Wirtschaft Ermittlungen gegen Chef von UBS Belgien

Der Chef der UBS-Konzerntochter in Belgien steht im Verdacht, Beihilfe zu Steuerbetrug in Milliardenhöhe geleistet zu haben. Zudem wird er verdächtigt, Schwarzgeld gewaschen zu haben und Mitglied einer kriminellen Organisation zu sein. Der Manager beteuert seine Unschuld.

Die UBS kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen: Nun steht der Chef der belgischen Konzerntochter im Verdacht, an Steuerbetrug in Milliardenhöhe beteiligt zu sein. Ein Ermittlungsrichter eröffnete formell ein Verfahren wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, der Geldwäsche, der illegalen Ausübung des Berufs eines Finanzvermittlers sowie der «schweren organisierten Steuerhinterziehung».

Nach der Vernehmung des Bankers teilte die Staatsanwaltschaft mit, der Richter habe keinen Haftbefehl gegen den Banker erlassen. Zuvor hatte die Polizei in Brüssel eine Hausdurchsuchung beim Verdächtigten durchgeführt. Gemäss SRF-Korrespondent Urs Bruderer dauerte die Befragung des CEO knapp vier Stunden. Die Vergehen, wegen denen ermittelt werde, «haben vor gut zehn Jahren angefangen», zitiert Bruderer aus dem Communiqué der Behörden.

Hinweise kamen von UBS-Mitarbeitern

Die finanziellen Auswirkungen der vermuteten Vergehen seien noch nicht genau abzusehen, würden aber auf «mehrere Milliarden Euro» geschätzt, so die Staatsanwaltschaft.

Die Behörden wüssten seit mehreren Monaten, dass Kunden mit Hilfe von Schweizer Konten Steuern in Belgien vermeiden konnten. Der Tipp kam demnach von ehemalige Bankmitarbeitern. Es habe sich um Compliance-Beauftragte der Bank gehandelt – also Mitarbeiter, die auf die Einhaltung von Regeln achten sollten.

UBS reagiert entrüstet

Der beschuldigte Manager wies alle Vorwürfe zurück. Die UBS selbst erklärte auf Anfrage, sich voll an die Gesetze zu halten. Die Bank toleriere keine Aktivitäten, die den Kunden bei der Steuerumgehung helfen, liess ein Sprecher der UBS dazu ausrichten. Die Bank kooperiere mit den belgischen Behörden.

Laut einer Meldung der belgischen Wirtschaftszeitung «L'Echo» waren UBS-Angestellte während der letzten zehn Jahren an reiche belgische Steuerzahler herangetreten, um ihnen das Eröffnen von nichtdeklarierten Konten in der Schweiz vorzuschlagen.

Nicht der erste Fall

Die hauptsächlich im Vermögensverwaltungsgeschäft tätige UBS Belgien betreibt Filialen in Brüssel, Antwerpen und Gent.

Ende Mai war ein ehemaliger UBS-Banker in den USA wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung verurteilt worden. Das Bundesgericht in Florida verurteilte den Banker zu einer Strafe von fünf Jahren auf Bewährung und einer Busse von 7500 Dollar.

Gemäss der Nachrichtenagentur Bloomberg war der Verurteilte der vierte ehemalige Banker der UBS, der sich in den USA der Beihilfe zur Steuerhinterziehung schuldig bekannt hat.

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