Ende der Sommerzeit Debatte um Zeitumstellung in Europa ungelöst – eine Übersicht

Am Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Doch wie oft noch? Die Sommerzeit ist politisch umstritten.

In der Schweiz gibt es die Sommerzeit seit 1981: Mit der Einführung der Sommerzeit in Frankreich im Jahr 1976 entflammte auch in der Schweiz eine Diskussion zur Zeitumstellung. 1978 entschied sich das Stimmvolk noch mit 83.8 Prozent gegen eine Sommerzeit. Als sich allerdings Deutschland 1980 einer europäischen Regelung anschloss, wurde die Schweiz zu einer Zeitinsel. Alle Nachbarstaaten hatten Sommerzeit, nur bei uns galt Standardzeit. Im Jahr 1981 führte der Bundesrat deshalb die Sommerzeit ein. Bereits in den Jahren 1941 und 1942, während des Zweiten Weltkrieges, erlebte die Schweiz eine Sommerzeit. Damals fand die Umstellung aber erst anfangs Mai statt und dauerte bis anfangs Oktober.

Widerstand gegen die Sommerzeit: In der Schweiz war die Zeitumstellung immer wieder kritischen Stimmen ausgesetzt. Im Jahr 2019 lancierte ein Komitee rund um die damalige SVP-Nationalrätin Yvette Estermann eine eidgenössische Volksinitiative. Künftig sollte in der Schweiz ganzjährig die mitteleuropäische Zeit gelten, lautete die Forderung. Die Initiative kam jedoch nicht zustande. Bereits in den Jahren 2010 und 2016 reichte Estermann Vorstösse zum Thema ein. Die Ablehnung der Vorstösse wurde damit begründet, dass die Schweiz nicht zur Zeitinsel innerhalb Europas werden sollte.

Abschaffung auch in der EU Thema: Im Jahr 2019 sprach sich das EU-Parlament dafür aus, die Zeitumstellung abzuschaffen. Dies ist jedoch bis heute nicht umgesetzt worden. Denn: Für grundlegende Beschlüsse in der EU ist die Zustimmung aller Mitgliedstaaten erforderlich, und diese konnten sich bisher nicht einigen. Aktuell laufen keine Diskussionen zum Thema. Und dies dürfte laut Andreas Reich, EU-Korrespondent von SRF, auch bis auf Weiteres so bleiben. Das Vorhaben liegt auf Eis. Über 60 Abgeordnete des EU-Parlaments wollen aber neuen Schwung in die Sache bringen. Sie fordern Kommissionschefin Ursula von der Leyen in einem Brief dazu auf, die Abschaffung der Zeitumstelln voranzubringen.

Ungeklärte Fragen: Noch unklar ist, ob bei einer Abschaffung der Zeitumstellung die Sommer- oder die Normalzeit gelten sollte. Skandinavische Länder haben wenig Interesse daran, die Sommerzeit zur Normalzeit werden zu lassen. Dann nämlich würde es im Winter morgens noch später hell. Die touristisch ausgerichteten Länder rund ums Mittelmeer möchten ihre Gäste dagegen abends auch draussen bedienen, bevor die Nacht hereinbricht.

Was die Schweiz tun würde: Laut dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas) verfolgt die Schweiz die Entwicklungen in den Nachbarländern. Sie werde sorgfältig prüfen, ob eine allfällige Anpassung der Zeitregelung sinnvoll und im Interesse der Schweiz ist. Bundesrat und Parlament haben sich laut Metas damals vor allem aus wirtschaftlichen Gründen für die Zeitumstellung entschieden. Die Schweizer Zeitregelung soll mit jenen der Nachbarstaaten übereinstimmen. Bei einer abweichenden Regelung würde die Schweiz zu einer Zeitinsel – mit den entsprechenden Konsequenzen, insbesondere im Geschäftsverkehr, im Transportwesen, im Tourismus und der Kommunikation.

Ukraine schafft Sommerzeit ab: Die Ukraine wird in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 2024 das letzte Mal die Uhren umstellen. Im Juli 2024 stimmten die Abgeordneten für den Gesetzesentwurf, der im Jahr 2020 initiiert wurde. Die Abschaffung hat unter anderem auch mit dem Krieg zu tun. In der Begründung für den Entscheid des ukrainischen Parlaments wird auf die Abgrenzung zum russischen Kriegsgegner verwiesen.

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Radio SRF 1, 21.10.2024, 13:40 Uhr ; 

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