Ständerat Kanton Schaffhausen SP-Kandidat Simon Stocker gelingt Sensation – Minder abgewählt

Aussergewöhnliches Resultat: Simon Stocker (SP) drängt den Bisherigen Thomas Minder aus dem Ständerat.

    Der parteilose Ständerat Thomas Minder wurde nicht wiedergewählt. Sein Kontrahent Simon Stocker (SP) hat ihn überholt. Das Ergebnis überrascht: Noch nie hat die Schaffhauser Stimmbevölkerung einen bisherigen Ständerat abgewählt.

Auch Roger Steinemann, der Schaffhausen-Korrespondent von Radio SRF sagt: «Das ist bemerkenswert für den eher bürgerlich geprägten Kanton Schaffhausen.»

Ich kann kaum glauben, was passiert ist.
Autor: Simon Stocker Neu gewählter SP-Ständerat

Simon Stocker erhielt fast 15'800 Stimmen, das sind über 2000 Stimmen mehr als Thomas Minder erzielte. Nach seiner Wahl wurde Stocker beim Regierungsgebäude mit Jubel empfangen. Er sagt: «Es ist unfassbar. Ich kann kaum glauben, was passiert ist.» Thomas Minder reagierte am Sonntag nicht auf Anfragen von SRF.

Hannes Germann: «Ich bedaure die Abwahl»

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Der wiedergewählte Ständerat Hannes Germann (SVP) hätte sich den Wahlsieg von Thomas Minder gewünscht. Dieser war zwar parteilos, politisierte aber in der SVP-Fraktion. «Mit seiner Abwahl endet auch die bürgerliche Zusammenarbeit», sagt Germann. Die Schaffhauserinnen und Schaffhauser hätten sich aber einen Wechsel gewünscht.

Der Bisherige Minder sass zwölf Jahre lang für den Kanton Schaffhausen im Ständerat. National bekannt wurde er mit einer Initiative gegen die Abzockerei, die an der Urne angenommen wurde. Er bekämpfte damit Manager und ihre exorbitant hohen Löhne.

Thomas Minder am Rednerpult
Legende: Der 62-jährige Thomas Minder war zwölf Jahre im Stöckli. Er ist zwar parteilos, politisierte aber in der SVP-Fraktion. Keystone/Peter Klaunzer

Im ersten Wahlgang verpasste Minder das absolute Mehr um knapp 1900 Stimmen. Sein Ständeratskollege Hannes Germann von der SVP schaffte die Wiederwahl auf Anhieb.

Simon Stocker lag schon im ersten Wahlgang vorne

Ein zweiter Wahlgang galt zwar durchaus als möglich – aufgrund der Konstellation mit zwei jüngeren Herausforderinnen und einem Herausforderer. Was hingegen überraschte, war, dass es Simon Stocker gelang, Thomas Minder deutlich hinter sich zu lassen und auf dem zweiten Platz zu landen.

Simon Stocker (SP)
Legende: Simon Stocker von der SP kann seine Wahl kaum fassen. Keystone/Walter Bieri

Stocker war bis 2020 Schaffhauser Stadtrat. Mit seiner Kandidatur als Ständerat gab er nun sein politisches Comeback. Er machte sich vor allem einen Namen als volksnaher Politiker, der sich sowohl in der Jugendarbeit als auch für betagte Menschen engagiert. Der 42-Jährige politisierte früher bei der AL. 

Unterstützt wurde er neben seiner eigenen Partei auch von den Grünen, den Grünliberalen und der EVP. Die Mitte und die Jungfreisinnigen hatten Stimmfreigabe beschlossen.

Bürgerliche wollten Thomas Minder halten

Die Bürgerlichen wiederum wollten verhindern, dass Minders Sitz in die Hände der Linken gerät. Allerdings standen im Vorfeld weder bei der SVP noch bei der FDP alle geschlossen hinter ihm. Innerhalb der FDP ist sogar ein offener Richtungsstreit entbrannt. Einige namhafte Exponenten des Schaffhauser Freisinns warben öffentlich für eine Wahl Stockers.

Beim zweiten Wahlgang erhielt auch die FDP-Politikerin Nina Schärrer, die sich zurückgezogen hatte, rund 1160 Stimmen. Die Stimmbeteiligung betrug in Schaffhausen 67.2 Prozent.

Eidgenössische Wahlen im Kanton Schaffhausen

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Symbol Wahlurne Kanton Schaffhausen
Legende: srf

Am 22. Oktober 2023 wählen die Schaffhauser Stimmberechtigten ihre Vertretungen im National- und Ständerat. Hier finden Sie eine Übersicht mit Hintergründen und Einschätzungen .

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 19.11.23, 17:30 Uhr ; 

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