Baukonzern Implenia streicht 250 Stellen in der Schweiz

  • Implenia plant im Zuge einer Umstrukturierung Entlassungen und den Verkauf von Unternehmensteilen.
  • Insgesamt will der Baukonzern bis 2023 rund 750 Personen entlassen, davon 250 in der Schweiz.
  • Implenia will seine Tätigkeit vor allem auf die Schweiz und Deutschland konzentrieren.

Die Umstrukturierung habe auch hohe Kosten und Wertanpassungen zur Folge, teilte der Konzern mit. Insgesamt sind bis 2023 bis zu 2000 Vollzeitstellen von der geplanten Restrukturierung betroffen. Derzeit beschäftigt Implenia rund 9700 Angestellte.

Geplant seien rund 750 Entlassungen, davon 250 in der Schweiz, heisst es. Die übrigen Stellen sollen durch den Verkauf der betreffenden Einheiten an andere Eigentümer übergehen, sagte Konzernchef André Wyss in einer Telefonkonferenz.

Fokus auf Schweiz und Deutschland

Implenia will das Geschäft auf integrierte Bau- und Immobiliendienstleistungen in der Schweiz und in Deutschland fokussieren. Nur der Tunnelbau und damit verbundene Infrastrukturprojekte sollen auch in anderen internationalen Märkten weitergeführt werden.

Quittung für glücklose Auslandstrategie

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Die Fokussierung auf Deutschland und die Schweiz ist ein Bruch mit der während Jahren forcierten Internationalisierung von Implenia. Angetrieben wurde diese vom einstigen Konzernchef Anton Affentranger. Sein Nachfolger André Wyss, der seit zwei Jahren im Amt ist, macht nun kehrtum: zurück zum Kerngeschäft, das solide Margen verspricht. Wyss bestätigt damit, dass die internationale Expansion über Zukäufe zu wenig gebracht hat. Es wurden unrentable Projekte angenommen, man hat sich dabei auch einigen Ärger eingehandelt, wovon zahlreiche Gerichtsverfahren zeugen. Dass Implenia durchgreifen würde, war zu erwarten. Zu lange haben unrentable Projekte das Geschäftsergebnis gedrückt. Jetzt sind schmerzhafte Massnahmen nötig – und neben den Aktionären bezahlen auch die Implenia-Angestellten für die aggressive, glücklose Auslandstrategie der vergangenen Jahre. (SRF-Wirtschaftsredaktor Iwan Lieberherr)

Das bedeutet, dass die Bereiche Tiefbau und Infrastrukturprojekte abgestossen werden sollen. Betroffen sind dabei Aktivitäten in Schweden, Norwegen, Österreich und Rumänien. Die Lage in Frankreich werde «beobachtet», hiess es weiter.

Die Schritte sollen bis 2023 Einsparungen von mehr als 50 Millionen Franken pro Jahr erreichen und das gebundene Kapital werde um rund 20 Prozent sinken. Die Restrukturierungskosten belaufen sich auf circa 60 Millionen Franken.

50 Millionen Franken Covid-19-Kosten

Hinzu kommen die von Unternehmen geschätzten Kosten von rund 50 Millionen Franken durch die anhaltend negativen Auswirkungen von Covid-19 im Geschäftsjahr 2020. Entsprechend rechnet Implenia mit einem Betriebsverlust (EBITDA) von 70 Millionen Franken gerechnet.

Ab dem kommenden Jahr soll der Ausweis des Betriebsgewinns auf EBIT von bisher EBITDA umgestellt werden. 2021 rechnet der Konzern mit einem EBIT von mehr als 100 Millionen Franken, was einem EBITDA von mehr als 200 Millionen entsprechen würde, wie es weiter heisst.

Wir sind solide finanziert», betonte Konzernchef Wyss. Trotz der Wertberichtigungen sei eine Kapitalerhöhung derzeit kein Thema.

SRF 4 News, 27.10.20, 07.30 Uhr ; 

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