Schweizer Rekordgemüse So wird grosses Gemüse gezüchtet und verwertet

Eine über drei Kilogramm schwere Aubergine, oder ein 50 Zentimeter langer Chili: Riesengemüse made in Switzerland.

Am 5. Oktober fand in Jona SG die Schweizermeisterschaft im Kürbis- und Gemüsewiegen statt. Diejenigen mit dem schwersten und grössten Gemüse gewinnen. Bis zur Meisterschaft hat das Riesengemüse einen langen Weg des Wachstums und der intensiven Pflege hinter sich. Wie wächst herkömmliches Gemüse zu Riesengemüse heran und was geschieht nachher damit?

Matthias Leuenberger hält seine riesige Aubergine in der Hand
Legende: Aubergine in Rekordgrösse Die 3.515 kg schwere Aubergine von Matthias Leuenberger hält neu den Schweizer- und Europa-Rekord. Plattfrom J

Bereitschaft zum Lernen sei wichtig

Der Landwirt Matthias Leuenberger aus Leimiswil BE nahm an der diesjährigen Schweizermeisterschaft im Kürbis- und Gemüsewiegen teil. Dort stellte er einen beachtlichen Rekord auf die Waage: Eine 3.515 kg schwere Aubergine. Neuer Schweizer- und Europa-Rekord.

Zudem ist er Schweizer Vertreter des Great Pumpkin Commonwealth (GPC). Der Landwirt kennt sich mit Pflanzen und Ernten gut aus. In der Riesengemüsezucht gebe es sehr viel zu lernen, vor allem im Zusammenspiel von Pflanze, Boden und Klima, so Leuenberger.

Great Pumpkin Commonwealth (GPC)

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Der GPC legt die internationalen Standards und Vorschriften im Zucht-Hobby von Riesengemüse- und Früchten für Wettkämpfe fest. Damit sollen unter anderem Qualität, Fairness und Leistungsanerkennung gewährleistet werden.

Im Kapitel zu den visuellen Kontrollen werden etwa Prüfkriterien aufgelistet wie, dass die Beiträge sauber und frei von Fremdstoffen oder chemischen Rückständen sein müssen. Dies wird von einem Richter oder einer Richterin vor dem Entladen visuell geprüft. Auch welche Art der Beschädigung am Kürbis zum Beispiel zugelassen sind oder wie man diesen korrekt ausmisst, befindet sich im Handbuch .

Wer an Meisterschaften teilnehmen will, muss sich an gewisse Regeln halten. Meist gelten die internationalen Richtlinien des GPC. Leuenberger betont auch den Ehrenkodex unter Züchtern, dass die Wettkampf-Ernte für eine gesunde Verwendung in der Küche geeignet sein müsste.

Kleines und grosses Gemüse

Leuenberger erklärt, dass Nutzpflanzen, wie Karotten oder Auberginen, mehrheitlich im noch unreifen Zustand geerntet würden. Beim Riesengemüse hingegen wüchsen die Pflanzen bis zur vollständigen Samenreife heran. Grösse und Länge vom Gemüse liessen sich beispielsweise durch gezieltes Bestäuben beeinflussen. Erfolgreiches Züchten beginne jedoch früher.

Freude und Durchhaltewillen während der Vegetationszeit sind sehr wichtig.
Autor: Matthias Leuenberger Landwirt

Der Erfolg beim Anbau hänge nicht nur vom Wissen und der Bereitschaft zum Lernen ab, sondern man müsse aus Rückschlägen auch die richtigen Schlüsse ziehen. Auch der Platzbedarf einer Pflanze und die richtige Genetik seien wichtig. Das Saatgut solle dabei aus einer gezielten Bestäubung vom gewünschten Gemüse stammen, führt Leuenberger aus.

Für optimale Wachstumsbedingungen gibt es laut Leuenberger verschiedene relevante Faktoren, wie : Temperatur, Bodenbeschaffenheit oder den Wasserhaushalt. «Freude und Durchhaltewillen während der Vegetationszeit sind sehr wichtig», so Leuenberger.

Mann neben riesigem Kürbis in Gewächshaus.
Legende: Ein gigantischer Kürbis Der Atlantic Giant von Matthias Leuenberger belegt mit 654.5 kg den zweiten Platz. Gewonnen hat der Squash Kürbis von Florian Isler mit 727.5 kg. Simone Leuenberger

Mit einem Hobby zum Weltrekordhalter

Ebenfalls ein leidenschaftlicher Riesengemüse-Züchter ist Jürg Wiesli aus Dozwil TG. Auch er nahm an der diesjährigen Schweizermeisterschaft teil und erreichte mit dem 333.7 cm Long Gourd Kürbis einen neuen Schweizer Rekord. Seit fast 20 Jahren pflegt er dieses zeitintensive Hobby. Auch Wiesli betont, dass die Bodenbeschaffenheit für den Erfolg im Riesengemüseanbau wichtig sei und natürlich auch die richtigen Samen für das jeweilige Gemüse, so Wiesli. Damit scheint er erfolgreich zu sein, denn Wiesli ist der aktuelle Weltrekordhalter für den weltweit längsten Chili (50.5 cm).

Wer Riesengemüse anbaut, hat Riesenmengen zu verbrauchen

Riesengemüse sieht nicht nur beeindruckend aus – es ist auch essbar. Für einen guten Geschmack ist beispielsweise eine regelmässige Bewässerung wichtig, damit es zu keinem Wachstumsstillstand kommt und das Gemüse zart bleibt, erklärt Jürg Wiesli. Bei diesen Riesenmengen könne man nicht alles selbst essen.

Deswegen stellt Wiesli vor seinem Haus Gemüse zum gratis Mitnehmen bereit. Auch Matthias Leuenberger nennt spannende Möglichkeiten, wie das Riesengemüse verwertet werden kann. Kürbisfleisch könne als Futter für Nutztiere verwendet oder verteilt werden.

Radio SRF 3, 16.10.2024, 13:40 Uhr

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