Citizen Science Fäkalproblem auf dem Mond: Wer hat eine zündende Idee?

Die Astronauten haben in den letzten Jahren fast 100 Beutel Fäkalien auf dem Mond zurückgelassen. Auch nach Jahrzehnten hat die Nasa noch keine Lösung für das Abfallproblem gefunden. Die Raumfahrtbehörde verspricht nun 2.5 Millionen Franken Preisgeld für die Person, welche das Problem lösen kann. Tiina Stämpfli setzt sich bei Science et Cité für den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein und erklärt im Interview, was ein solcher Ideenwettbewerb bringt.

Tiina Stämpfli

Stv. Geschäftsführerin von Science et Cité

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Tiina Stämpfli arbeitet bei der Stiftung Science et Cité. Die Stiftung setzt sich für den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein.

SRF News: Der Aufruf der Nasa scheint ungewöhnlich. Hat die Raumfahrtbehörde bereits in Vergangenheit solche Wettbewerbe gemacht?

Tiina Stämpfli: Ja, die Nasa operiert schon seit vielen Jahren mit solchen Aufrufen. Und dies wahrscheinlich auch erfolgreich, sonst würde sie es wohl nicht mehr machen. Die verschiedenen Projekte sind auf der Website der Nasa unter Citizen Science aufgelistet. Citizen Science bedeutet, dass Leute, die nicht in der Wissenschaft tätig sind, einen Beitrag zu einem wissenschaftlichen Problem leisten. Dann kann es eben sein, dass sie bei konkreten Fragestellungen involviert werden oder auch Daten beisteuern.

Durch einen solchen Aufruf öffnet die Nasa ihre Perspektive.

Dabei handelt es sich häufig um Projekte, über die sich die Wissenschaft schon länger den Kopf zerbricht. Inwiefern können da Laien eine Lösung finden?

Die Nasa ist sicher sehr gut aufgestellt, was die Wissenschaften anbelangt. Aber dennoch gibt es offenbar Momente, in denen sie sieht, dass es vielleicht ausserhalb der wissenschaftlichen Community Lösungen für ein spezifisches Problem geben könnte. Vielleicht wird die Lösung an einem anderen Ort bereits angewendet und die Nasa hat keine Kenntnis davon. Durch einen solchen Aufruf öffnet die Nasa ihre Perspektive. Dadurch ermöglicht sie auch einen Einblick in ihre konkreten Probleme.

Neben dem Einbringen von Ideen gibt es auch andere Möglichkeit, der Wissenschaft etwas beizusteuern. Es gibt beispielsweise Aufrufe dazu, Vögel zu beobachten oder Pflanzen im Garten zu zählen.

Ja genau, da wird Expertenwissen quasi aus der Gesellschaft reingeholt. Das haben die Wissenschaften schon immer gemacht. Dadurch können sie neue Perspektiven integrieren, beispielsweise Sichtweisen aus der Erfahrung oder der Lebensgeschichte von Personen.

Sie sagen, das hat man auch früher schon gemacht. Trotzdem erscheint es mir so, dass es in den letzten Monaten immer mehr solche Aufrufe gegeben hat.

Diese Wahrnehmung teile ich mit Ihnen. Die Aufrufe sind viel präsenter in der Öffentlichkeit und es wird mehr darüber berichtet. Wahrscheinlich ist das aufgrund der Erkenntnis, dass es wichtig ist, in die Medien zu kommen. Auch Kanäle wie Social Media sind wichtig, um auf das Projekt aufmerksam zu machen und die Leute einzuladen, einen Beitrag zu leisten. Dann kann auch spezifisch dieses Wissen von den Freiwilligen in das Projekt integriert werden.

Auch in der Schweiz gibt es solche Aufrufe. Die Behörden fragten beispielsweise nach Ideen zum Problem mit Munition in den Seen . Bei welchen Problemen macht es Sinn, die Öffentlichkeit einzubeziehen und bei welchen nicht?

Das ist nicht einfach zu beantworten. Ich denke, da muss man sich überlegen, was das Ziel des Aufrufs ist. Auch wenn es darum geht, Akzeptanz zu schaffen, kann ein Aufruf sinnvoll sein. Aber dahinter sollte noch ein anderes Ziel stecken. Welches Problem will man mit dem Aufruf lösen und welche Erkenntnisse möchte man generieren? Bei Citizen Science geht es wirklich darum, dass eine wissenschaftliche Erkenntnis entstehen soll.

Das Gespräch führte Corina Heinzmann.

Vermüllung des Weltalls

Box aufklappen Box zuklappen

Laut Christian von Burg von der SRF-Wissenschaftsredaktion geht es beim Müllproblem längst nicht mehr nur um Fäkalien. Die Vermüllung des Weltalls sei ein grosses Problem. Dort wo die Satelliten fliegen, droht die Gefahr, dass gewisse Umlaufbahnen bald nicht mehr benutzbar sind.

Der Abfall, der auf dem Mond zurückgelassen wurde, sei im Vergleich dazu kein allzu grosses Problem, so von Burg.

Podcast News Plus

In einer Viertelstunde die Welt besser verstehen – ein Thema, neue Perspektiven und Antworten auf eure Fragen. Jeden Wochentag um 16 Uhr.

Weitere Audios und Podcasts

News Plus, 22.10.2024, 16 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel