Wahlen Kanton Basel-Stadt Sitzverlust der Basler Linken: ein Abbild der politischen Kräfte

Weil Basel-Stadt einen Sitz im Nationalrat verliert, sind die Basler Parteien von Anfang an einer bitteren Tatsache gegenübergestanden: Ein Bisheriger oder eine Bisherige wird abgewählt.

Dass es mit der Abwahl von Mustafa Atici (SP) einen Sitz aus dem linken Lager trifft, ist logisch. Es ist das Abbild der politischen Kräfteverhältnisse im Kanton Basel-Stadt: Rot-Grün und die Bürgerlichen sind etwa gleich starke Blöcke im Stadtkanton. Dass beide Seiten je zwei Sitze holen, entspricht diesen Verhältnissen.

Enttäuschte Gesichter
Legende: Grosse Enttäuschung bei Mustafa Atici (SP), auch wenn der Sitzverlust im rot-grünen Lager erwartbar war. Keystone / Georgios Kefalas

Hätte die Basler Linke alle drei Sitze vereidigen können, wäre sie im Nationalrat klar übervertreten gewesen.

Basel wählt ausschliesslich Frauen

Neben den vier Nationalrätinnen verteidigt auch Eva Herzog ihren Sitz für den Stadtkanton in der kleinen Kammer. Das ist einerseits Zufall, aber nicht nur: Mehrere Basler Parteien setzen schon länger konsequent auf Frauenförderung.

Frauen jubeln auf Bühne
Legende: Jubelnde Gewinnerinnen: Basel-Stadt wählt ausschliesslich Frauen. Keystone / Georgios Kefalas

Im bürgerlichen Lager überrascht dagegen das gute Resultat der Grünliberalen. Sie schneiden sogar besser ab als die FDP – und mausern sich damit zu einer gewichtigen Stimme im bürgerlichen Lager.

GLP auf Augenhöhe mit bürgerlichen Parteien

GLP-Nationalrätin Katja Christ verteidigt ihren Sitz, und dies verdient Respekt. Denn: Vor vier Jahren hatte das politische Basel noch die Nase über ihre Wahl gerümpft. Von Wahltricks war die Rede, weil Christ unter anderem wegen umstrittener Unterlistenverbindungen den Sprung nach Bern geschafft hatte. Das ist vorbei – die GLP verteidigt ihren Sitz und steht nun auf Augenhöhe mit den anderen bürgerlichen Parteien in Basel.

Enttäuschend ist auf der anderen Seite das Resultat der LDP. Im Vorfeld wurde noch gemunkelt, dass die Partei sogar zwei Sitze ergattern könnte: dass die LDP neben dem Sitz der Bisherigen Patricia von Falkenstein also noch einen weiteren Sitz dazugewinnen könnte.

Davon ist die LDP aber weit entfernt. Der Partei scheinen neben von Falkenstein die Zugpferde gefehlt zu haben. Vor vier Jahren war mit der Politgrösse Christoph Eymann noch ein Stimmengarant auf der Liste. Dazu kommt, dass die LDP traditionell bei kantonalen Wahlen besser abschneidet als bei nationalen Wahlen.

Trotzdem gibt es klaren Verlierer

Auch wenn der Sitzverlust von Rot-Grün aus mathematischen und parteipolitischen Gründen erklärbar ist, gibt es trotzdem einen klaren Verlierer: Basel-Stadt. Der Kanton ist die führende Kraft der zweitstärksten Wirtschaftsregion der Schweiz. Eine gewichtige Vertretung in Bern wäre daher angemessen. Mit nur vier Sitzen wird Basel nun aber nochmals geschwächt.

Sedrik Eichkorn

Redaktor Basel Baselland

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Sedrik Eichkorn ist Redaktor beim «Regionaljournal Basel Baselland» und TV-Korrespondent. Er berichtet über Politik, Wirtschaft, Kultur und Justiz aus den beiden Basel. Seit 2013 arbeitet er in verschiedenen Funktionen für SRF.

SRF1 Regionaljournal Basel 22.10.2023 17:30 Uhr

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