Wirtschaft Nach Iran-Abkommen: Schweizer Firmen wittern das Geschäft

Das Atomabkommen mit Iran eröffnet neue Möglichkeiten für die Wirtschaft. Auf gute Geschäfte hoffen auch Schweizer Firmen, wenn die Sanktionen einmal aufgehoben sind. Vor allem jene, die im Bereich der Öl- und Gasförderung tätig sind. Etwa das Unternehmen Burckhardt Compression aus Winterthur.

SRF News: Was könnte die schrittweise Aufhebung der Sanktionen gegen Iran konkret für das Unternehmen Burckhardt Compression bedeuten?

Valentin Vogt

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Valentin Vogt, Verwaltungsratspräsident von Burckhardt Compression
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Vogt ist seit vier Jahren Verwaltungsratspräsident und Miteigentümer der Burckhardt Compression sowie Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Zuvor übte er verschiedene Tätigkeiten im Finanz- und Rechnungswesen im In- und Ausland aus.

Valentin Vogt: Das könnte zwei Sachen bedeuten. Auf der einen Seite gibt es in Iran sehr viele Gas- und Erdölförderanlagen, die in der Zwischenzeit in einem etwas desolaten Zustand sind. Mit der Aufhebung der Sanktionen würden neue Möglichkeiten für Unterhaltsarbeiten oder den Ersatz-Teile-Verkauf geschaffen. Auf der anderen Seite will Iran seine Kapazitäten in der Öl- und Gasverarbeitung erweitern, da können wir wieder profitieren mit neuen Maschinen.

Wie gross ist denn das Potential? Können Sie Zahlen nennen?

Für unser Unternehmen sind das mehrere zehn Millionen Franken Umsatz, die wir hier erwirtschaften könnten. Wie sich das allerdings realisieren lässt, das wird sich zeigen, auch wie schnell die Sanktionen aufgehoben werden und die Situation danach aussieht. Vor den Sanktionen war Iran für uns ein wichtiger Absatzmarkt, das hat sich leider durch die Sanktionen verschlechtert. Wir hoffen natürlich, dass sich dieses Potential heute wieder auftut.

Wie muss man sich denn das konkret vorstellen, wie liefern sie solche Maschinen nach Iran? Oder haben sie sogar in der Nähe Werke, von denen aus Sie nach Iran liefern werden?

Wir haben Produkte, die auf der einen Seite in der Schweiz und in Indien hergestellt werden. In der Vergangenheit haben wir aus beiden Werken nach Iran geliefert. Zudem haben wir in Dubai eine Service-Station, wo wir Monteure haben. Wenn sich die Beziehungen mit Iran normalisieren, besteht sicher die Möglichkeit, dass wir dort vielleicht auch eine Service-Station aufbauen, um nahe bei unseren Kunden zu sein.

Wie sieht es mit Erdgas aus? Eröffnen sich da auch neue Möglichkeiten? Oder ist es vor allem das Öl?

Für unser Unternehmen ist es primär das Gas, weil Iran nach Russland die zweitgrössten Gasreserven auf der Welt hat. An diesen Reserven wird die Welt nicht vorbeikommen. Gas wird die Übergangsenergie auf dem Weg zu neuen Energien sein und hier besteht ein grosses Potential. Wir haben verschiedene Anwendungen im Erdgasbereich, und hier rechnen wir uns auch grosse Chancen aus.

Burckhardt Compression

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Logo der Firma Burckhardt Compression
Legende: keystone

Die Firma mit Sitz in Winterthur, die seit vielen Jahren in Iran tätig ist, stellt verschiedenste Kompressoren her. Sie werden etwa in den Bereichen Petrochemie oder bei der Gaslagerung benötigt.

Was planen Sie konkret?

Zum Beispiel die Verschiffung von flüssigem Gas, Erdgas ist ja gasförmig und um es transportieren zu können, wird das Erdgas verflüssigt und auf Schiffe verladen. Hier bestehen Möglichkeiten, dass wir bei diesen Entsende-Terminals Kompressoren einsetzen werden.

In welchem Zeitraum wäre das möglich?

Das hängt natürlich davon ab, wie schnell diese Verträge ratifiziert werden, beziehungsweise durch das amerikanische Parlament gehen. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das noch in diesem Jahr der Fall sein wird, so dass wir vielleicht gegen Ende Jahr erste Bestellungen erhalten und dass sich das dann auf unseren Umsatz auswirken wird. Vielleicht noch in diesem Jahr oder zu Beginn des nächsten Jahres.

Das Gespräch führte Denise Schmutz .

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