Schweizerische Nationalbank
Legende: Die Schweizerische Nationalbank ist zurzeit eine Baustelle – allerdings nur aussen. Die Geldpolitik erhält Lob vom IWF. Keystone/Archiv

Wirtschaft SNB: «Wir sehen hauptsächlich Risiken nach unten»

Die SNB ist zufrieden, dass der IWF ihre Geldpolitik unterstützt. In einem Bericht hat der Weltwirtschaftsfonds der Nationalbank sogar geraten, die Negativzinsen bei Bedarf auszuweiten. Thomas Moser, Vizedirektor der SNB, über die Empfehlung des Weltwirtschaftsfonds und die Gründe des Lobs.

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Thomas Moser: Ich weiss nicht, ob wir alles richtig gemacht haben. Aber wir sind zufrieden, wie die Geldpolitik wirkt. Und natürlich sind wir auch froh, dass der IWF uns unterstützt.

Hätten Sie mit mehr Kritik gerechnet?

Thomas Moser

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Thomas Moser wurde 2010 vom Bundesrat zum Stellvertretenden Direktoriumsmitglied im I. Departement der Schweizerischen Nationalbank ernannt. Er doktorierte in Wirtschaftswissenschaften an der Uni Zürich und arbeitet seit 1999 bei der SNB.

Schwierig zu sagen. Letztes Jahr haben sie empfohlen, dass wir unsere Bilanz mit Geldkäufen ständig aufblähen, dieses Jahr geht es in die andere Richtung. Ich glaube, der IWF weiss auch, dass die Situation nicht einfach ist und dass wir im Prinzip in einem ungetesteten Gebiet sind. Daher ist es auch nicht so einfach, Empfehlungen abzugeben.

Haben Sie viel Hintergrundarbeit dazu geleistet, dass der IWF seine Empfehlung geändert hat?

Nein, der Hauptpunkt ist, dass der IWF die Situation auch anders eingeschätzt hat. Er war einerseits überrascht davon, wie gut die Wirtschaft die Aufhebung des Frankenmindestkurses überstanden hat und andererseits davon, wie gut unsere Geldpolitik gewirkt hat. Das hat zu der neuen Evaluation geführt.

Ein neues Risiko, das der IWF erwähnt, ist ein plötzlicher Schock in der Weltwirtschaft, der Rückwirkungen haben könnte auf den Franken und der den Aufwertungsdruck wieder erhöhen könnte. Teilen Sie diese Einschätzung?

Ja. Ich glaube, wir sehen auch hauptsächlich Risiken nach unten. Es ist immer möglich, dass irgendwelche Schuldenprobleme in der Eurozone wieder aufflammen. Dieses Risiko besteht. Aber wenn alles gemäss unseren Prognosen läuft, dann sollte bald wieder Normalität eintreten.

Wenn ich Sie richtig verstehe, ist das Risiko eher kleiner geworden. Woran liegt das?

Die Erholung ist an verschiedenen Orten in Gang. In der Eurozone ist an gewissen Orten die Entwicklung besser als erwartet und in den USA festigt sich die Erholung. Es sieht so aus, als wäre kein Bedarf mehr da, die Geldpolitik weiter zu lockern. Aber man weiss natürlich nie. Schocks kommen immer unerwartet. Wenn etwas Neues kommt, wird das Problem sein, dass die Geldpolitik schon überall sehr expansiv ist und dass der Raum, um nochmals zu reagieren, für alle Zentralbanken überall sehr klein ist. Das ist das Hauptproblem zurzeit.

Das Gespräch führte Maren Peters.

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