Folge der Inflation Bio gerät immer mehr unter Druck

Bio-Lebensmittel sind in der Schweiz beliebt, jahrelang boomte der Verkauf – auch dank Corona. Nun setzt die schlechte Konsumentinnen- und Konsumentenstimmung dem Geschäft mit Bio zu.

Schmale Plastikbehälter reihen sich aneinander – gefüllt mit Reis, Cornflakes oder Haferflocken. Alles in Bio-Qualität. In der Abfüllerei Basel können Kundinnen und Kunden die Lebensmittel selbst abfüllen. Geschäftsführer Ivo Sprunger betreibt sein Geschäft seit fünfeinhalb Jahren – sehr erfolgreich. Vor allem die Pandemie, während der sich alle gesund ernähren wollten, gab dem Verkauf nachhaltiger Nahrungsmittel Schub. Im vergangenen Jahr übersprangen die Schweizer Bio-Umsätze im Detailhandel und aus der Direktvermarktung erstmals vier Milliarden Franken.

Nun hat sich das Blatt aber gewendet. «Der Umsatz ging seit letztem Jahr um rund 30 Prozent zurück», sagt Sprunger. Seit den Sommerferien sei es noch extremer geworden. Denn die Leute seien unsicher, wie sich die Preise entwickeln werden.

Beim Lebensmitteleinkauf vergleichen die Leute bio mit Billiglinien und sehen: Da kann man sparen.
Autor: Ivo Sprunger Ladenbesitzer

Wie viele Lebensmittel sind auch Bio-Produkte teurer geworden. Dazu kommt, dass der Preisunterschied zwischen bio und konventionell sonst schon hoch sein kann. Je nach Produkt und Detailhändler liegt der Preisunterschied im zweistelligen Prozentbereich. Eine Bio-Salatgurke beispielsweise kann bis zu 40 Prozent mehr kosten als eine konventionelle. Oft noch höher liegt die Differenz bei Fleisch.

«Beim Lebensmitteleinkauf sieht man das konkret und sofort – dann vergleichen die Leute bio mit Billiglinien und sehen: Da kann man sparen», sagt Ladenbesitzer Ivo Sprunger.

Ein Stand voller frischer Bioprodukte, darunter Rüebli, Sellerie und Lauch.
Legende: Eine Folge der Inflation: Erstmals sinkt der Absatz von Bio-Produkten in der Schweiz. Denn die Konsumentinnen und Konsumenten können sich weniger leisten. KEYSTONE/Martial Trezzini

Dass die Kundinnen und Kunden nicht mehr so oft zu Bio-Produkten greifen, merkt auch die Detailhändlerin Migros. «Wir spüren schon, dass seit den Sommerferien das Portemonnaie nicht mehr überall ganz so locker sitzt. Deswegen stagnieren auch Mehrwert-Produkte», sagt Sprecher Marcel Schlatter.

Auch die Produzentenorganisation Bio Suisse spricht von Zahlen, die leicht unter dem Vorjahr liegen. Dies auch, weil das Wachstum in den zwei Jahren zuvor besonders stark war.

Optimismus und Hoffnung für die Zukunft

Für die Zukunft bleiben Produzentinnen und Händler dennoch optimistisch. Bei der Migros glaubt man, dass die Nachfrage nach bio wieder anziehen wird. «Die Leute wollen nachhaltig produzierte Lebensmittel kaufen, deswegen werden wir auch weiterhin grossen Wert auf die Produktion solcher Nahrungsmittel legen und sie einem möglichst grossen Personenkreis zugänglich machen», sagt Sprecher Marcel Schlatter. Die Händlerin will deshalb die Preise von Bio-Produkten senken.

Zwar nicht günstiger, aber auch noch nicht teurer geworden sind die Produkte von Bio-Händler Ivo Sprunger. Er hofft nun, dass sich die Situation bald wieder beruhigt.

Tagesschau, 20.10.2022, 12:45 Uhr ; 

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