Ein-Eltern-Familie Das müssen Sie über die Samenspende wissen

Expertinnen und Experten stellten sich in einem Live-Chat Ihren Fragen zur Samenspende an Einzelpersonen. Die wichtigsten Erkenntnisse.

Wieso ist die Samenspende für Einzelpersonen illegal?

Das Verbot der Samenspende zu Ein-Eltern-Familie wird vom Gesetzgeber mit dem Kindeswohl begründet. «Jedes Kind hat nicht nur biologisch eine Mutter und einen Vater, sondern hat auch ein Recht darauf, von dieser Mutter und diesem Vater Kenntnis zu haben und in Verhältnissen aufzuwachsen, die für seine Entwicklung möglichst förderlich sind», sagt Frank Mathwig, Mitglied der Nationalen Ethikkommission (NEK). Er fügt hinzu, dass jedes Gesetz ein Kind seiner Zeit sei. Darin spiegelten sich die normativen Vorstellungen von Politik und Gesellschaft zu der Zeit wider, als es geschaffen wurde.

Wie steht es bei der Ein-Eltern-Familie um das Kindeswohl?

Psychotherapeutin Erica Brühlmann-Jecklin erklärt, dass Kinder von einem alleinerziehenden Elternteil in ihrer Entwicklung nicht gefährdet seien. «Das Wichtigste ist, dass man zu den Kindern ehrlich ist, sie erfahren dürfen, wie sie «geworden» sind». Ausserdem bräuchte ein Kind in den ersten zwei Lebensjahren während mindestens acht Monaten eine verlässliche Bezugsperson, um Bindungs- und Liebesfähigkeit zu etablieren. Das könne ein Elternteil sein, aber auch Grosseltern oder eine andere Person.

Gibt es Zahlen dazu, wie viele Frauen die Einzelspende nutzen würden?

Exakte Zahlen, wie viele Frauen momentan für Samenspenden ins Ausland gehen, gibt es nicht. Peter Fehr, ärztlicher Leiter der OVA IVF Clinic Zürich schreibt, dass seine Klinik regelmässig Anfragen von Einzelpersonen erhalte, welche gerne eine Behandlung machen möchten. Offizielle Zahlen zur Samenspende seien aber nur bedingt aussagekräftig, findet Frank Mathwig. «Alle Fälle der sogenannten Selbstinsemination, also der Selbstbehandlung, können nicht erfasst werden, weil sie privat und ohne medizinische Beteiligung vorgenommen wird.»

Wie steht es um die Samenspende von trans Männern?

Es kann vorkommen, dass Institutionen trans Männer bei der Samenspende ablehnen. Erica Brühlmann-Jecklin vermutet, dass jede und jeder Einzelne in «seiner» Gesellschaft etwas dagegen bewirken könne. «Eine Gesellschaft verändert sich leider eher langsam, aber ich bin zuversichtlich, dass auch hier noch einiges geschieht und Toleranz zur Würde jedes Menschen irgendwann obsiegen wird.»

Welche Einschränkungen sind bei der Samenspende vorhanden?

Mit dem Spender wird vertraglich geregelt, dass die Spermien für in der Schweiz erlaubte Behandlungen eingesetzt werden. Dies sind Behandlungen bei verheirateten Paaren (Frau-Mann und Frau-Frau). Zu einem Engpass käme es nicht, meint Peter Fehr. Manchmal gäbe es eine Wartezeit von ein paar Monaten. «Bedingt durch die Tatsache, dass ein Spender nur während 5 Jahren verwendet werden darf und maximal 8 Kinder gezeugt werden dürfen, ist es schon sehr wichtig, dass wir immer wieder neue Spender finden.» Momentan hätten sie etwas mehr als 70 Spender.

10vor10, 28.03.2023, 21:50 Uhr

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