Knapper Luftraum Kriege stellen Fluggesellschaften vor Herausforderungen

Die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine sorgen für Platzmangel im Luftraum. Die Airlines müssen weite Umwege machen, um sichere Flüge gewährleisten zu können – mit weitreichenden Folgen.

«Die Flugzeit von Zürich nach Tokio beträgt 13 Stunden.» So klingt es, wenn die Piloten der Swiss ihre Fluggäste vor dem Abflug über die voraussichtliche Dauer des Flugs in die Hauptstadt Japans informieren – nicht so seit dem Angriff Irans auf Israel und der anschliessenden Sperrung des iranischen Luftraums. Dieser war seit Beginn des Ukrainekriegs und der Sperrung des russischen Luftraums für westliche Fluggesellschaften eine Hauptachse für den Flugverkehr zwischen Europa und Asien.

Die Situation zwingt Airlines zu Umleitungen und Flugplanänderungen. Doch der verbleibende, sichere Luftraum wird immer knapper. Das führt zu längeren Flugzeiten und höheren Kosten.

Flugradarbild für die Region im Nahen Osten.
Legende: Flugzeuge auf Strecken zwischen Europa und Asien umfliegen die Lufträume der Konfliktregionen grösstenteils. (Stand: 04.10.2024) Flightradar24

Ein Blick auf den Flugradar zeigt: Flugzeuge auf den Routen zwischen Europa und Destinationen wie Dubai, Indien oder Asien fliegen mehrheitlich nicht mehr den schnellsten und klimafreundlichsten Weg. Während die russischen, jordanischen und iranischen Lufträume als Flugverbotszonen tabu sind, gelten auch anliegende Lufträume als gefährlich und werden freiwillig von Airlines gemieden.

Auf der Suche nach sicheren Routen

Daten des Flugverfolgungsportals Flightradar zufolge, wurden in der Nacht des Raketenangriffs vom 1. Oktober 81 Flüge von 16 Airlines umgeleitet. Luftraumsperrungen sind für Fluggesellschaften aber nichts Neues. Laut Mark Ansems, Leiter der Flugbetriebssicherung der Swiss, gibt es hierfür klare Abläufe: «Zuerst schauen wir, welches Flugzeug sich wo befindet und wo es durchgeplant ist. Wir schauen, dass wir für die Flugzeuge, die in der Luft sind, Lösungen finden, um den Luftraum zu meiden.»

In einem zweiten Schritt setze sich die Flugplanung daran, geplante Flüge umzuleiten, dass sie betroffene Lufträume meiden. Es sei wichtig, Alternativrouten in der Hand zu haben und vorsorglich Bewilligungen für diese einzuholen, so Ansems weiter.

Grafik einer Weltkarte mit Flugradar
Legende: Immer mehr eine Spurensuche: Sichere und verfügbare Luftwege zwischen Europa und Asien sind derzeit stark begrenzt. Getty Images / Vertigo3d

Doch die aktuelle Lage reduziert die Anzahl Alternativrouten markant. Eine Verknappung des verfügbaren Luftraums führt zu längeren Flugzeiten, mehr Verspätungen und höheren Kosten.

Aktuell halte sich die Lage im Vergleich zur Sperrung des russischen Luftraumes 2022 für die Swiss aber in Grenzen: «Viel schwieriger war es, als Russland geschlossen wurde. Dann reden wir über eine Verlängerung der Flugzeit nach Tokio von zwei Stunden und dann passt der ganze Flugplan nicht mehr zusammen.»

Schlussendlich gibt es mehr Verspätungen und mehr Kosten, welche die Airlines tragen müssen.
Autor: Hansjörg Bürge Chefredaktor Skynews

Knapper Luftraum und längere Flugzeiten bedeuten mehr Kerosinverbrauch und höhere Kosten. Laut dem Chefredaktor von Skynews, Hansjörg Bürge, werden diese aber von den Fluggesellschaften getragen: «Wenn es zu wenig Platz am Himmel hat, wird das einfach kanalisiert. Schlussendlich gibt es mehr Verspätungen und mehr Kosten, welche die Airlines tragen müssen.»

Flugziele immer noch erreichbar

Einschneidende Massnahmen beim Flugplan bei der Swiss sind laut Mark Ansems nicht nötig: «Wir kriegen eine sichere, zuverlässige Flugroute hin, um auch weiterhin nach Indien und Fernost zu fliegen.»

Wann der Luftraum in Nahost wieder ganz geöffnet und durchflogen wird, ist derzeit unklar. Die Situation werde laufend beobachtet, so Ansems. Erst wenn eine ganz klare Beruhigung der Lage absehbar sei, werde man entscheiden, ob der iranische Luftraum wieder durchquert werden kann.

10vor10, 4.10.2024, 21:50 Uhr

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