In den letzten Wochen ist Samuel Kullmann von der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) mehrfach von seiner Heimat Thun nach Basel gereist, um Unterschriften für das Referendum gegen den Eurovision Song Contest (ESC) zu sammeln.
Wir wollen keine Demonstrationen wie in Malmö. Wir wollen kein Sicherheitsrisiko und keinen Imageverlust.
Allerdings erwies sich die Aufgabe als schwieriger als erhofft. «Das unterschreibe ich nicht», hörte Kullmann oft von Passanten. Die christlich-konservative Partei EDU ist in der «ESC-Host City Basel» politisch unbedeutend. Dennoch bleibt Kullmann optimistisch.
Denn Unterstützung habe er von Leuten aus der halben Schweiz bekommen. Zudem hat die Parteizentrale an alle Basler Haushalte einen Unterschriften-Bogen schicken lassen. Die EDU Schweiz engagiert sich insgesamt mit einem fünfstelligen Frankenbetrag für das Referendum.
Am Samstag will die EDU die Unterschriften für das Referendum gegen den ESC im Basler Rathaus übergeben.
Formal richtet sich das Referendum gegen den Kredit von 35 Millionen Franken, die der Kanton Basel-Stadt für die Durchführungen des ESC zahlen will.
Allerdings stösst sich Kullmann nicht in erster Linie an den Ausgaben. Vielmehr würde die EDU die politischen Misstöne rund um den ESC beängstigen. «Wir haben Sorgen wegen der antisemitischen Ausschreitungen, die wir am diesjährigen ESC in Malmö gesehen haben. Was uns aber vor allem stört, ist der Doppelstandard. Also, dass am ESC christliche Symbole verboten werden, aber satanische Darstellungen und Zelebrierungen erlaubt sind. Das geht für uns nicht», sagt EDU-Politiker Kullmann.
Ausserdem sei die aufgeladene politische Stimmung ein Sicherheitsrisiko. «Wir wollen hier keine Demonstrationen, wie wir sie in Malmö gesehen haben. Wir wollen diese Sicherheitsrisiken und den möglichen Imageverlust nicht riskieren.»
Kaum Widerstand gegen ESC in Basel
In Basel gibt es diese Bedenken kaum. Der Grosse Rat hatte dem ESC-Kredit im September deutlich zugestimmt. Alle Fraktionen stimmten dafür.
«Wir sind überzeugt, dass die Veranstaltung und das Rahmenprogramm einen positiven Impact auf die Region haben», sagte etwa GLP-Grossrat Johannes Sieber. Nur vereinzelt gab es kritische Stimmen. Die städtische Infrastruktur drohe unter der Belastung zu kollabieren oder der ESC sei ein politisches Pulverfass, sagte zum Beispiel SVP-Grossrätin Gianna Hablützel-Bürki in der Ratsdebatte.
Abstimmung am 24. November
Kommt das Referendum auch offiziell zu Stande – die Staatskanzlei muss prüfen, ob es mindestens 2000 gültige Unterschriften sind – entscheiden die Baslerinnen und Basler am 24. November an der Urne. Dort dürfte es das Referendum schwierig haben.
Entsprechend macht sich auch EDU-Politiker Samuel Kullmann keine Illusionen: «Wir sind uns bewusst, eine Volksabstimmung zu gewinnen, ist nochmals eine andere Liga, als 2000 Unterschriften für das Referendum zusammenbringen. Aber wir versuchen unser Bestes und sind dankbar für die Debatte, die das ausgelöst hat.»