International Varoufakis pflegte das Image eines Rebellen

Aus Sicht der europäischen Amtskollegen war er der umstrittenste Verhandlungspartner: Griechenlands Finanzminister Varoufakis. Einen Tag nach dem Erfolg der Regierung beim Referendum kündigte er nun seinen Rücktritt an. In seinem Heimatland gilt Varoufakis als Popstar der Ökonomie.

Yanis Varoufakis – bewundert und belächelt

Als griechischer Finanzminister hatte Yanis Varoufakis mehrmals für Aufsehen gesorgt. Sei es wegen seiner provokanten Äusserungen – zuletzt hatte er die internationalen Geldgeber als «Terroristen» bezeichnet –, seinem Auftreten – gekleidet in eine Lederjacke und immer ohne Krawatte – oder seinem Transportmittel – wahlweise ein Motorrad oder auch mal ein Linienflug für ein Treffen in Brüssel. Entsprechend spektakulär fiel auch Varoufakis' Rücktritt aus.

Ursprünglich hatte der frühere Wirtschaftsprofessor angekündigt, er werde bei einem Ja zum Referendum den Hut nehmen. Nun haben die Griechen das Referendum abgelehnt – und Varoufakis geht trotzdem. Die Begründung: Gewisse Mitglieder der Eurogruppe wären froh, wenn er nicht mehr an den Treffen dabei wäre. Das schreibt er auf seinem Blog.

Dort schiesst er auch in gewohnt polemischer Manier gegen die Geldgeber, indem er schreibt: «Ich werde die Abscheu der Gläubiger mit Stolz tragen.» Das Referendum vom Sonntag werde als Moment in die Geschichte eingehen, «als eine kleine europäische Nation sich gegen die Schulden-Knechtschaft erhoben hat».

Grundsatzdebatten statt konkrete Vorschläge

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Während seiner kurzen Zeit als Finanzminister kam es zwischen Varoufakis und seinen europäischen Amtskollegen mehrmals zu heftigen Auseinandersetzungen. Wenn er von anderen Ministern nach Zahlen gefragt wurde, wich er gern aus: «Lasst uns doch nicht so technisch werden.»

Statt dessen hielt er Vorträge über die gemeinsame Zukunft Europas. Das trieb viele – allen voran Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble – fast zum Wahnsinn, berichten Augenzeugen der Gespräche in Brüssel.

Insofern könne Varoufakis' Rücktritt die Verhandlungen erleichtern, sagt Christos Katsioulis von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Athen. «So denken fast alle in Europa, aber auch in Griechenland.» Er habe mit seiner Persönlichkeit provoziert, polarisiert und auch gespalten. Und es sei deutlich geworden, «dass er überhaupt kein Vertrauensverhältnis zu seinen Amtskollegen in der Eurogruppe aufgebaut hat».

Autor eines Buches über die Finanzen der Welt

Der gebürtige Athener ist viel in der Welt herumgekommen und international gut vernetzt. Er lehrte unter anderem im australischen Sydney, im schottischen Glasgow und zuletzt an der Universität von Texas in Austin (USA).

Varoufakis ist verheiratet und lebt mit seiner Frau in einem Penthouse im teuersten Stadtviertel von Athen unterhalb der Akropolis. Er hat eine Tochter aus erster Ehe, die in Australien lebt. In einem seiner Bücher erklärt er ihr die Finanzen der Welt.

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