Beruf und Spitzensport Der hindernisreiche Weg zu Olympia 2020

In der Schweiz können die wenigsten Spitzen-Athleten vom Sport leben. Sie sind angewiesen auf flexible Arbeitgeber.

Wenn die olympische Flamme 2020 in Tokyo wieder entfacht wird, haben die versammelten Top-Athletinnen und Athleten bereits einen steinigen Weg hinter sich.

In der Schweiz können die wenigsten Spitzen-Athleten vom Sport leben. Sie müssen deshalb Beruf oder Ausbildung und Training unter einen Hut bringen.

Die finanzielle Situation von Spitzensportlern

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In der Schweiz gibt es über 2'000 Spitzensportlerinnen und -sportler. Davon betreibt ein Drittel den Sport vollzeitlich. Die anderen zwei Drittel gehen neben dem Sport einer Teilzeit-Arbeit nach oder absolvieren eine Ausbildung .

Rund 40 Prozent der Athletinnen und Athleten verfügen über ein Jahreseinkommen von unter 14'000 Franken . Zudem sind die Sportkarrieren spätestens mit einem Alter von 40 Jahren vorüber. Eine geplante Nach-Sportkarriere ist deshalb wichtig.

Als Folge dieser Situation sind atypische Beschäftigungsverhältnisse im Leistungssport stark verbreitet. Dazu zählen befristete Anstellungen , Mehrfachanstellungen oder Selbstständigkeit . Daraus resultieren auch Defizite in der Altersvorsorge .

Die letzte statistische Erhebung stammt von 2011.

Beruf und Leistungssport schwer vereinbar

Sportklettern ist nächstes Jahr erstmals olympisch. Die Schweizer Medaillen-Hoffnung Petra Klingler trainiert 30 Stunden pro Woche. Daneben arbeitet sie Teilzeit für die Schweizer Sporthilfe.

Das ist nicht immer einfach. Ein Arbeitgeber müsse nämlich damit rechnen, dass der Sport und nicht die Firma Priorität habe, sagt Petra Klingler. Doch sie geniesse die Abwechslung und habe einen kulanten Arbeitgeber.

Arbeitgeber und Spitzensportler

Damit Top-Athletinnen und -Athleten Beruf, Ausbildung und Training besser vereinbaren können und auch nach ihrer aktiven Zeit nicht mit leeren Händen und Bankkonten dastehen, fordert die Politik seit längerem entsprechende Förderprogramme.

Bund und Kantone kennen schon solche Programme. Roger Schnegg, Geschäftsführer vom Dachverband Swiss Olympics fordert aber auch ein verstärktes Entgegenkommen seitens der Privatwirtschaft. Es brauche mehr Stellen für Athletinnnen und Athleten.

13 Firmen bieten 22 Praktika und Stellen

Seit einem Jahr vergibt der Verband das Label «Leistungssportfreundlicher Arbeitgeber». Bereits 13 Firmen machen mit und bieten aktuell 22 Praktika und Stellen für Spitzensportler. Eine der Firmen ist Swiss. Die Airline geht nun einen Schritt weiter und will neu je fünf Athleten für die nächsten Sommer- und Winterspiele einen Dreijahresvertrag anbieten mit flexiblem Arbeitspensum.

Für Christoph Ulrich, Personalchef der Fluggesellschaft Swiss, sind Sportlerinnen und Sportler eine Bereicherung für das gesamte Team. Ihre Fokussiertheit und die unglaubliche Leistungsbereitschaft sei ein Gewinn. Wichtig sei einfach, dass man die Spielregeln von anfang an festlege. «Dann hat der Sport Priorität, wenn der Athlet an Wettkämpfen ist. Der Arbeitgeber hat Priorität, wenn der Sportler am Arbeitsplatz ist.»

Tropfen auf den heissen Stein

Trotz diesen ersten Entwicklungen ist die Situation eines Grossteils der Spitzensportler und -sportlerinnen nicht rosig.

Finanzierungs- und Vorsorgesicherheit im Spitzensport

Hoher zeitlicher Aufwand, Verletzungsrisiko und der frühe Eintritt noch während der Ausbildung in den Spitzensport hinterlassen Spuren. Zudem sind die Einkommen massgeblich von Erfolgsprämien bestimmt, was zu relativ grossen jährlichen Einkommensschwankungen führt.

Petra Klingler könnte zwar knapp vom Sport leben. Aber auch für die Kletterin wird die Altersvorsorge immer wie mehr ein Thema.

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