Kanadische Teams im Nachteil Die Krux mit den Steuern – muss NHL den «Salary Cap» überdenken?

Kanadas NHL-Teams warten seit 1993 auf einen Stanley Cup. Womöglich auch, weil sie steuertechnisch im Nachteil sind.

Zwei Eishockeyspieler im blauen Trikot auf dem Eis.
Legende: Verdienen beide mehr als 10 Millionen pro Jahr Mitchell Marner (l.) und Auston Matthews. Imago Images/ZUMA Press

Kanada gilt als stolze Eishockeynation. Mehr als 50 Prozent aller Spieler in der NHL sind kanadischer Herkunft, der Sport begeistert das Land wie kein anderer. Nur: Seit nunmehr 31 Jahren hat kein kanadisches Team mehr den Stanley Cup gewonnen. 1993 waren die Montreal Canadiens letztmals erfolgreich, seither haben nur US-amerikanische Mannschaften den Titel geholt.

In dieser Zeit hat in der NHL – wie in allen anderen US-Topligen – eine Kommerzialisierung stattgefunden. Die Gehaltsobergrenze («Salary Cap»), die 2005 zwecks Chancengleichheit eingeführt und bei 39 Millionen angesetzt worden war, hat sich in den letzten fast 20 Jahren mehr als verdoppelt.

Die Teams dürfen in der Saison 2024/25 für das gesamte 23-Mann-Kader bis zu 88 Millionen ausgeben. Doch sind die Chancen wirklich für alle Teams dieselben, haben seit 2005 immerhin 13 verschiedene US-Teams, aber keine einzige kanadische Mannschaft den Stanley Cup gewonnen?

Kanadische Teams im Steuernachteil

Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Ein Blick auf die Finanzen liefert jedoch Hinweise. Die Stars der Liga verdienen 10 Millionen pro Jahr und mehr. Für die Sportchefs der Teams ist es eine knifflige Aufgabe, möglichst viele Topspieler unter Vertrag zu nehmen, ohne dabei die Breite des Kaders zu beeinträchtigen.

Umso schwerer macht es der Umstand, dass die NHL in zwei Ländern und unzähligen Bundesstaaten respektive Provinzen operiert, die unterschiedlich hohe Steuern erheben. In den letzten 5 Stanley-Cup-Finals nahm immer ein Team aus Florida teil. Einwohner dieses Staates müssen auf ihr Einkommen nur Bundessteuern bezahlen. Gleich verhält es sich im Bundesstaat Nevada, wo die Vegas Golden Knights herkommen, welche den Stanley Cup 2023 in die Höhe stemmen durften.

In Kanada ist das anders. Während die Bundessteuern auf hohe Einkommen dort leicht tiefer sind als in den USA (33 im Gegensatz zu 37 Prozent), erheben sämtliche Provinzen noch eigene Abgaben. In Ontario, der Heimat der Toronto Maple Leafs, fallen zusätzlich 13, für die in Alberta angesiedelten Edmonton Oilers gar 15 Prozent an.

Toronto: Hohe Steuern und hohe Lebenshaltungskosten

Aus rein finanzieller Sicht ist es für Spieler also attraktiver, in US-Staaten, die keine Steuern erheben, zu spielen, weil mehr Geld in der eigenen Tasche bleibt. Dass es sich im warmen Florida für viele Spieler besser leben lässt als etwa im jeweils im Winter eiskalten Edmonton, liegt zudem auf der Hand.

Eine Analyse von SRF zeigt: Insbesondere bei Toronto, das neben den hohen Steuern auch hohe Lebenshaltungskosten hat, leidet aufgrund der hochdotierten Verträge der Stars aus den zwei Top-Linien die Breite des Kaders.

NHL-Team Ausgaben im «Salary Cap» (Top-2-Linien inkl. Goalie) Einkommen der Spieler nach Steuern Lebenshaltungskosten
Florida Panthers 66'166'667 USD 42'146'700 USD
Toronto Maple Leafs 71'828'000 USD 38'105'700 USD -9,4 Prozent
Vegas Golden Knights 67'325'000 USD 42'907'000 USD -16,1 Prozent
Edmonton Oilers 63'325'000 USD 30'078'000 USD -29,6 Prozent

Für ihre Top-Linien (inkl. Goalie) wenden die Maple Leafs 71,8 Millionen US-Dollar auf. Für den Rest des Kaders bleiben daher nur rund 16 Millionen. Das sind 6 Millionen weniger als bei den Florida Panthers, für deren Stars trotz tieferem Lohn nach den Steuerabgaben insgesamt mehr Geld übrig bleibt.

Aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten in Fort Lauderdale (FL) relativiert sich das Bild bei den Panthers leicht. Dennoch kann man konstatieren, dass die Maple Leafs unter den höheren Steuern in Kanada leiden.

Las Vegas lohnt sich

Nach Steuern noch weniger als die Toronto-Spieler verdienen die Stars der Edmonton Oilers, die jüngst im Stanley-Cup-Final den Panthers unterlagen. Mehr als die Hälfte des Lohns von Connor McDavid und Co. geht durch Steuern verloren. Dazu kommt, dass die in dieser Saison vergleichsweise tiefen Ausgaben für die besten Linien ab nächstem Jahr aufgrund einer Lohnerhöhung für Stürmer Leon Draisaitl um 5,5 Millionen drastisch zunehmen werden.

Verglichen mit Las Vegas ist das Bild trotzdem deutlich. Die Golden Knights geben für ihre Top-Linien zwar 4 Millionen mehr aus als die Oilers, das effektive Spielereinkommen nach Steuern ist aber fast 13 Millionen höher. Auch unter Berücksichtigung der Lebenshaltungskosten, die in Edmonton von allen untersuchten Teams am tiefsten sind, haben die Golden-Knights-Spieler am meisten Geld auf der Seite.

Kanadische Teams haben bei «Free Agents» schweren Stand

Bestverdienende Spieler zahlen hohe Steuern

Angesichts dieser Analyse überrascht es weniger, dass Kanada seit derart langer Zeit auf einen Triumph wartet. Die hohen Steuern führen insbesondere in Toronto (und ab der Saison 2025 wohl auch in Edmonton) dazu, dass die besten Spieler viel Geld kosten und dadurch die Breite des Kaders leidet.

Es ist aber nicht nur ein USA-Kanada-Gegensatz. Auch innerhalb der Vereinigten Staaten gibt es diese Unterschiede. So betreffen die 14 nach Jahressalär höchstdotierten Verträge der NHL allesamt Spieler, die in ihren Staaten/Provinzen Steuern abgeben müssen. Das wirft die Frage auf, ob die feste und für alle Teams gleiche Gehaltsobergrenze fair ist. Eine richtige Antwort darauf gibt es wohl nicht.

SRF zwei, «Sportpanorama», 06.10.24, 18:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel