Corona-Krise Unternehmen wollen Gratisgeld vom Staat

Kredite für notleidende Unternehmer reichen einigen nicht. Nun wird der Ruf nach mehr Staatshilfe laut.

Die Überbrückungskredite des Bundesrates für Unternehmen in der Corona-Krise stossen auf Anklang. Schweizer Banken haben innerhalb weniger Tage bereits Kredite für über 7 Milliarden Franken gesprochen.

Auch das Spielwaren-Unternehmen Franz Carl Weber ist hart von der aktuellen Situation getroffen und muss nun einen Notkredit über 2,2 Millionen Franken aufnehmen.

Das Unternehmen schrieb schon vor Ausbruch der Corona-Krise rote Zahlen und war mitten in einer Umstrukturierung. Nun entstehen durch Schliessungen der 18 Filialen jeden Monat Umsatzeinbussen von einer Million Franken.

Angst vor Verschuldung

Notkredite seien kurzfristig gut, langfristig aber nicht, sagt Roger Bühler: «Ende Jahr werden wir Schulden in der Bilanz haben.»

Die Darlehen müssen innerhalb von fünf bis sieben Jahren zurückbezahlt werden. «Wir wissen im Moment noch nicht, wie wir das machen werden.»

Gratisgeld zum Überleben

Roger Bühler fordert deshalb noch mehr: Gelder vom Staat, «à fonds perdu», für Unternehmen, die nachweisen könnten, dass sie durch den Lockdown in eine Notlage gerieten.

«Es wäre eine Starthilfe des Bundes für die Retailbranche und deren Zulieferer: als Überlebenshilfe», sagt Bühler.

Günstiger als Konkurse und Entlassungen?

Roger Bühler findet, es käme für die Schweizer Wirtschaft günstiger, Kredite auszusprechen, die eventuell nicht zurückbezahlt werden könnten, als Unternehmen Konkurs gehen zu lassen.

Im «rein fiktiven» Beispiel von Franz Carl Weber stünden dann 200 Menschen auf der Strasse und müssten beim RAV Arbeitslosengeld beziehen. Dies in einer Zeit, in welcher der Arbeitsmarkt ausgetrocknet sei.

Ökonomen plädieren für Staatsgelder

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Auch sämtliche Ökonominnen und Ökonomen des Department of Economics der Universität Zürich äussern sich in einem Positionspapier positiv zu Liquiditätsspritzen des Staates.

Zu den Verfassern gehören die renommierten Professoren Ernst Fehr und David Dorn. Im Papier gehen sie dem Dilemma zwischen Pandemie-Bekämpfung und Anforderungen der Wirtschaft nach. Im Moment müssten «Notlagen vermieden und Strukturen «eingefroren» werden», heisst es darin.

Der Staat könne sich weiter verschulden. Die Staatsschuldenquote in der Schweiz sei mit 40 Prozent vergleichweise niedrig.

Mehr dazu, in ECO vom 6. April 2020.

Das öffentliche Leben steht still und auch die Teile der Wirtschaft. Wie gespenstisch das aussehen kann, hat der ECO-Reporter in Zürich dokumentiert:

ECO vom 30. März 2020, Harry Stitzel

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