice Eschmann, Verantwortlicher beim jurassischen Amt für Umwelt, spricht im Westschweizer Fernsehen von einer wirtschaftlichen Katastrophe, die die typischen Jura-Landschaften bedrohe.

Der Kanton greife den Gemeinden finanziell zwar unter die Arme, müsse sich aber in erster Linie auf Waldbestände mit Schutzfunktionen konzentrieren, so Eschmann. In ganzen Waldabschnitten sei es unausweichlich, tote und dürre Fichten einfach stehenzulassen, was wiederum die Verbreitung der Borkenkäfer begünstigt.

Nicht erst seit Corona ein Problem

Gekommen sind die Borkenkäfer allerdings nicht erst mit dem Coronavirus. Die letzten heissen und trockenen Sommer sowie Winterstürme sorgten schon vorher dafür, dass sie sich rapide vermehrt hatten.

Borkenkäfer fressen sich ins Holz
Legende: Borkenkäfer bedrohen die jurassischen Wälder. Keystone

Klimatische Veränderungen führten ohnehin dazu, darüber nachzudenken, wie die Wälder in Zukunft aussehen sollen, das ist für Melanie Oriet, Verantwortliche Wald beim jurassischen Amt für Umwelt, klar. Und man werde sich auch im Jura daran gewöhnen müssen, nicht mehr nur reine Nadelwälder, sondern sogenannte Mischwälder zu sehen.

Dieser Prozess werde durch die wirtschaftliche Krise wegen Corona beschleunigt, so Oriet weiter. Doch die jurassischen Behörden versichern: Obwohl es immer weniger Tannen und Fichten gebe, würden sie alles daran setzen, dass die bewaldeten Weiden nicht ganz verschwinden. Schliesslich gehören diese zum typischen Bild des Kantons.

Heute Morgen, 10.6.2020, 6:00 Uhr

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