Wirtschaft Klimaschutz der neue Wirtschaftsfaktor

Schliessen sich globales Wirtschaftswachstum und Klimaschutz gegenseitig aus? Als «Mythos» bezeichnet ein Expertenbericht diese oft beschworene Losung. Gut geplant könnte sich beides sogar bestens ergänzen.

Die weltweite Wirtschaft muss einer Studie zufolge in den kommenden Jahren nicht zulasten des Klimaschutzes wachsen. Die beiden Ziele seien vereinbar und könnten sich sogar ergänzen, sagte der frühere mexikanische Ministerpräsident Felipe Calderón in New York bei der Vorstellung des Papiers zu einer «neuen Klimaökonomie».

Entscheidend für eine Balance aus Wirtschaftskraft und Klimaschutz sei allerdings, dass Regierungen und Unternehmen in den kommenden 15 Jahren Innovationen förderten, ihre Ressourcen effizienter einsetzten und in eine bessere Infrastruktur investierten.

In diesem Zeitraum werde die globale Wirtschaft sich wesentlich verändern, heisst es im Bericht weiter. «‹Business as usual› wird es nicht geben.»

Weichenstellung in den kommenden Jahren

Unter anderem werden laut den Prognosen der Experten eine Milliarde mehr Menschen in Städten leben. Technologische Veränderungen dürften ihr Leben und Arbeiten weiterhin stark verändern.

«Der technologische Wandel schafft neue Möglichkeiten, um das Wachstum zu steigern, Arbeitsplätze zu schaffen, Unternehmensgewinne zu erhöhen und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.»
Autor: Felipe Calderón Mexikanischer Ministerpräsident

Erneuerbare Energien fördern

Besonders dringend seien höhere Ausgaben für die Infrastruktur von Städten. «Insbesondere in die öffentlichen Verkehrssysteme von Städten muss investiert werden», sagt Ralf Winkler in der «Tagesschau». Winkler ist Professor für Umweltökonomie an der Universität Bern.

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«Der Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems reduziert die Luftverschmutzung. Treibhausgas-Emissionen können dadurch eingespart werden», sagt Winkler weiter. Zudem müsste die Wiederbelebung von derzeit nicht für die Landwirtschaft genutzten Flächen und der Ausbau von erneuerbaren Energien angepackt werden. «Die Investition in erneuerbare Energien verringere die Abhängigkeit von der Kohle», sagt Winkler weiter.

Wenn all das konsequent umgesetzt würde, könnte es das Weltwirtschaftswachstum bereits in den kommenden 5 bis 15 Jahren deutlich stärken, hiess es. Rund 90 Billionen Dollar (etwa 85 Billionen Franken) sollen in Infrastruktur investiert werden. Davon ist auch Umweltökonom Ralf Winkler überzeugt.

Der in New York vorgestellte Bericht stammt von der Globalen Wirtschafts- und Klimakommission, die ihn seit ihrer Gründung vor rund einem Jahr erarbeitet hat. Die Expertengruppe wird von Mexikos Ex-Regierungschef Calderón und dem britischen Ökonomen Nicholas Stern gemeinsam geleitet.

In der Schweiz begrüssen alle diesen neuen Klima-Bericht. Allerdings ist man sich nicht einig, wie viel Klimaschutz die Schweizer Wirtschaft erträgt. Der Wirtschafts-Dachverband Economiesuisse ist der Meinung, die Schweizer Firmen unternähmen bereits genug. Grüne Wirtschafts-Vertreter dagegen fordern mehr Anstrengungen und stecken ambitionierte Ziele in der CO2-Reduktion:

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